Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch, von Ernst Ludwig Cramer

Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch, von Ernst Ludwig Cramer. Rütten & Loening Verlag. Potsdam, 1941

Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch, von Ernst Ludwig Cramer. Rütten & Loening Verlag. Potsdam, 1941

Erlebnisse seiner Eltern und seiner Familie in der Zeit der Herero- und Namaaufstände bis hin in die Zeit der ausgehenden 1910er Jahre verarbeitete Autor Ernst Ludwig Cramer, der auch das populäre Kinderbuch 'Die Kinderfarm' schrieb, in dem 1938 geschriebenen autobiographischen Roman 'Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch', dessen zentrales Thema die Selbstbehauptung der Deutschen in ihrer Wahlheimat ist.

Ernst Ludwig Cramer  

[...] Etwas über zwei Jahre bewohnen die Hereros ungestört ihre Werft an der großen Pfanne. Buschleute haben sie kaum gesehen. Die ziehen immer noch weit nördlich in der Steppe umher. Doch die Regenzeit von 1907 auf 1908 ist schlecht, das Wild drängt nach Süden und Westen, wo reichlicher Regen gefallen ist, und dem Wild ziehen die Buschleute nach. Sie melden sich an auf ihre besondere Art: An einem Abend kommt ein Herero erschöpft, schwer krank aus dem Felde zurück, er ist von einem Giftpfeil getroffen und stirbt noch dieselbe Nacht. Das ist eine kurze und bündige Botschaft, ganz klar ist sich Katjuo darüber; sofort schickt er Vahe zu den Buschleuten, er soll über freien Abzug verhandeln. Der Buschmannkapitän Semkau, ein sehr alter Mann, braucht nicht viel Worte: „Ihr müßt fort." Er macht dazu eine kleine Bewegung mit der Hand, doch diese Bewegung umschließt ganz einfach alles Land ringsum bis hinter den fernsten Horizont. Er sagt: „Geht, oder wir töten euch alle." Mit diesem Bescheid kehrt Vahe zurück. Katjuo berät mit den Männern, die ganze Nacht. Sie haben zwei Möglichkeiten. Sie können in vorsichtigen zehn oder zwölf Tagesmärschen das Durstfeld durchqueren, dann sind sie im englischen Gebiet. Dort wohnen die Betschuanen. Die Betschuanen sind reich. Unzählbare Viehherden besitzen sie. Als Hirten, als Sklaven könnten die Hereros bei ihnen leben. Niemals könnten sie dort Freiheit erlangen. Katjuo und der Rat der Männer wollen das nicht. So entscheiden sie sich für die zweite Möglichkeit: den Marsch nach Westen. Sie wollen in den Rand des Gebietes, das früher ihr eigen war, zum Omuramba des Eiseb. Dort liegt eine Kalkpfanne. Otjitoto, altes Jagdgebiet von Katjuo. Nur einen starken Tagesmarsch von dort grenzt Otjirukaru, die alte Heimatwerft Katjuos und seiner Leute. Katjuo sagt: „Wir wissen nicht, wie es heute dort aussieht. Wir müssen wissen, ob Weiße dort sind. Ich schicke erst Leute hin, die sehen sollen. Wir müssen zwei Monate Zeit bei den Buschleuten fragen." Wieder verhandelt Vahe mit Semkau. Semkau sagt: „Zwei Monate gebe ich euch." Er denkt: Auch sie haben Gewehre, werden meine Leute töten, ich will ihnen Zeit lassen. Nun schickt Katjuo Kanjeme und Okakurama nach Otjitoto auf Kundschaft. Nach einigen Wochen kommen beide zurück. Sie sagen: „Das Feld bei Otjitoto ist gut. Das Wasser steht hoch in der Pfanne. Wir sahen den ganzen Tag Wild dort zur Tränke kommen. Wir waren auch auf Otjirukaru. Auf unserer Werft, Katjuo, ist jetzt ein Deutscher. Er hat eine Frau. Er hat ein Haus. Er hat Kühe und Schafe. Er hat eine Werft von Kaffern. Auch Hereros sind da. Sie sind im Kriege gefangen und dem Deutschen zur Arbeit gegeben. Wir waren eine Nacht bei ihnen im Pontok. Sie sagen: Ein Jahr ist der Deutsche auf Otjirukaru, in Otjikoto ist er noch nicht gewesen, er kennt es nicht." Da entscheidet Katjuo: „In drei Tagen brechen wir auf." Sie packen ihre geringe Habe, verbrennen, was das Mitnehmen nicht lohnt. In kleinen Tagesmärschen, von niemand beunruhigt, ziehen sie von Wasserstelle zu Wasserstelle. Sie fangen Kleinwild in Schlingen, schießen Großwild, sammeln an günstigen Stellen Feldkost in Vorrat. Wochen sind sie unterwegs. Otjitoto erreichen sie im November 1908. Sie bauen die neue Werft schnell, denn der Regen ist nahe. Wieder wählen sie einen Platz weit vom Wasser entfernt im Dickbusch. Katjuo legt die Werft so sorgfältig an und so vorsichtig, daß dreißig Meter weit von den Hütten niemand die Nähe von Menschen vermuten kann. Katjuo hat Sorge, daß deutsche Polizei bis in diese Gegend reiten wird. Er hat Sorge, daß sie entdeckt und dann als Gefangene fortgeführt werden. Er hat nicht mehr die gleiche Zuversicht wie vor zwei Jahren. Aber er konnte nicht anders. Er mußte hierher, in die Nähe von Otjirukaru. Jetzt tritt sein Fuß den vertrauten Heimatboden. Die Regenzeit 1908 auf 1909 geht übers Land, die „große" Regenzeit, wie sie zehn Jahre lang genannt werden soll. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch, von Ernst Ludwig Cramer.

Titel: Wir kommen wieder
Untertitel: Ein deutsches Afrikabuch
Autor: Ernst Ludwig Cramer
Genre: Autobiographischer Roman
Verlag: Rütten & Loening Verlag
Potsdam, 1941
Halbleineneinband, Rückenprägung, 13 x 20 cm, 253 Seite

Cramer, Ernst Ludwig im Namibiana-Buchangebot

Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch

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'Wir kommen wieder. Ein deutsches Afrikabuch' ist ein teilautobiographischer Roman aus der Zeit vor und nach der Machtübernahme Südafrikas in Deutsch-Südwestafrikas.

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