27.08.2014

Campingerfahrung im Etoscha-Nationalpark

Campingerfahrung im Etoscha-Nationalpark.

Campingerfahrung im Etoscha-Nationalpark.

Ulrike Keller hat eine Camping-Safari im Etoscha-Nationalpark mitgemacht und teilt in diesem humorigen Bericht ihre Erfahrungen aus Übernachtungen in Okaukuejo und Namutoni mit. Soviel vorweg: In Namibia ist es nicht immer warm...

Eine Namibia-Reise ist erst perfekt mit einem Etoscha-Trip. Was Safaris teuer macht, sind vor allem die Übernachtungen auf Lodges. Die preisgünstige Alternative heißt Camping-Tour. Doch was erwartet da den campingunerfahrenen Touristen? AZ-Reporterin Ulrike Keller hat sich auf das Abenteuer eingelassen. Es gehört schon ein wenig Routine dazu, Igluzelte aufzustellen. Zwar ist es wirklich mit ein paar Handgriffen getan, doch man muss schon wissen wie. Das Bild zeigt das aufgebaute Camp von Wild Dogs Safaris auf dem Okaukuejo-Zeltplatz. Es ist bereits finster, als wir im Okaukuejo Camp eintreffen. Und jetzt noch ein Zelt aufbauen!? Etwas im Dunkeln tun, woran ich schon im Hellen scheitern würde!? Meine ad-hoc-Strategie lautet: Diskret im Hintergrund halten und den Profis zusehen. Im besten Fall kann ich mir die wichtigsten Handgriffe abschauen. Obwohl ich schon in andere Richtung hoffe. Bei der Buchung wurde mir versichert: Der Reiseleiter hilft mit. Wenn nicht, wird das gleich eine unfreiwillige Bridget-Jones-Vorstellung. Mein letztes Campingerlebnis liegt rund 20 Jahre zurück. Ums Zeltaufbauen und andere potentielle Unwägbarkeiten musste ich mich damals – als jugendlicher Gast eines Geburtstages – nicht kümmern. Nur bequem habe ich es nicht unbedingt in Erinnerung. Aber die Erinnerung verfälscht bekanntermaßen vieles. Deshalb habe ich mich auf dieses neue Campingabenteuer eingelassen: drei Tage Etoscha, zwei Übernachtungen im Zelt. Mein Gedanke: Worauf es wirklich ankommt, sind die Tiere, die sich zeigen. Und zwar am Tage, in sicherer Entfernung. Nicht nachts, als unerbetener Zeltgast. Vor letzterer Konstellation gruselt es mich ein wenig. Ein hundeartiges Wesen wetzt wenige Meter entfernt wie ein Dieb durch die schwach ausgeleuchtete Dunkelheit. „Ein Schakal“, kommentiert unser Reiseleiter Ian, kaum, dass er ihn eines Blickes würdigt. Seine Gleichgültigkeit gegenüber diesem wilden Tier in unserer Nähe beruhigt mich. Meine Schlussfolgerung: Dann kann es so gefährlich ja nicht sein. Camping-Safaris werden von etlichen Unternehmen angeboten. Der Zufall hat mich zu Wild Dog Safaris geführt. An Nationalitäten in der Gruppe vertreten ist Deutschland, Frankreich, China. Etwa die Hälfte der Teilnehmer studiert im wahren Leben. Eine Etoscha-Safari mit Lodge-Übernachtung hätten sie finanziell nicht stemmen können. Ruft da jemand meinen Namen? Ian bringt eine große Tasche zu mir geschleppt und deutet fragend auf eine Lücke zwischen zwei schon fast kompletten Zelten. Ich nicke. Schon beginnt er, meine nächtliche Behausung aus Einzelstücken zusammen zu montieren. Allein. So leid es mir tut, über die Rolle des staunenden Zuschauers komme ich in jenem Moment nicht hinaus. Denn die Reihenfolge all der Handgriffe will sich mir nicht sofort erschließen: Ian richtet die Zeltplane aus, das heißt er dreht sie so, dass der Reißverschluss für die Tür da liegt, wo ich mein kleines Stoffschloss dann auch betreten und verlassen möchte. Er steckt etwa ein Meter lange und per Band verbundene Metallstangen über der Plane zusammen, so dass sich ein halbrundes Gerüst ergibt. Dann zieht er die liegende Plane nach oben und befestigt sie durch Häkchen (Halterungen) an den Stangen. Mein Null-Sterne-Hotelzimmer steht, jetzt folgt die Inneneinrichtung. Alle angebotenen Annehmlichkeiten habe ich dazu gebucht. Dazu gehört neben dem Einzelzelt der Stretcher, also das für Campingverhältnisse luxuriöse Feldbett. Wie auch das Zelt steckt der Stretcher in einer Tasche. Einzelne Metallstangen sind zusammen- und durch die Schlaufen des Stoffs zu stecken, der sich in der Mitte zur Liegefläche spannt. Das fertige Stück stelle ich ins Zelt. Ian bringt eine dicke Matte vorbei. Sie kommt aufs Bett – als Unterlage für den warmen Schlafsack. Ein