Bundestagspräsident Norbert Lammert besucht Namibia im Oktober 2015

Bundestagspräsident Norbert Lammert besucht Namibia im Oktober 2015. Foto: Stefan Fischer

Bundestagspräsident Lammert geht auf Tuchfühlung in Namibia: In die aktuell emotionsgeladene Zeit hinsichtlich der deutsch-namibischen Geschichte fällt der Besuch von Deutschlands Bundestagspräsident Norbert Lammert im Oktober 2015. Dieser ist zwar nicht am bilateralen Dialog zum Umgang mit der Historie beteiligt, dennoch hat seine Reise eine gewisse Ausstrahlung.

Bundestagspräsident Norbert Lammert war 2008 zuletzt in Namibia und hat damals auch das Bildungsinstitut TUCSIN besucht. Nach langer Pause reist diese Woche wieder ein aktiver deutscher Spitzenpolitiker nach Namibia: Mit Prof. Dr. Norbert Lammert (CDU) kommt sogar die Person, die (nach dem Bundespräsidenten) das zweithöchste politische Amt bekleidet. Es handelt sich um einen Arbeitsbesuch vom 6. bis 9. Oktober, bei dem Lammert in Windhoek und an der zentralen Küste mit vielen Menschen zusammentreffen will. Lammert folge mit der Reise einer Einladung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) von Dezember 2014, erklärte Bernd Althusmann, Leiter des KAS-Büros in Windhoek, der AZ. „Ich freue mich auf den Besuch eines der hochrangigsten Politiker Deutschlands, der auch ein Namibia-Fan ist. Es ist eine besondere Ehre für uns“, sagte Althusmann. Ähnlich äußerte sich der Deutsche Botschafter, Christian Schlaga: „Wir freuen uns auf den Besuch und begrüßen diesen sehr. Es ist ein Ausdruck besonderer Wertschätzung, auch wenn es ein Arbeitsbesuch ist“, kommtierte der Diplomat am Freitag auf AZ-Nachfrage. Das Programm sei von KAS und Botschaft zusammengestellt worden. So soll der deutsche Gast u.a. Namibias Vizepräsident Dr. Nickey Iyambo sowie seinen Amtskollegen, den Parlamentssprecher Prof. Peter Katjavivi, treffen. Weitere Gespräche seien mit Vertretern der politischen Stiftungen in Namibia sowie mit verschiedenen Repräsentanten der (Zivil-)Gesellschaft geplant, kündigte Schlaga an. Hinzu kämen Besuche der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) und des Unabhängigkeitsmuseums, die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit (6.10.) und an einer öffentlichen Podiumsdiskussion zu Perspektiven deutsch-namibischer Partnerschaft (7.10.) sowie die Besichtigung des Hafens in Walvis Bay. Ein „volles Programm“, sagte Botschafter Schlaga und machte deutlich, dass ein 4-Tages-Besuch „keine Selbstverständlichkeit, sondern etwas Besonderes“ sei. Lammert wolle sich ein fundiertes Bild über die aktuelle Lage in Namibia machen und dazu viele Menschen treffen. Der Bundestagspräsident war der erste deutsche Spitzenpolitiker, der den Kolonialkrieg 1904-08 im damaligen Deutsch-Südwestafrika als Völkermord bezeichnet hat. Es sei ein „Rassenkrieg“ gewesen, schrieb Lammert in einem Beitrag für die deutsche Zeitung „Die Zeit“ (8. Juli). Kurz zuvor hatte der Bundestag die Ermordung tausender Armenier durch die Türken im Osmanischen Reich im Jahr 1915 als Völkermord bezeichnet. In diesem Kontext sagte Lammert, dass „die heutige türkische Regierung nicht verantwortlich ist für das, was vor 100 Jahren geschehen ist“. Dasselbe gelte auch für Deutschland. „Aber wie die Türken tragen auch wir Verantwortung dafür, wie wir mit dieser Geschichte umgehen.“ Auf eine AZ-Anfrage zu weiteren Details hieß es aus Berlin, dass sich Lammert zu dem Thema nicht weitergehend äußern wolle. Lammert kommt zu einer Zeit, in der die Emotionen bei den Herero- und Nama-Gemeinschaften aufgewühlt sind. Erst letzte Woche haben sie eine Petition an den Deutschen Botschafter überreicht (AZ berichtete). Gestern gedachten sie in Otjinene der Toten und erinnerten an den 2. Oktober 1904, an dem General Lothar von Trotha die Proklamation erlassen hat, die heute oft „Schießbefehl“ genannt wird. Der Botschafter wies darauf hin, dass Lammert nicht Teil des aktuellen bilateralen Dialogs zum Umgang mit der Geschichte sei. Dennoch werde von dem Besuch ein „deutliches Zeichen“ ausgehen, „dass wir den klaren politischen Willen haben, diesen Dialog in Substanz umzusetzen“, sagte Schlaga im AZ-Gespräch.

Stefan Fischer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Bundestagspräsident Norbert Lammert besucht Namibia im Oktober 2015.