04.03.2015

Kai-Uwe Denker (NAPHA) über Jagd und Lebensraum in Namibia

Kai-Uwe Denker (NAPHA) über Jagd und Lebensraum in Namibia.

Kai-Uwe Denker (NAPHA) über Jagd und Lebensraum in Namibia.

Seit 2014 werden immer öfter Elefanten auf kommerziellem Farmland in Namibia gesichtet. Kai-Uwe Denker (NAPHA) verweist darauf, daß der ursprüngliche Lebensraum der Elefanten durch Eingriffe des Menschen immer kleiner wird und die Tiere in Gegenden drängen, in denen sie vorher nicht waren.

Kai-Uwe Denker im Namen des Vorstandes der Namibia Professional Hunting Association (NAPHA) über die öffentliche Diskussion vom Zusammenleben von Wildtieren und Menschen in gemeinsamen Lebensräumen.

In den letzten Monaten haben Elefanten, die sich auf kommerziellen Farmland bewegen, einiges Aufsehen erregt. Erneut kommt es dabei zur Verunglimpfung der Trophäenjagd und des Ministeriums für Umwelt und Tourismus. Zunächst möchten wir klarstellen, dass es nicht korrekt ist, dass die Berufsjagdvereinigung (NAPHA) Besorgnis wegen der Bejagung eines Problem-Elefanten in der Kamanjab-Umgebung geäußert hat, wie fälschlicherweise in der Zeitung „The Namibian“ berichtet wurde. Bedauerlicherweise können oder wollen viele Personen, die sich angeblich für den Naturschutz einsetzen, einfach nicht rational an natürliche Gesetzmäßigkeiten herangehen und sind nicht bereit, Wildtiere im Zusammenhang mit veränderten Umweltbedingungen zu betrachten. Insoweit es die Situation des Afrikanischen Elefanten angeht, um dessen Schutz sich die Öffentlichkeit solch große Sorgen macht, so gilt es festzustellen, dass den heute in Afrika noch vorkommenden Elefanten nur noch ein Bruchteil des Lebensraumes zur Verfügung steht, der ihnen noch vor 50 Jahren zur Verfügung stand. Ein Großteil dieses Lebensraumes wurde durch menschliche Besiedlung, Straßenbau, Bergbau und landwirtschaftliche Entwicklung zerstört. Die Elefantendichte in den verbliebenen Lebensräumen ist teils um ein vielfaches höher als noch vor 50 Jahren. Im südlichen Afrika werden derzeit beispielsweise Elefanten im Okavango-Delta Botswanas und in vielen Bereichen des nördlichen Namibias auf zu engem Lebensraum zusammengedrängt und zerstören ihre eigene Lebensgrundlege. Auch deshalb wandern immer wieder Elefanten in Gebiete ab, die inzwischen landwirtschaftlich erschlossen sind. Auf kleinem Raum in Botswana werden derzeit mehr als 200000 Elefanten zusammengedrängt. Das Biotop des Okavango-Deltas, wo die meisten dieser Elefanten vorkommen, kann laut Experten etwa 20000 Tiere nachhaltig verkraften. Es muss in diesem Lebensraum in Kürze zu einem völligen Zusammenbruch der Bestände und der natürlichen Vegetation kommen, wie dies in den 1970er Jahren im Tsavo-Park Kenias geschah. Dies bedeutet im Klartext ein Massensterben von Elefanten auf durch Menschen reduzierten Lebensraum. Dies sollte die Naturschützer interessieren und nicht der Tod eines einzelnen Elefanten. In der freien Natur sterben täglich hundertfach Tiere. Der Tod eines Einzelwesens ist im natürlichen Zusammenhang nicht von Bedeutung. Wichtig ist nur das Überleben der Art und das natürliche Gleichgewicht. Und eben dieses natürliche Gleichgewicht wird allerorten durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume durch den Menschen schwerwiegend gestört. Anstelle des ständigen Aufschreis, wenn irgendwo in Namibia ein Löwe oder ein Elefant zur Jagd freigegeben wird, sollte es einen täglichen Aufschrei wegen der Zerstörung natürlicher Lebensräume durch den Menschen geben und es sollte nach Modellen gesucht werden, der rapiden Zerstörung natürlicher Lebensräume entgegenzuwirken. Ohne geeigneten Lebensraum kann es keine wilden Elefanten geben. Und die nachhaltige Nutzung ist das einzige Konzept, dies zu bewirken. Die Jägerschaft hat kein Interesse daran, einem Elefanten nachzustellen, der aus dem von