05.10.2016

Bürokraten im Landwirtschaftsministerium Namibias ignorieren Regeln der Farm- und Marktwirtschaft

Bürokraten im Landwirtschaftsministerium Namibias ignorieren Regeln der Farm- und Marktwirtschaft. Kritik übt Siegfried „Mecki“ Schneider, scheidender Vorsitzender der Livestock Producers Organisation (LPO) Namibias.

Bürokraten im Landwirtschaftsministerium Namibias ignorieren Regeln der Farm- und Marktwirtschaft. Kritik übt Siegfried „Mecki“ Schneider, scheidender Vorsitzender der Livestock Producers Organisation (LPO) Namibias.

Der scheidende Vorsitzende der LPO, Siegfried „Mecki“ Schneider (Foto oben), nahm in seinem Jahresbericht kein Blatt vor den Mund: Namibias Bürokraten im Landwirtschaftsministeriums ignorierten die Regeln der Farm- und Marktwirtschaft und blockierten den Fortschritt und die Vermarktungsmöglichkeiten der Kleinviehproduzenten Namibias seit zwölf Jahren, anstatt diese zu fördern.

Neben den Problemen der Verbuschung und der langanhaltenden Dürre, sinkenden Zahlen an Rindern und Kleinvieh, sowie steigenden Kosten, haben die Fleischproduzenten auch noch mit der für Namibia so typischen Bürokratie zu kämpfen. Aus den verschiedenen Bezirken des Landes waren Vertreter der kommerziellen Farmervereine, hier im Bild vorne die Delegierten der Karasburg-Region, nach Windhoek gereist, um gestern an dem eintägigen Kongress der Lebendvieh-Produzenten-Organisation teilzunehmen. Heute findet der Kongress des namibischen Landwirtschaftsverbandes (NLU/NAU) statt. Die zwei- bis dreijährige Dürre hat zur Folge, dass die Fleischproduzenten des Landes ihre Herden reduzieren mussten und es nun wieder Jahre dauern werde, bis die Herden wieder aufgebaut sind, um wieder die geforderten Mengen Fleisch zu produzieren. Die Statistik des namibischen Fleischrates seit 1960 zeige jedoch, dass der nationale Bestand nach einer Dürre nie wieder die Zahlen erreicht hat, die vor einer Dürre vorhanden waren. „Es ist deshalb noch wichtiger, dass wir nicht nur auf die Qualität unserer Tiere achten, sondern vor allem auf die Qualität unserer Weide. Leider haben wir in den bereits schwierigen Zeiten auch noch mit Vermarktungsschwierigkeiten zu kämpfen, weil Südafrika unnötigerweise den Import von lebenden Vieh erschwert hat und seit zwölf Jahren unsere eigenen Beamten im Landwirtschaftsministerium den Kleinproduzenten schaden, indem sie nicht erkennen, dass die Wertschöpfung bei Kleinvieh nicht der von Rindern ähnlich ist“, sagte gestern der scheidende Vorsitzende der LPO (Lebendvieh-Produzenten-Organisation) Siegfried „Mecki“ Schneider. Der Farmer aus dem Norden des Landes diente zudem 18 Jahre lang der LPO. Gestern fand der jährlich Kongress der LPO in Windhoek statt.„Es ist schockierend zu sehen, dass die Beamten im Landwirtschaftsministerium nicht einsehen, wie Kleinvieh vermarktet werden muss, obwohl das Ministerium für Landwirtschaft, Wasserbau und Forstwirtschaft selbst eine Studie zur Wertschöpfung der Kleinviehindustrie in Auftrag gegeben hat. Niemand der Staatsdiener sieht, dass die Kleinviehproduzenten Millionen Namibia-Dollar verlieren und diese Industrie zurückgeht. Daten haben bewiesen, dass fast keine Schafe lebend exportiert werden, wenn die hiesigen Schlachthöfe marktverwandte Preise zahlen“, sagte Schneider. Die Beamten fordern jedoch eine Wertschöpfung und erkennen nicht, dass schlachten und den Schlachtkörpern ausführen keine Wertschöpfung ist. Kleinviehproduzenten würden ihre Schafe lokal schlachten lassen, wenn dies nicht auf ihre Kosten geschieht. Die Staatsdiener seien jedoch der Meinung, dass durch die hiesigen Schlachthöfe, die laut Len de Jager im vergangenen Jahr nur zu durchschnittlich 36 Prozent ausgelastet waren, wichtige Arbeitsplätze geschaffen werden. Es würden viel mehr Arbeitsplätze auf den Farmen verloren gehen, weil die Farmer die Kleinviehproduktion aufgeben, weil sich diese nicht mehr rentiert. „Die Produzenten sind diejenigen die vor allem in der Kleinviehproduktion die Wertschöpfung betreiben, weil sie danach streben die beste Qualität zu produzieren. Ein Schaf oder eine Ziege ist kein Rohdiamant, kein Stück Steinkohle oder Eisenerz welches man ins Regal packen und später bearbeiten oder nutzen kann. Schaffleisch muss sofort vermarktet werden und muss dann bereits von bester Qualität sein“, betonte der LPO-Vorsitzende während seines Jahresrückblicks. Die Landwirtschaftsbeamten würden sich in Paragraphen verheddern wenn es um Wertschöpfung in der Kleinviehindustrie gehe. Schlachten ist keine Wertschöpfung, so Schneider. Len de Jager informierte die Kongressteilnehmer, dass vor einigen Jahren noch über eine Million Stück Kleinvieh hauptsächlich in Südafrika vermarktet wurden. Nachdem die Schaffarmer gezwungen wurden für jedes lebend exportierte Stück Kleinvieh bis zu sechs lokal schlachten zu lassen und immer mehr Abgaben fällig waren für ausgeführte Tiere, sank die Zahl der Tiere. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 838000 Schafe vermarktet und in diesem Jahr werden es wahrscheinlich nicht mehr als 720000 sein. 58 Prozent der Schafe wurden in Namibia geschlachtet und 42 Prozent lebend ausgeführt. Namibische Fleischproduzenten produzieren Rinder und Kleinvieh hauptsächlich für den Exportmarkt. Goliath Tujendapi vom namibischen Fleischrat zufolge wird 85 Prozent des lokal produzierten Fleisches ausgeführt. Allein nach Südafrika gingen 90000 Schafe auf den informellen Markt, 270000 Ziegen auf den zeremoniellen Markt und 850000 Schaf-Schlachtkörper zu großen Handelsketten. Tujendapi forderte die Farmer auf, mehr zu produzieren, da sich neue Märkte in Hong Kong, den USA und China aufgetan hätten. Für die Kleinviehproduzenten bleibt Südafrika jedoch der wichtigste Markt.

Dirk Heinrich

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Bürokraten im Landwirtschaftsministerium Namibias ignorieren Regeln der Farm- und Marktwirtschaft.

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