04.02.2014

Mamphela Ramphele läßt Bündnis der Oppositon in Südafrika platzen

In Südafrika hatte Mamphela Ramphele einen Zusammenschluss ihrer Partei Agang mit der Demokratische Allianz (DA) angekündigt und sollte als Spitzenkandidatin in das Rennen um die Präsidentschaft gehen. Jetzt macht sie einen Rückzieher.

Seit dem Ende der Apartheid vor 20 Jahren steht die liberale Opposition in Südafrika vor einem schier unüberwindbaren Dilemma: In einem Land, das immer noch stark in Rassenkategorien denkt und nach der Hautfarbe wählt, fehlt ihr ein glaubwürdiges schwarzes Gesicht. Dabei sind inzwischen 80% der Südafrikaner schwarz. Mit der renommierten schwarzen Anti-Apartheid-Aktivistin und Geschäftsfrau Mamphela Ramphele schien die von der deutschstämmigen Helen Zille ausgesprochen erfolgreich geführte Demokratische Allianz (DA) kurz vor den Wahlen nun auch den farblich richtigen Anstrich zu erhalten. Mit ihr, so hofften die Liberalen, würde die Partei ihren nationalen Stimmanteil von derzeit 17 auf womöglich sogar mehr als 25 Prozent steigern können. Noch letzte Woche hatte die DA deshalb voller Genugtuung verkündet, dass die 66-jährige Ramphele bei den vermutlich im April abgehaltenen Wahlen als offizielle Präsidentschaftskandidatin der DA antreten werde. Doch dann kam alles ganz anders: Nachdem die beiden Powerfrauen noch am letzten Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz eine gemeinsame Allianz verkündet hatten, bekam Ramphele am Wochenende, vermutlich wegen herber Kritik aus den eigenen Reihen, schnell kalte Füße. Offenbar hatte sie ihre erst vor einem Jahr gegründete Agang-Partei (in der Sothosprache: „lasst uns bauen“) und deren Mitglieder im Vorfeld überhaupt nicht konsultiert, sondern das Aufgehen von Agang in der DA völlig eigenmächtig entschieden. Sie selbst konnte sich plötzlich an die der DA gegebenen Zusagen nicht mehr erinnern, etwa die Übernahme der Spitzenkandidatur. Kurz entschlossen blies DA-Chefin Zille daraufhin das Projekt am Wochenende ab. Zwar sei Ramphele eine enge persönliche Freundin, doch sei sie offenbar nicht in der Lage, Projekte erfolgreich zu beenden. Auch sei Ramphele partout kein Teamspieler, monierte Zille nun. Das ständige Hin und Her und die mit dem verpatzten Übertritt verbundenen Negativschlagzeilen dürften nun aber auch Zille schwächen, zumal sie Ramphele zuvor offenbar fast genauso einsam zur Spitzenkandidatin der DA und ihrer potenziellen Nachfolgerin gemacht hatte. Dieses Vorhaben dürfte nun auf Dauer gescheitert sein. An dem Versuch, die Opposition am Kap zusammenzuführen, halte die DA dennoch weiterhin fest, ließ Zille wissen. Mit Ramphele hätte die DA eine intellektuelle, aber auch für eine für ihr übergroßes Ego und einen enormen Starrsinn bekannte Frau bekommen. Ganz überraschend kommt das PR-Desaster schon deshalb nicht. Zudem hatte die frühere Managerin der Weltbank und Vizepräsidentin der Universität Kapstadt bereits zuvor über Jahre hinweg das Angebot der DA auf eine Spitzenposition ausgeschlagen. Allerdings war es Ramphele nie gelungen, ihre Agang-Partei landesweit bekannt zu machen. Beobachter hatten Agang zuletzt bei einer Wahl kaum mehr als ein Prozent der Stimmen prophezeit. Auch soll die Partei finanziell bankrott gewesen sein. Ihre noch letzte Woche erklärte Bereitschaft, mit der DA zu fusionieren, hatte Ramphele selbst damit erklärt, dass ein Zusammenschluss der Opposition zum Wohle des Landes sei. „Wir nehmen dem ANC mit der Hautfarbe seine größte Trumpfkarte“, sagte sie damals. Was fortan zähle, seien allein Kompetenz und Verdienst. Dies scheint für sie nun plötzlich nicht mehr von Belang zu sein. Landesweit bekannt war Mamphela Ramphele in den 70er Jahren als Lebensgefährtin von Steve Biko, dem Anführer der schwarzen Bewusstseins-Bewegung. Er war 1977 unter der Apartheid in Polizeihaft ums Leben gekommen. Pikanterweise hatte damals ausgerechnet Helen Zille als junge Reporterin aufgedeckt, dass Biko nicht etwa wie vom Apartheidregime behauptet an den Folgen eines Hungerstreiks, sondern aufgrund körperlicher Gewalt verstarb. Seitdem waren die beiden Frauen einander sowohl politisch wie familiär eng verbunden. Nicht wenige Analysten hatten den beiden starken Frauen zugetraut, den ANC bei den Wahlen in wenigen Wochen knapp unter die psychologisch wichtige 60-Prozent-Marke zu drücken. Besonders unter jungen Südafrikanern wächst der Unmut über die immer neuen Korruptionsvorwürfe gegen Präsident Jacob Zuma und dessen fehlende politische Führung. Zermürbt von immer neuen Machtkämpfen innerhalb des ANC treibt das Land seit Jahren richtungslos dahin. Bei der offiziellen Trauerfeier für den verstorbenen Volkshelden Nelson Mandela im Dezember war Zuma deshalb von großen Teilen des Publikums ununterbrochen ausgebuht worden. An einem klaren Wahlsieg der früheren Widerstandsbewegung zweifelt trotz der nun erfolgten Neuausrichtung der Oppositionspolitik und der Unbeliebtheit von Präsident Jacob Zuma allerdings niemand, zumal nach dem jüngsten Fauxpas der Opposition. Dazu ist der ANC auch 20 Jahre nach seinem Machtantritt bei den Schwarzen eine viel zu starke Marke. Auch profitiert die Partei nachhaltig vom Namen seines vor kurzem verstorbenen und weltweit verehrten Ex-Präsidenten Nelson Mandela. Aber auch wirtschaftlich ist die ANC-Regierung hinter den Erwartungen zurückgeblieben: Weit über die Hälfe der schwarzen Südafrikaner unter 24 Jahren sind arbeitslos – und die wirtschaftliche Ungleichheit fast noch immer so groß wie zu Zeiten der Apartheid, weil fast nur politisch gut vernetzte Südafrikaner von der Black-Empowerment-Politik des ANC profitieren. Symptomatisch ist auch, dass die südafrikanische Rand-Währung angesichts des starken Rückgangs der Auslandsinvestitionen und immer neuer Streiks gerade auf ein neues Allzeittief von 15:1 gegenüber dem Euro gefallen ist. Unter vielen Beobachtern gilt die Währung als der Aktienkurs eines Landes.

Wolfgang Drechsler, Kapstadt

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Mamphela Ramphele läßt Bündnis der Oppositon in Südafrika platzen.

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