Elefanten überbevölkerten Lebensraum Botswanas abgewandert ist und sich nach Namibia verirrt hat. Wenn dieser Elefant auf dem Farmland im Osten Namibias keinen Schaden anrichtet und dort von der Farmerschaft toleriert wird, so ist dies schön und erfreulich. Ihn jedoch mit großem finanziellen Aufwand nach Botswana zurück zu verfrachten, weil er in Namibia langfristig zum Problem wird, mag schick sein, bedeutet jedoch reines Pharisäertum. Wenn er auf dem Farmland langfristig nicht toleriert werden kann, sollte er nachhaltig genutzt werden und die Einnahmen dem Game Products Trust Fund zufließen. Völlig unverständlich ist jedoch der Aufschrei wegen eines zur Jagd freigegebenen Elefanten in der Loxodonta-Africana-Hegegemeinschaft bei Kamanjab. Hier verursachen seit Jahren größere Elefantenherden riesige Schäden auf kommerziellem Farmland. Wie jedes andere Land der Erde hat auch Namibia eine Verpflichtung seinen Menschen gegenüber. Es kann nicht das ganze Land unberührte Wildnis bleiben. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig Namibias. Leider lassen sich Landwirtschaft und Elefanten nur in den seltensten Fällen vereinbaren. Dies sollten vor allem jene Menschen bedenken, die in städtischen Bereichen leben und durch ihren Lebensstil mehr oder weniger stark an der Zerstörung und Vernichtung unserer Umwelt und natürlicher Lebensräume beteiligt sind, jedoch verlangen, dass die Menschen in fernen Landesteilen auf eigene Kosten unbeschränkten Lebensraum für wilde Tiere zur Verfügung stellen. Jeder naturinteressierte Bürger Namibias sollte dankbar sein, dass die Regierung über das Konzept der nachhaltigen Nutzung aktiven Naturschutz auch außerhalb von Nationalparks ermöglicht. Die ständige, sofortige Kritik am Umweltministerium, sobald ein Elefant zur nachhaltigen Nutzung freigegeben wird, ist kontraproduktiv. Die rücksichtslose Diffamierung von Einzelpersonen, die durch Jagdausübung in das Konzept der nachhaltigen Nutzung eingebunden sind, entwickelt sich immer mehr zu einem sehr unschönen Zug unserer Gesellschaft. Die Hetze gegen den Vorsitzenden der Loxodonta-Africana-Hegegemeinschaft ist unangebracht. Herr Jan du Plessis ist ein unbescholtenes Mitglied unserer Vereinigung. Es ist höchste Zeit, dass alle an der Erhaltung unserer Umwelt interessierten Menschen die wahren Ursachen für die Bedrohung der Elefanten und der Löwen Afrikas erkennen: nämlich das Schwinden des Lebensraumes dieser Arten. Nur der Erhalt ausreichenden, intakten, artgerechten Lebensraumes mit einer gesunden Bestandsdichte aller Arten - einer Bestandsdichte, die das natürliche Gleichgewicht in den letzten verbliebenen Wildnisgebieten nicht zerstört - kann Elefanten und Löwen langfristig erhalten. Es führt nicht weiter, die heutigen Elefantenzahlen Afrikas mit jenen vor hundert Jahren zu vergleichen, wenn gleichzeitig der Lebensraum um das Zehnfache reduziert wurde. Der Tod eines einzelnen Elefanten ist im natürlichen Zusammenhang nicht bedeutsam, solange das Überleben der Art gesichert ist und das natürliche Gleichgewicht der Arten - Tiere und Pflanzen gleichermaßen - nicht gestört wird. Der Tod eines einzelnen Tieres ist im Rahmen der Nahrungsketten, des natürlichen Gleichgewichtes und der Bestandsregulierung Teil der natürlichen Zusammenhänge. Die erste wichtige Frage muss lauten: Wer tötet unsere Umwelt? Wer tötet den Lebensraum der Tiere? Die Jägerschaft ist hier nicht der Schuldige. Die zweite wichtige Frage muss lauten: Wie können wir dazu beitragen, dass die letzten intakten Biotope am Leben bleiben? Die nachhaltige Jagdausübung kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Ideologische Grabenkämpfe tragen nicht dazu bei.

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Kai-Uwe Denker (NAPHA) über Jagd und Lebensraum in Namibia.

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