11.12.2016

Kolonialeisenbahnen in Namibia: Die Spuren der Otavibahn, Staatsbahn, Lüderitzbahn, Karibiber Mamorbahn, Stichbahn, Nord-Südbahn, Südbahn und Ambolandbahn

Kolonialeisenbahnen in Namibia: Die Spuren der Otavibahn, Staatsbahn, Lüderitzbahn, Karibiber Mamorbahn, Stichbahn, Nord-Südbahn, Südbahn und Ambolandbahn. Uwe Albert hat darüber ein hochinteressantes Buch geschrieben.

Kolonialeisenbahnen in Namibia: Die Spuren der Otavibahn, Staatsbahn, Lüderitzbahn, Karibiber Mamorbahn, Stichbahn, Nord-Südbahn, Südbahn und Ambolandbahn. Uwe Albert hat darüber ein hochinteressantes Buch geschrieben.

Der Deutsche Uwe Albert sucht unermüdlich nach Spuren der Deutschen Kolonialeisenbahn in Namibia. Als Junge lauschte Uwe Albert den Erzählungen seines Großvaters über das frühere Deutsch-Südwestafrika. Die Geschichten über die Kolonialisierung und den Aufbau des Schienennetzes faszinierten ihn. 2006 reiste er zum ersten Mal nach Namibia. Seitdem kehrt er jährlich zurück und dokumentiert die früheren Bahnstrecken der Otavibahn, Staatsbahn, Lüderitzbahn, Karibiber Mamorbahn, Stichbahn, Nord-Südbahn, Südbahn und Ambolandbahn.

Das Stimmengewirr der Reisenden, der energische Pfiff des Schaffners, das behäbige Anschnaufen der Dampflok: auf vielen bis heute erhaltenen Ansichtskarten aus den Jahren um 1905 lebt die kurze Blütezeit der Eisenbahn in Namibia auf. Zugleich transportiert so manches Sammlerstück die damalige Euphorie der Deutsch-Südwester. „Hurrah“, steht auf eine gemalte Karte gedruckt, die heiter koloriert einen Bierkrug schwenkenden Zugführer zeigt: „Die Eisenbahn ist nun im Land. Jetzt werden die Minen weltbekannt!“ Es ist die Karte, die Albert für das Titelblatt seiner Reiseberichte gewählt hat. Uwe Albert ist ein Zeitreisender. 2008 begann der Westfale, die ehemaligen deutschen Bahnstationen in Namibia abzufahren, um die verbliebenen Spuren der Kolonialeisenbahn zu erkunden. Schnell wurden aus den Tagestouren mehrtägige „Expeditionen“ mit einheimischen Reisebegleitern. Bald wusste er, dass er sich einem langjährigen Vorhaben verschrieben hat. Dem Vorhaben, möglichst landesweit zu dokumentieren, was nach über 100 Jahren vom einstigen Schienennetz noch existiert und in welchem Zustand die Anlagen an den Bahnlinien heute sind. Was er vor Ort vorfindet, hält er in Reiseberichten fest. Ein besonderer Wert besteht in deren historischen Bezügen. Albert fotografiert jede Station aus möglichst der gleichen Perspektive, aus der sie jeweils auch auf alten Ansichtskarten aufgenommen oder gemalt wurde. „Mich reizt es, den Vergleich von damals und heute anzustellen“, verrät der 66-Jährige mit Blick auf seinen enormen Bestand an Ansichtskarten. So überschreibt er seine Reiseberichte denn auch mit „Damals und Heute“. Entstanden ist, wie er selbst sagt, „eine in sich geschlossene historisch-philatelistische Abhandlung“. Dabei ist die Philatelie, sprich die Kunde von den Briefmarken, in seinem Fall sogar das ältere Hobby. Schon als Kind entwickelte er sich zum leidenschaftlichen Sammler, ebenso von Ansichtskarten und zeitgeschichtlichen Belegen wie etwa Fahrkarten oder Telegrammen. Doch thematisch galt sein Interesse bereits im Alter von zehn Jahren besonders der Postgeschichte und Eisenbahn in Deutsch-Südwestafrika bzw. dem späteren Südwestafrika. Kein Wunder: Den kleinen Uwe fesselten die Erzählungen des Großvaters. Dessen Wissen über die deutschen Kolonien war groß, obwohl er sie selbst nie betreten hat. All die Geschichten über fremde Volksstämme, jene anschaulichen Berichte über die Kolonialisierung durch die Deutschen und schließlich die Schilderungen des betagten Mannes vom harten Bau der Bahnstrecken der Otavibahn, Staatsbahn, Lüderitzbahn, Karibiber Mamorbahn, Stichbahn, Nord-Südbahn, Südbahn und Ambolandbahn ließen Uwe Albert sein Leben lang nicht mehr los. Jahrzehnte blieb es beim Sammeln. „Den Wunsch, alles mal direkt im Land zu sehen, gab es schon lange“, erzählt er. „Auch die inzwischen kennen gelernten Südwester-Sammler drängten mich dazu, mal vor Ort nach den Spuren der deutschen Kolonialisten zu suchen.“ 2006 reiste er dann zum ersten Mal nach Namibia. Kein Jahr verging seitdem, in dem er nicht zurückgekehrt ist. Im April 2014, hat er während einer 14-tägigen Tour die 1908 gebaute Bahnlinie von Seeheim bis Karasburg (früher Kalkfontein-Süd) erkundet. Und wieder ließ er sich überraschen, ob denn irgendwo noch alte Bahnhofsgebäude stehen oder nur Ruinen vorzufinden sind. Zur Station Kleinkaras schreibt er: „Das Gebäude ist heute noch gut erkennbar, da es sehr solide gebaut wurde.“ Noch größer ist die Begeisterung über den Zustand in Karasburg: „Das stillgelegte Stationsgebäude befindet sich im Jahre 2014 fast noch im alten deutschen Zustand“, heißt es im Reisebericht von Albert. „Alles ist sauber und ordentlich und könnte morgen wieder in Betrieb genommen werden, aber leider halten hier keine Züge mehr.“ Alle Reisen finanziert der in der Holzbranche tätige Verkaufsleiter aus eigener Tasche. „Andere Fernreisen nehme ich nicht vor“, sagt er. „Ich habe mit den Ausarbeitungen meiner Reiseerfahrungen genügend zu tun.“ Eines will er dabei unbedingt beibehalten: Für seine Touren setzte er sich stets Ziele, die über die Eisenbahnrecherche hinausgingen. „In den ersten Jahren war ich dabei behilflich, mit einem Bekannten im Okavango-Gebiet Lehrbücher in den Schulen zu verteilen, die man vorher in Windhoek gedruckt hatte“, erzählt er. Inzwischen ist der Verein „Namibia Hilfe EWF“ gegründet worden, dem Albert angehört. Diese Hilfsorganisation kümmert sich sowohl um schulische Belange als auch um Lebensmittel und Unterstützung für Waisen und Blinde. Albert publiziert auch zu anderen Themen als der Bahn. Beispiele sind die südafrikanischen Internierungslager für deutsche Zivilisten in Südwestafrika, Rehoboth oder Bahnpoststempel. Seit 2008 hat er die Strecke der Staatsbahn zwischen Windhoek und Swakopmund ausgiebig erforscht. Die ehemalige Bahnstation Jakalswater, bereits 1899 eröffnet, beschreibt er im Reisebericht auch anhand einer Bestellung, die der Pächter des am Bahnhof gelegenen Restaurants aufgibt: „Wo bleibt denn das seit 5. d. Mts. bestellte Bier, wir sitzen jetzt wieder trocken, obwohl wir mit der Bestellung zeitig dran waren.“ Fotos dokumentieren die Mittagspause von Uwe Albert und seinem Reisebegleiter vor der Hotel-Ruine im wuchernden Gras. „Leider kam trotz mehrfachen Rufens keine Bedienung zu uns an den Tisch“, scherzt er. Auch die Lüderitzbahn hat der Namibia-Freund inzwischen vollständig mit dem Auto abgefahren. Zwei Ansichtskarten von Lüderitzbucht bildet er ab: „Stehender Zug vor der Bahnstation“ und „Abfahrender Zug Richtung Kolmanskuppe“. Klassisch kontrastiert er Damals und Heute mit aktuellen Fotos und dem Kommentar: „Die Gleise enden vor dem Kapps Hotel, danach nur noch schienenlose Trassen.“ Neben der Staats- und der Lüderitzbahn kennt Albert auch die Reste der Marmorbahn in Karibib und der Stichbahn von Karibib nach Onguati bestens. Doch damit ist er längst nicht am Ziel. Er beabsichtigt weitere Reisen, denn jeden Tag verschwinden mehr Spuren der Vergangenheit.

