20.07.2012

Die Geschwister Klostermann aus Lüderitzbucht, Namibia

Die Geschwister Klostermann aus Lüderitzbucht, Namibia. Dorothea Herzberg, Peter Klostermann und Anita Koch. © Dirk Heinrich

Die Geschwister Klostermann aus Lüderitzbucht, Namibia. Dorothea Herzberg, Peter Klostermann und Anita Koch. © Dirk Heinrich

Die Geschwister Dorothea, Peter und Anita Klostermann haben ihr ganzes Leben in der inzwischen 100-Jährigen Gemeinde von Lüderitzbucht im Süden von Namibia verbracht.

100 Jahre ist die Felsenkirche in Lüderitzbucht jetzt alt. Ein Jahrhundert, in dem viele Familien aus der Umgebung ihre Lebensabschnitte hier gefeiert haben und dem Gotteshaus noch immer eng verbunden sind. Ein gutes Beispiel dafür sind die drei Geschwister Klostermann, die allesamt hier konfirmiert wurden, zum Teil auch Hochzeiten und Taufen hier feierten. Während der älteste Bruder Peter Klostermann, sich nur noch an seine Konfirmation erinnert, wissen seine kleinen Schwestern noch einige Anekdoten zu erzählen: „Ich habe uralte Kindheitserinnerungen an die Felsenkirche“, sagt Dorothea, die inzwischen Herzberg mit Nachnamen heißt. „Wir waren noch Kinder, gingen im Lüderitzbuchter Heim zur Schule. Die Leiterin war sehr christlich, steckte uns jeden Sontag in Kleidchen und geputzte Schuhe und ging mit uns zum Gottesdienst.“ Damals kam ihr die Kirche größer vor, die Kanzlei war etwa einen halben Meter über den Gläubigen erbaut, von dort beeindruckte der Pastor mit seinen lauten Reden, über ihm hing ein beeindruckender Baldachin. „Trotzdem haben wir Kinder auch mal nicht aufgepasst“, lacht sie, „das wütende ‚Dorotheeeeeeea!‘ der Heimleiter hängt mir noch heute nach.“ Die heute 60-Jährige wurde hier getauft, konfirmiert und feierte auch die Hochzeit ihrer Tochter im Gotteshaus auf dem Felsen. Ihre eigene verlegte sie damals nach Keetmanshoop. „Ich hatte einen Ex-Freund in Lüderitz, den ich nicht verletzten wollte“, sagt sie. Auch ihre Schwester Anita Koch liebt die Felsenkirche, im Gegensatz zu Dorothea feierte sie ihre Hochzeit hier gleich zweimal, einmal die reguläre 1970 und dann die silberne 1995. „Die Leute waren schockiert“, sagt die 65-Jährige, „sich symbolisch noch einmal verheiraten zu lassen, richtig mit Pastor und Ehegelübde ist ja eher ungewöhnlich.“ Inzwischen sind auch ihre Enkel hier getauft. Drei Generationen haben alleine in ihrer Familie mit der Felsenkirche gelebt und gelernt. „Die Gemeinde hat mir schon als Kind Nächstenliebe vermittelt“, sagt sie, „ich habe als junges Mädchen im Krankenhaus ausgeholfen, das war eine gute Sache und durch meine christlichen Erzieher motiviert.“ Eine Kirche ist für die zwei Schwestern eben nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Ort zum Zu-sich-Kommen, zum Lernen und Trösten. „Ich hatte dunkle Stunden in meinem Leben“, sagt Dorothea, „dann bin ich den Fels hochgestiegen und in die Kirche gegangen. Das bunte Fenster von Jesus und seiner Hilfe im Sturm hat mich immer getröstet.“

Julia Dombrowsky

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung Windhoek-Namibia, veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Die Geschwister Klostermann aus Lüderitzbucht, Namibia.
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