Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß, von Ursula Trüper

Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß, von Ursula Trüper. Quadriga Verlag; Bastei Lübbe AG. Köln, 2022. ISBN 9783869951256 / ISBN 978-3-86995-125-6

Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß, von Ursula Trüper. Quadriga Verlag; Bastei Lübbe AG. Köln, 2022. ISBN 9783869951256 / ISBN 978-3-86995-125-6

Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß, von Ursula Trüper. Aus dem Vorwort: Vom Streben nach Freiheit zum glücklich-geboren-Sein.

Mein Urahn Johann Hinrich Schmelen kam 1777 zur Welt. Er wurde in eine Zeit hineingeboren, in der sich viele seiner Zeitgenossen für die Idee begeisterten, dass alle Menschen das Recht haben sollten, nach seinem oder ihrem ganz persönlichen Glück zu streben, und dazu gehört zwingend, frei zu sein. »Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glück« (Amerikanische Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776). Nicht das Recht auf ein glückliches Leben wurde den Menschen versprochen, das konnte niemand. Sondern das Recht für jeden Einzelnen, eigenmächtig und »frei« nach dem zu streben, was er oder sie als »Glück« ansah, das eigene Leben nicht mehr als gottgegeben hinzunehmen, sondern es aus eigener Kraft zu gestalten. Nicht nur reiche Bürger, die in dieser Zeit überall auf der Welt Plantagen und Fabriken gründeten, waren von dieser Verheißung beseelt, sondern auch viele Menschen am unteren Ende der sozialen Leiter. Auch Schmelen, der neunte Sohn eines Kleinbauern und gelernte Schmied, nimmt den untergeordneten Stand, in den er hineingeboren ist, nicht mehr einfach hin, sondern macht Gebrauch von seiner Freiheit und sucht sein Glück. Und zwar nicht im wirtschaftlich und politisch rückständigen Deutschland, sondern in der Fremde. Das tun viele seiner ebenfalls nach Freiheit und Glück strebenden Zeitgenossen, von denen die meisten nach Amerika auswandern. Schmelen hingegen geht als Missionar nach Afrika. Missionar werden, das ist eine wichtige Chance für abenteuerlustige fromme junge Männer aus armen Verhältnissen. Anders als ein Studium ist die Ausbildung kostenlos und es ist kein Problem, wenn die Bewerber nur Volksschulbildung haben und weder Latein noch höhere Mathematik beherrschen. Vor allem für junge Männer aus dem Handwerker- und Bauernstand übt dieser Beruf eine große Anziehungskraft aus. Hatte man dann nach mehreren Jahren sein Missionarsexamen in der Tasche, eröffnete sich eine neue Welt. Plötzlich hatte man die Chance, sich auf neue Menschen, Landschaften und Lebensverhältnisse einzulassen. Plötzlich war man in der Lage, sich nicht in den ausgetretenen Pfaden der eigenen Vorfahren zu bewegen, sondern etwas Neues aufzubauen. Das war nicht ungefährlich und konnte zuweilen zu einem frühen Tod führen. Aber es muss ein berauschendes Gefühl gewesen sein in dieser starren und streng hierarchisierten Welt, endlich des eigenen Glückes Schmied sein zu können. Ja, man konnte scheitern. Aber man konnte auch Erfolg haben. Als 150 Jahre später meine Großmutter Dora Hegner ihren künftigen Verlobten kennenlernt, ist von diesem revolutionären Elan der 1770er Jahre nichts mehr zu spüren. Auch Dora strebt -im Rahmen ihrer Möglichkeiten, und die sind damals für eine bürgerliche Frau ohne Vermögen nicht besonders groß - nach Glück. Und Glück hieß damals für eine konservative unverheiratete Frau aus dem Bürgertum vor allem: einen adäquaten Ehemann finden. Dora ist für die damalige Zeit schon ziemlich alt, 37 Jahre, als dieser endlich am Horizont auftaucht. Aber er ist eine höchst wünschenswerte Partie, er ist charmant, hat Humor, verfügt über ein gesichertes Einkommen und hat eine achtbare soziale Stellung im Leben. Was also braucht es mehr, um glücklich zu sein? Doch inzwischen haben die tonangebenden europäischen Länder Kolonien und erwirtschaften ihren Reichtum mit Sklavenarbeit. Das ist schwer vereinbar mit den revolutionären Forderungen von einst. Sollen die Sklaven und Bewohner der kolonisierten Länder nicht ebenfalls das Recht auf Freiheit und das »Streben nach Glück« haben? [...]

Dies ist ein Auszug aus: Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß, von Ursula Trüper.

Titel: Zara oder das Streben nach Freiheit
Untertitel: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß
Autorin: Ursula Trüper
Verlag: Quadriga Verlag; Bastei Lübbe AG
Köln, 2022
ISBN 9783869951256 / ISBN 978-3-86995-125-6
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 15 x 22 cm, 384 Seiten, 15 Farb- und sw-Fotos

Trüper, Ursula im Namibiana-Buchangebot

Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß

Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß

Zara oder das Streben nach Freiheit: Eine koloniale Familiengeschichte in Schwarz-Weiß in den Familien der Nachkommen des Missionars Johann Hinrich Schmelens (1777-1848).

The Invisible Woman Zara Schmelen, African Mission Assistant at the Cape and in Namaland

The Invisible Woman Zara Schmelen, African Mission Assistant at the Cape and in Namaland

Zara Schmelen, Nama woman, African Mission Assistant at the Cape and in Namaland, was married to German missionary Johann Hinrich Schmelen in 1814.