Undine Konrad

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Kolonialeisenbahnen in Namibia: Die Spuren der Otavibahn, Staatsbahn, Lüderitzbahn, Karibiber Mamorbahn, Stichbahn, Nord-Südbahn, Südbahn und Ambolandbahn.

Empfehlungen

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Das Bergwerk Tsumeb, Namibia

Kupfer, Kolonialismus, Kapital. Die Orts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Bergwerks Tsumeb in Nordnamibia.

Die Befreiung Okahandjas

Die Befreiung Okahandjas

Der Ausbruch des Hereroaufstandes und die Befreiung Okahandjas durch die Schutztruppe aus der Sicht des Staatsbahnbetriebsleiters Walter Paschasius und ein Stück Eisenbahnergeschichte Südwestafrikas.

Der Bart des Elefanten. Eine biografische Erzählung über das Leben des Berufsjägers Volker Grellmann

Der Bart des Elefanten. Eine biografische Erzählung über das Leben des Berufsjägers Volker Grellmann

Der Bart des Elefanten. Das Leben des Berufsjägers und Naturschützers Volker Grellmann (1942-2019) in Namibia.

Im Auto quer durch Afrika

Im Auto quer durch Afrika

1907 legte Paul Graetz per Automobil die Strecke Daressalam nach Swakopmund in 630 Tagen zurück. In diesem Nachdruck von 'Im Auto quer durch Afrika' ist die abenteuerliche Fahrt beschrieben.

Autos und Flugzeuge in den deutschen Kolonien

Autos und Flugzeuge in den deutschen Kolonien

'Autos und Flugzeuge in den deutschen Kolonien' beschreibt die Anfänge der Motorisierung, der Automobilisierung und Luftfahrt in den deutschen Schutz- und Pachtgebieten.

Die deutschen Südwester

Die deutschen Südwester

Die deutschen Südwester ist ein autobiographischer Südwestafrika-Roman des Farmers und Schutztrupplers Walther Wülfing.

Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland

Von der Sandbüchse zum Post- und Telegraphenland

Der Aufbau des Kommunikationsnetzwerks in Deutsch-Südwestafrika 1884-1915