06.10.2016

Bald ohne staatlichen Zuschuß: Namibia Agricultural Union NAU/NLU

Bald ohne staatlichen Zuschuß: Namibia Agricultural Union NAU/NLU. Bild o.: Präsident Ryno van der Merwe (links) verabschiedet das langjährige Vorstandsmitglied Siegfried „Mecki“ Schneider. Fotos: Dirk Heinrich

Bald ohne staatlichen Zuschuß: Namibia Agricultural Union NAU/NLU. Bild o.: Präsident Ryno van der Merwe (links) verabschiedet das langjährige Vorstandsmitglied Siegfried „Mecki“ Schneider. Fotos: Dirk Heinrich

Unverständnis herrschte unter den Vertretern zahlreicher Farmervereine, als sie während ihres 70. Kongresses am 05.10.2016 erfuhren, daß ihr Verband, die Namibia Agricultural Union NAU/NLU, ab 2018 ohne den bisherigen staatlichen Zuschuß von 5,7 Millionen Namibia-Dollar auskommen muß. Der staatliche Verband der kommunalen Farmer Namibias wird weiterhin von der Regierung bezuschußt.

Neben den zahlreichen Problemen durch die Dürre, niedrige Fleischpreise, Viehdiebstahl, steigenden Kosten, Bodensteuer und sinkende Einnahmen mussten sich die kommerziellen Farmer gestern auf ihrem 70. Kongress damit befassen, wie in Zukunft die wertvolle Arbeit des Verbandes finanziert werden soll, nachdem das Landwirtschaftsministerium einen Zuschuss einstellt. Obwohl der namibische Landwirtschaftsverband, Namibia Agricultural Union (NLU/NAU), nicht nur von der Regierung als das Sprachrohr der kommerziellen Farmer des Landes sondern auch von zahlreichen internationalen Organisationen angesehen wird, hat das Ministerium für Landwirtschaft, Wasserbau und Forstwirtschaft beschlossen, den bisher gewährten Zuschuss, der aus Abgaben der Fleischproduzenten beim namibischen Fleischrat resultierte, zu streichen. Der nationale namibische Farmerverband, der die kommunalen Farmer vertritt, erhält jedoch weiterhin den Zuschuss des Ministeriums. Auf dem gestrigen 70. Kongress der NLU/NAU versuchten die zahlreichen Vertreter der verschiedenen Farmervereine eine kurzfristige Lösung für das Finanzjahr 2017/18 zu finden und diskutierten zahlreiche Vorschläge, wie in Zukunft der Verband und dessen wertvolle Arbeit erhalten und finanziert werden könne. Der Geschäftsführer des Verbandes, Sakkie Coetzee, und der Präsident der NLU/NAU, Ryno van der Merwe sprachen sich gegen Entlassungen aus, da bereits jetzt schon die jahrelangen treuen Mitarbeiter an ihre Grenzen stoßen, um die Arbeiten zu verrichten. Verschiedene Möglichkeiten der Einsparungen müssten untersucht werden und es könnten möglicherweise 8 Prozent eingespart werden. Zwei Posten, die vor kurzem offen wurden, sollen vorerst nicht gefüllt werden. Im kommenden Finanzjahr steht noch die Hälfte des ehemaligen Zuschusses zur Verfügung, aber danach sei der Verband auf sich allein gestellt, so der Präsident. Damit würden 5,7 Millionen Namibia-Dollar für die Verwaltung fehlen. Einige Delegierte forderten, dass der Mitgliedsbeitrag erhöht werde, aber andere warnten davor, da es die kleineren Farmer oder jene, die am Rande ihrer Existenz stehen, härter treffe als jene, die größer sind und verschiedene Einnahmequellen haben. Frikkie Engels forderte, dass eine freiwillige Abgabe verlangt werden sollte, die jedoch so einfach und gerecht wie möglich berechnet werden soll. „Je komplizierter desto mehr Schlupflöcher sind vorhanden für jene, die billiger davonkommen wollen“, so der Farmer. „Wir Milchproduzenten zahlen seit Jahren schon eine freiwillige Abgabe, um unseren Verband, der unter die Schirmherschaft der NLU fällt, finanzieren zu können. Pro Liter Milch geliefert ist ein Betrag von etwa einem Cent zu entrichten. Somit zahlen die Großen mehr als die Kleinen. Dies sollte auch bei den Fleischproduzenten möglich sein“, erklärte der Vorsitzende des Milchproduzenten-Verbandes, Japie Engelbrecht, den Kongressteilnehmern. Den Vertretern der Farmervereine wurde die Frage gestellt, was ihnen und ihren Kollegen die Mitgliedschaft der Namibia Agricultural Union (NLU/NAU) wert sei. In Beiträgen zuvor hatten verschiedene Vorstandsmitglieder, der Präsident und der Geschäftsführer, das Engagement des Verbandes bei Unterhandlungen, Projekten und Verhandlungen verdeutlicht. So habe die NLU/NAU zu ihrem Erstaunen eine weitere Amnestie für jene erwirkt, die illegal Waffen und Munition in ihrem Besitz haben, um diese abzugeben, ohne strafrechtlich verfolgt zu werden (AZ berichtete). Vertreter der NLU/NAU sind im Landreform-Komitee vertreten, der Verband hat zahlreiche Vorschläge zu NEEEF eingereicht und fördert Projekte z.B. zur Weidewirtschaft und Tollwut bei Kudus. „Wir müssen mehr Mitglieder bekommen, denn als Mitglied hat man u.a. Vorteile bei der Krankenkasse und kann an zahlreichen Wettbewerben teilnehmen. Umfragen haben ergeben, dass die Mitglieder mit unserer Arbeit zufrieden sind. Jene Farmer, die keine Mitglieder sind, aber die Vorteile genießen, die wir erarbeiten, sind Parasiten. Wir setzen uns in der Landreform und bei der Bodensteuer ein, aber diese Nichtmitglieder leisten keinen Beitrag für unseren Einsatz, genießen jedoch einen Vorteil“, meinte van der Merwe. Es müsse auch an jene treuen und langjährigen Mitglieder gedacht werden, die nicht mehr auf der Farm sind oder kein direktes Einkommen mehr besitzen, betonte ein Farmer. Der Kongress endete gestern Abend mit einem Galadinner in Windhoek.

Dirk Heinrich

Mit freundlicher Genehmigung der Allgemeinen Zeitung in Windhoek (Namibia), veröffentlicht das Namibiana Buchdepot die Pressemeldung: Bald ohne staatlichen Zuschuß: Namibia Agricultural Union NAU/NLU.

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