Kissen habe ich, wie bei der Buchung empfohlen, selbst dabei. Beeindruckende Szenen am beleuchteten Wasserloch: Drei Elefanten erhalten Gesellschaft von einem Nashorn und einer Giraffe. Doch schon hier deutet sich an: Die Nacht wird bitterkalt. Der Schlafsack wärmt, aber für meinen frostbeulig veranlagten Wärmehaushalt nicht annähernd ausreichend. Den dicken Anorak lasse ich von vornherein an. Trotzdem fehlt mir, womit ich nie gerechnet hätte, eine Mütze oder zumindest ein Stirnband für den Kopf. Selbst das Gesicht versteinert zum Eisklumpen. Auf zwei bis vier Grad Celsius schätzt Steven am nächsten Morgen die Nachttemperatur und winkt ab: Kalt? Nein, kalt ist etwas anderes. Obwohl ich selbst im Schlafsack bibbere, kostet es mich Überwindung, aus ihm herauszusteigen, um in den Waschraum zu traben. Zumal es sechs Uhr morgens ist. Denn wer wilde Tiere sehen will, muss zeitig aufstehen. Doch die Überraschung ist perfekt: Kälte verbindet, wie sich im Waschraum zeigt. Man borgt sich gegenseitig Föhn & Co. Und genießt gemeinsam die angenehmen Temperaturen im Gebäude, wenn auch nicht jeder Wasserhahn in der Waschbeckenreihe funktioniert. Zurück zum Zeltlager, wo schon kräftig abgebaut wird. Mir schwant Schlimmes: Allein ist die Frau? Ich beginne mit dem Schlafsack. Nie passt der wieder in die kleine Hülle! Noch habe ich den Tipp im Ohr: Stopfen statt knicken. Ich beginne mit einer Ecke, schiebe nach, schiebe nach, schiebe nach. Die ursprüngliche Zylinderform verfehle ich um hundert Prozent. Aber es gelingt mir schließlich, das nun nierenförmige Gebilde oben zuzuziehen. Geschafft! Für den Rest steht mir wieder Ian zur Seite. Er macht vor, ich ahme nach. Die Stoffhülle des Zelts muss wieder vom Gestell getrennt werden. Das geht theoretisch ganz einfach, indem die Häkchen von der Stange gelöst werden. Praktisch breche ich mir fast die Finger dabei. Ian grinst. Er knipst einen Haken nach dem anderen frei, als handele es sich um Druckknöpfe. Mein Campingfrühstück besteht aus einer Tasse heißem Schwarztee und zwei ungetoasteten Weißbrotscheiben mit Aprikosenmarmelade. Nicht schlecht! Auf Cornflakes mit Dosenfrüchten habe ich keinen Appetit. Ian und sein Assistent räumen das Safari-Mobil ein. Unsere Gruppe kümmert sich währenddessen nach dem Frühstück um den Haushaltskram: Lebensmittel einpacken, abwaschen, abtrocknen, Campingstühle und -tische zusammenklappen. Unsere Abfahrtszeit verzögert sich um 15 Minuten. Das scheint im Limit zu sein. Kaum auf der Strecke, sehen wir direkt an der Straße ein Nashorn. Es folgen kämpfende Springböcke, grasende Zebras, dick und rund gefressene Löwen. Das Schöne: Überall bleibt genug Zeit zum Beobachten und Fotografieren. Auch mittags, am Wasserloch des Halali Camps, wo sich etwa 20 Elefanten, große und kleine, begegnen, baden, tummeln. Auf dem Weg ins Namutoni Camp lassen sich weitere selten zu sehende Bewohner Etoschas blicken, darunter eine Leopardenfamilie, die sich an frisch erlegter Beute labt. Glück muss man haben. Wir haben es! Bei der Ankunft in Namutoni ist es noch hell. Das Sanitärgebäude liegt – anders als in Okaukuejo – in Sichtweite. Ideal. Beim Zeltaufbauen kommen wir schon flinker voran. Steven hilft. Aber inzwischen kenne ich sogar schon die Reihenfolge. Am Abend wird köstlich gegrillt. Wir sitzen länger zusammen als die Nacht zuvor. Es bleibt mild. Sogar das Durchschlafen gelingt. Und zwar auch diesmal ohne jeden Besuch von Reptilien oder Insekten. Sehr sympathisch! Morgens beim Zeltabbau stellte ich verblüfft fest: Ich kenne die Handgriffe, arbeite – nahezu autonom – parallel zu Ian, der mir netter Weise auch diesmal mit zur Hand geht. Wobei: Die Haken, die Metallgestell und Zelthülle von oben nach unten halten, wollen sich wieder partout nicht leicht lösen. Ian sieht meine erfolglosen Bemühungen und zeigt mir ein kinderleichtes Aushängen, indem man die Haken zur Stange ankippt. Nun hab ich‘s raus! Pünktlich zur Rückfahrt. Besser spät als nie.

Ulrike Keller

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Campingerfahrung im Etoscha-Nationalpark.

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