14.09.2011

Gewerkschaften in Namibia: Destruktive Höhepunkte

Gewerkschaften in Namibia: Destruktive Höhepunkte. NUNW-Generalsekretär Evilastus Kaaronda. Foto: AZ

Gewerkschaften in Namibia: Destruktive Höhepunkte. NUNW-Generalsekretär Evilastus Kaaronda. Foto: AZ

Die Gewerkschaften in Namibia, insbesondere die so genannten Parteihörigen, genießen den miserablen Ruf, dass sie der Wirtschaft schon unermesslichen Schaden beigebracht und dabei viele ihrer eigenen Mitglieder um den Arbeitsplatz gebracht haben. Es gab zahlreiche destruktive Höhepunkte:

Der militante Generalstreik an der damaligen Kupfermine von Tsumeb (Tsumeb Corporation Ltd.), der den Anfang des Endes der Kupfergrube einläutete sowie vor einigen Jahren die gewalttätigen Streiker bei Meatco, die dafür sorgten, dass Dutzende ausgeschlachtete Rinder am Haken verrotteten und entsorgt werden mussten. Erhebungen über die Streiks seit der Unabhängigkeit ergeben, dass mindestens 70% illegal waren. Jetzt ist die Diamantgesellschaft Namdeb an der Reihe, die mit anderen größeren Minen dafür bekannt ist, dass Arbeiter und Angestellte im Vergleich zu anderen Betrieben bei ihr Spitzenlöhne verdienen. Auch andere Großbetriebe haben schon ihre Erfahrung mit den maßlosen Forderungen der Gewerkschaften gemacht, mit dem Erfolg, dass sie sich gesetzlich und bürokratisch immer mehr gegen die Arbeitervertretung abschotten und dass am Arbeitsplatz wenig Kulanz und Menschlichkeit übrig bleibt.

Diese Verhältnisse sind Welten von der patriotischen Ambition entfernt, dass Namibier ihre Produkte mit Stolz anfertigen und anpreisen sollten, eine Kampagne, die die Regierungspartei mit allerhand leeren Phrasen aus der Taufe gehoben hat und die unter diesen Umständen kaum jemanden interessiert. Am aktuellen Streik, fällt wieder das Dilemma auf, das die Gewerkschaften erneut einholt: der Dachverband der Arbeiterschaft NUNW (National Union of Namibian Workers) bekennt sich mit seinen Affiliierten zur SWAPO.

Die Parteizugehörigkeit und Hörigkeit nutzen dem NUNW sowie der Bergarbeitergewerkschaft MUN (Mineworkers Union of Namibia) nun herzlich wenig, denn die Regierung samt regierender Partei muss als Aktionär mit 50% Anteil zusammen mit ihrer Betriebsgesellschaft Namdeb auf eigene Belange achten und kann sich nicht den maß- und prinzipienlosen Forderungen der Gewerkschaft beugen, selbst wenn diese dazu die Parteifarben anziehen sollte. So kam es am Montag von Seiten des NUNW-Generalsekretärs Evilastus Kaaronda zum Schrei der Entrüstung, dass die SWAPO-Regierung sich nicht um die Belange der Arbeiter der angeblich SWAPO-hörigen MUN-Gewerkschaft kümmere.

Je früher Evilastus Kaaronda erkennt, dass die Parteihörigkeit einer Gewerkschaft immer wieder zum Bumerang wird, desto besser. Die Zeit politischer Reife und Eigenständigkeit ist bei der Arbeitervertretung jedoch noch nicht angebrochen. Die Gewerkschaften sind derzeit erneut in die totale Anspruchshaltung zurückgefallen und damit sind sie weit davon entfernt, Partner im Aufbau der Wirtschaft zu sein. Wer verhilft ihnen zur Einsicht, dass sie in erster Linie Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen haben, anstatt zu vernichten?

Von Eberhard Hofmann

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung Windhoek-Namibia, veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Luftfahrtverband AOPA: Gewerkschaften in Namibia: Destruktive Höhepunkte.

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