31.01.2015

Bundesdeutsche Schuldrituale in Namibia

Wolfgang Reith über eine Neuauflage bundesdeutscher Schuldrituale in Namibia, kürzlich zelebriert durch den Generaldirektor im Auswärtigen Amt, Georg Schmidt.

Wolfgang Reith über eine Neuauflage bundesdeutscher Schuldrituale in Namibia, kürzlich zelebriert durch den Generaldirektor im Auswärtigen Amt, Georg Schmidt.

Wolfgang Reith über eine Neuauflage bundesdeutscher Schuldrituale in Namibia, kürzlich zelebriert durch den Generaldirektor im Auswärtigen Amt, Georg Schmidt.

So begrüßenswert es ist, dass die Beziehungen zwischen Namibia und Deutschland besonderer Art sind, so sehr muss doch die einleitende Begründung des Generaldirektors im Auswärtigen Amt, Georg Schmidt, zu diesem Sonderstatus verwirren, die er mit seiner persönlichen „Scham“ für die „Gräueltaten“ verband, welche während der „deutschen Fremdherrschaft in Namibia“ verübt worden seien. Besonders sei ihm das in Okahandja „gegenwärtig geworden“, als er an den Gräbern einiger Herero-Häuptlinge gestanden habe. Doch welche Gräber hat er denn da gesehen? Keiner der dort bestatteten Herero-Häuptlinge war Opfer "deutscher Gräueltaten"! Dagegen kann man auf dem Friedhof neben der alten Rheinischen Missionskirche sehr wohl Gräber gefallener Schutztruppler sowie ermordeter deutscher Farmer finden - Opfer des Herero-Aufstands. Aber die hat Herr Schmidt vermutlich nicht gesehen bzw. nicht sehen wollen, oder sie wurden ihm gar nicht erst gezeigt. Georg Schmidt ist leider wieder mal ein typischer Vertreter der jüngeren deutschen Generation, welche die Geschichte des eigenen Volkes nur noch aus dem Blickwinkel negativer Geschehnisse betrachtet. Für solche Leute, zumal wenn sie in der Politik oder Verwaltung tätig sind, gehört es inzwischen längst zum ungeschriebenen Ritual, tiefe Betroffenheit für alles, was Deutsche in der Welt irgendwann mal „angerichtet“ haben, zu äußern und sogar noch um Entschuldigung dafür zu bitten. Das betrifft insbesondere die zwölf Jahre des Nationalsozialismus, auf die in vielen Schulen die Lehrpläne des Geschichtsunterrichtes fast schon reduziert wurden, dann aber auch die Themen Imperialismus und Kolonialismus, die auf deutscher Seite angeblich viel schlimmer ausgeprägt waren als in anderen Staaten. Briten, Franzosen, Spanier und Portugiesen dürfen auch heute noch stolz sein auf ihre einstigen, über Jahrhunderte hinweg existierenden Weltreiche, Deutsche hingegen empfinden Scham und Schande über die gerade mal 30 Jahre, in denen das Deutsche Reich Kolonien besaß. Was ist aus dem deutschen Volk geworden, das seine Dichter und Denker nicht mehr ehrt, das seine technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften fast peinlich verschweigt, sondern sich in der Rückschau fast nur noch auf negative Aspekte konzentriert, nämlich auf Verbrechen und Täter? Diese Sichtweise dürfte heute in der Welt einmalig sein, und sie ist keineswegs das Produkt einer alliierten Umerziehung nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern „hausgemacht“ von den alten 68ern, die eine Transformation der Gesellschaft in Form einer „Entdeutschung“ anstrebten, die sie tatsächlich erreicht haben. Die Frage „Deutschland, quo vadis?“ hat sich deshalb längst von selbst erledigt, der Prozess der Umgestaltung ist abgeschlossen und scheint geradezu irreversibel. Dafür schäme ich mich - im Gegensatz zu Herrn Schmidt!

Wolfgang Reith, Kapstadt

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Airline Condor: Bundesdeutsche Schuldrituale in Namibia.

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