14.12.2016

Bernardus Swartbooi, Namibias Vizeminister für Landreform, tritt zurück

Bernardus Swartbooi, Namibias Vizeminister für Landreform, tritt im Dezember 2016 zurück. Foto: Joseph Nekaya/NAMPA

Bernardus Swartbooi, Namibias Vizeminister für Landreform, tritt im Dezember 2016 zurück. Foto: Joseph Nekaya/NAMPA

Namibias Vizeminister für Landreform, Bernardus Swartbooi, tritt als Konsequenz für dessen öffentliche Kritik an Minister Utoni Nujoma, seinem Vorgesetzen, zurück. Bernadus Swartbooi hatte die Option einer Entschuldigung abgelehnt.

Hintergrund der Affäre ist eine Ansprache, die Bernardus Swartbooi am 03.12.2016 anläßlich des Kulturfestival Kai//Khau in Hoachanas (Hardap-Region) gehalten hat. Dabei soll er dem ihm überstehenden Minister Utoni Nujoma vorgeworfen haben, Bewohner anderer Regionen in Gebiete im Süden des Landes umzusiedeln aus denen die Ureinwohner vor der Unabhängigkeit vertrieben worden seien und die Betroffenen dabei zu übergehen. Gleichzeitig soll er die Forderung ausgesprochen haben, sein Dienstherr solle für dieses Verhalten „zur Ordnung gerufen werden“. Nach dieser indirekten Unterstellung ethnischer Diskriminierung wurde Bernadus Swartbooii von Hage Geingob schriftlich aufgefordert, sich öffentlich bei Nujoma zu entschuldigen, weil seine Kritik an dessen Umsiedlungspolitik den Frieden und die Stabilität in Namibia gefährden könne. Swartbooi hatte die gewünschte Entschuldigung abgelehnt und sich stattdessen  bei dem namibischen Präsidentenb erkundigt, welche Gesetze er durch seine Äußerungen verletzt habe. In einer gestern Abend veröffentlichten Pressemitteilung erklärt Frans Kapofi, Minister in der Kanzlei des Präsidenten, es habe am Mittag in seiner Gegenwart ein Treffen zwischen Geingob, Vize-Präsident Nickey Iyambo, Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila und Bernadus Swartbooi stattgefunden. Dabei habe Geingob dem Vizeminister die Notwendigkeit einer Entschuldigung erklärt und dies damit begründet, er sei in seiner Position verpflichtet, Minister Nujoma zu assistieren und unterstützen. Ferner habe Hage Geingob dargelegt, dass Swartbooi ungeachtet eventueller Meinungsverschiedenheiten nicht befugt sei, den ihm vorgesetzten Minister öffentlich zu attackieren. Weil Bernardus Swartbooi die möglichen Differenzen zwischen ihm und Utoni Nujoma jedoch nicht intern angesprochen, sondern sich vor Publikum in „unangemessener Weise“ über jenen geäußert habe, sei eine Entschuldigung zwingend geboten. Frans Kapofi zufolge habe Bernardus Swartbooi die verlangte Entschuldigung jedoch weiterhin verweigert und stattdessen seinen Rücktritt angeboten. Dies habe der Präsident akzeptiert, der nun auf dessen schriftliche Kündigung warte. Nachdem diverse Anführer verschiedener Minderheiten in Namibia, darunter Damara-Chef Justus //Garoëb und Herero-Oberhaupt Vekuii Rukoro der Analyse Swartboois zugestimmt haben, hat dieser inzwischen auch Rückendeckung von den /Khomanin erhalten. In einer gestern unter Medien verteilten Erklärung, hebt deren Sprecherin Verona Kharuchas hervor, der Vizeminister habe nichts als der Wahrheit gesagt und keinen Grund sich zu entschuldigen. Schließlich sei für Vertreter ethnischer Minderheiten wie den Nama und Damara offensichtlich, dass sie vom Ministerium für Landreform ausgegrenzt und gegenüber Einwohnern aus Kommunalgebieten benachteiligt würden. Diese würden in eben jene Gegenden umgesiedelt, aus denen zuvor Minderheiten wie die /Khomanin hätten weichen müssen, obwohl sie im Kommunalgebiet Grund und Boden zur Verfügung hätten, den sie bewirtschaften könnten. Die /Khomanin hingegen hätten diese Möglichkeit nicht, seitdem sie zu Zeiten der südafrikanischen Fremdherrschaft aus ihrem angestammten Gebiet vertrieben und in dem als Damara-Homeland bekannten Reservat zwangsumgesiedelt worden, das sich über die heutigen Regionen Erongo und Kunene erstrecke. In Anbetracht dieser Zusammenhänge fordern die /Khomanin in einer getrennten Petition die Regierung auf, ihnen mit sofortiger Wirkung die Rückkehr in ihr angestammtes Gebiet zu ermöglichen und ihnen Zugang zu den Gräbern ihrer Vorfahren in der Khomas-Region zu gewähren.

Marc Springer

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Bernardus Swartbooi, Namibias Vizeminister für Landreform, tritt zurück.
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