Mordfall Thilo Neumann in Namibia endet mit Freispruch

Mordfall Thilo Neumann in Namibia endet mit Freispruch.

Fünf Jahre nach dem Mord an dem Deutschen Thilo Neumann bei Swakopmund, Namibia, endete das Verfahren bereits im Oktober 2014 mit dem Freispruch von fünf Verdächtigen. Der Mordfall bleibt bis auf weiteres aus Mangel an Beweisen ungesühnt.

Seit Oktober 2014 genießen Fillemon Shilongo, Sem Mwaala Shamba, David David, David Asino und Lazarus Kambonde wieder die Freiheit, nachdem sie alle über vier Jahre lang in Untersuchungshaft saßen. Aus Mangel an Beweisen wurden alle Verdächtigen in den Anklagepunkten des Mordes sowie der Verschwörung, einen Diebstahl zu begehen, für unschuldig befunden. Das wurde jetzt bei AZ-Recherchen bekannt, inklusive des Wortlauts der richterlichen Entscheidung. „Sogar ein Laie in diesem bestimmten Fall würde sofort bemerken, dass viele Beweisstücke verschwunden sind“, urteilte Richterin Gaynor Poulton damals. Und: „Es gab die Möglichkeit, so viele Beweisstücke vor das Gericht zu bringen, was aber nie passiert ist.“ In ihrem Urteil hat die Richterin mehrfach auf dieses eklatante Polizeiversagen hingewiesen. Der gebürtige Darmstädter Neumann wurde in der Nacht von 18. auf den 19. Januar 2010 auf seiner Kleinsiedlung im Swakop-Tal durch zwei Schüsse ermordet. Der Wachmann Festus Hanavi hatte den Vorfall damals durch einen kleinen Schlitz zwischen Tür und Rahmen beobachtet - er war der Schlüsselzeuge. „Die Darstellung dieses Zeugen vor Gericht ist aber unglaubwürdig“, sagte Richterin Poulton. Diese Aussage begründete sie damit, dass Hanavi am Tag nach dem Mord von der Polizei befragt worden sei und gesagt habe, er könne die Täter nicht identifizieren, weil es dunkel gewesen sei. Als den Angeklagten viereinhalb Jahre später am Regionalgericht Swakopmund der Prozess gemacht wurde, habe Hanavi die Personen plötzlich erkannt und ausgewiesen. „Das ist höchst unwahrscheinlich“, so Poulton dazu. Ferner wurde damals unweit von dem Tatort ein weißer Bakkie gefunden, der in einen Unfall verwickelt war und im Besitz eines Angeklagten gewesen sein soll. Es wurde davon ausgegangen, dass dies der Fluchtwagen war. Doch: „Es wurde nicht mal untersucht, in welche Richtung der Wagen gefahren ist. Es kann sich deshalb um einen reinen Zufall gehandelt haben“, sagte die Richterin dazu. Ein ähnliches Szenario bot sich am Tatort: So habe der leitende Ermittler dort „zwei oder drei Paar Schuhspuren“ sowie „eine Autospur“ bemerkt und dies vor Gericht erwähnt. Kurioserweise seien davon aber keine Abdrücke gemacht worden - somit habe die Staatsanwaltschaft keine Verbindung zwischen den Spuren sowie den Angeklagten darstellen können. Deshalb sagte Poulton: „Die Angeklagten mussten nicht zu eigenen Verteidigung aussagen, weil es keine Beweise gegen sie gab.“ Über den Freispruch der Angeklagten wurden die Eltern des Opfers, Rolf und Hannelore Neumann, in Deutschland von der Deutschen Botschaft in Windhoek informiert. In einem Schreiben, das sie vor kurzem an die AZ schickten, drücken sie ihre Verzweifelung aus und fordern Aufklärung: „Da sitzen fünf Tatverdächtige über 4,5 Jahre in Untersuchungshaft. Eine Fahndung nach anderen Verdächtigen findet nicht statt, weil die Justiz und Polizei sich sicher waren, dass nur diese fünf Verdächtigen, auf frischer Tat ertappt, für diesen Mord infrage kommen - und plötzlich werden alle als unschuldig in die Freiheit entlassen.“ Und weiter: „Ist dieser Prozess über ein begangenes Gewaltverbrechen damit beendet und der Mord bleibt ungesühnt?“

Erwin Leuschner

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Mordfall Thilo Neumann in Namibia endet mit Freispruch.