05.08.2015

Hauskatzen in Namibia

Hauskatzen in Swakopmund, Namibia. Fotos: Linda Louw

Hauskatzen in Swakopmund, Namibia. Fotos: Linda Louw

Wie kamen die Hauskatzen nach Namibia? Nicht immer gab es Katzen in Swakopmund. Sie wurden in die Küstenstadt geholt, um Mäuse und Ratten zu fangen, die überhand nahmen.

1898: Swakopmund bestand aus einigen wenigen Häusern, einigen Baracken und etlichen Holzkisten, wir würden sie heute Container nennen. Jeder Artikel der gebraucht wurde, kam aus Deutschland. Sei es Mehl, Stoffe oder Zement, Nägel, Pferd oder eine Lokomotive. Die Umgebung Swakopmunds war und ist die Wüste Namib ohne jegliche Vegetation, nur Sand, Staub, starke Winde, Kälte und sehr viel Nebel. In solch einer Gegend wollten noch nicht mal Mäuse leben, bis dann die Deutschen sich ansiedelten. Frischwasser wurde von Deutschland geschickt, auch von Kapstadt kamen Dampfer mit Wassertanks. Ein sehr unsicherer Nachschub, vor allem in den Wintermonaten wenn die Südweststürme vom Südpol mit voller Wucht auf den afrikanischen Kontinent trafen. Schiffe wurden wie Spielzeug umher geworfen, die See peitschte die Wellen haushoch. Sollten Dampfer diese Strapaze überleben und nicht irgendwo an der Skelettküste zerschellen, trafen sie lädiert und verspätet in Swakopmund ein. Oft gab es kaum noch Frischwasser in dem Ort. Meine Großmutter schrieb einmal in ihr Tagebuch: „Wir haben noch für zwei Tage Trinkwasser. Hoffentlich kommt das Schiff rechtzeitig.” Mit den Gütern aus Deutschland und anderen Ländern kamen auch einige Ratten und Mäuse als blinde Passagiere mit, wurden mit der Ware ausgeladen und immigrierten so nach Deutsch-Südwestafrika. Bisher kannte man diese Tiere nicht in Swakopmund. Sie hatten keine Feinde, vermehrten sich in Windeseile und nahmen überhand. Eilig wurden Mausefallen bestellt. Das bedeutete vom Datum der Bestellung bis Artikel im Regal des Händlers in Swakopmund lag, vergingen im Schnitt meist um die sechs Monate. Die Nagetiere freuten sich, konnten sie doch ungestört die Siedlung erobern und die Swakopmunder ärgern, denn sie fraßen gern die sorgsam gehorteten deutschen Lebensmittel, sie knabberten an Leder, wüteten in den wohlbehüteten Gärten und freuten sich ihres Lebens. Emil Henrichsen, ein Angestellter der Firma „Damaraland Namaqualand Handelsgesellschaft“ telegrafierte nach Kapstadt an seinen Agenten: „Schick sofort Katzen”. Der Agent begriff die Botschaft dieses Telegramms nicht so recht, hatte er sich da verlesen? Henrichsen war bekannt für sein Temperament und telegrafierte weiter: „Fang sie im Hafen”. So kamen 30 Katzen aller Art und Farben aus dem Kapstädter Hafen nach Swakopmund. Mit einem stolzen Preis von zehn Deutschen Reichsmark waren sie binnen einer Stunde alle verkauft. Seitdem gehören die Katzen zu Swakopmund. Es gibt regelrechte Katzenkolonien in den Parkanlagen, auf den Friedhöfen und Alleen um das zu machen, wofür sie damals ins Land geholt wurden: Mäuse und Ratten fangen. Es gibt übrigens eine Organisation, die sich um die Katzen kümmert,wenn sie sich zu stark vermehren, verletzt oder krank sind. Mehr dazu erfährt man unter der E-Mail-Adresse cps@iafricaonline.com.na von Karene oder Lorna.

Gaby Tirronen
Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Hauskatzen in Namibia.
In Verbindung stehende Artikel

Empfehlungen

Craft Art in South Africa

Craft Art in South Africa

Craft Art in South Africa: Creative Intersections endeavours to inspire, encourage and bring joy.

Fauna und Flora im südlichen Afrika

Fauna und Flora im südlichen Afrika

Fauna und Flora im südlichen Afrika: Ein sehr beliebtes Handbuch für die Tier- und Pflanzenwelt der Region.