Wilder Erdteil Afrika, von Heinrich Schiffers

Wilder Erdteil Afrika, von Heinrich Schiffers.

Wilder Erdteil Afrika, von Heinrich Schiffers.

In seinem Buch Wilder Erdteil Afrika beschreibt Dr. Heinrich Schiffers die Entdeckungsgeschichte und die Erforschung Afrikas.

Heinrich Schiffers  

28. Bur und Brite

Kaum hatten Buren, die neues Farmland suchten, sich westwärts, ins Betschuanaland auszubreiten begonnen, als auf den Antrieb des Abgeordneten Rhodes 1885 hin das ganze Gebiet bis weit in die Kalahari hinein zum Protektorat erklärt wurde; denn hier hatten ja schon seit langem englische Missionare gewirkt und Stationen gegründet, z. B. Dr. Moffat und Livingstone. Mit der Errichtung dieses Schutzgebietes war ein doppelter Zweck erreicht: Einmal hatte man die burischen Staaten gegen den Westen abgeriegelt. Zum Zweiten wurde einem in Südafrika neu auf tauchenden Bewerber, den Deutschen, die Möglichkeit aus der Hand genommen, sich von Westen her mit Krüger zu verbinden. Folgendes war geschehen: Auf der Suche nach Handelsmöglichkeiten in Übersee war Adolf Lüderitz, der Sohn eines Tabakhändlers aus Bremen, auf den Erwerb von Land in Südwestafrika verfallen. Er schickte seinen Handlungsgehilfen, den zwanzigjährigen Heinrich Vogelsang, dorthin. Mit Kapitän Timpes „Tilly" gelangte er ungehindert in die Bucht von Angra Pequena (heute Lüderitzbucht). Dann ritt Vogelsang durch das öde, heiße Land hinauf zur Missionsstation Bethanien, wo deutsche Missionare wirkten, und schloß am 1. Mai 1883 mit dem Kapitän der dortigen Hottentotten, Josef Fredericks, einen Kaufvertrag ab. Gegen 1600 Mark und 200 alte Gewehre übergab ihm der Hottentottenführer das gewünschte Stück Land an der Bucht, und am 15. Juli erhielt Lüderitz, der in Kapstadt den weiteren Verlauf der Dinge abgewartet hatte, das entscheidende Telegramm: „Land von Chief gekauft gegen einmalige Zahlung". Bismarck gewährte mit dem 24. April 1884 dem neuen Land des Bremer Kaufmanns Reichsschutz. Das ging nicht ohne zeitweise erregte Verhandlungen mit den Briten ab, die sich schon früher in der Walfischbai, an dem besten Landeplatz der Küste, eingerichtet hatten. Von dieser günstig gelegenen Stelle gingen sie nicht wieder fort, mochten böse Zungen auch von diesem Platz als von einer „Schikanestation" sprechen. Der zweite Schachzug, den Rhodes tat, erfolgte im Osten der Burenstaaten. Hier saßen, zwischen den Natal-Briten und den ostwärts vordrängenden Buren, die Sulus, immer noch von Tschakkas wildem Geist erfüllt. Beide Parteien redeten den Schwarzen ein, daß von der anderen Seite die Gefahr eines Angriffs drohe. Das Ergebnis war einer der blutigsten Eingeborenenkriege, die England überhaupt in Afrika führen mußte, und der 100 Millionen Mark kostete (1879). Nun folgte eine neue Bedrohung der englischen Machtstellung von Osten her. Als solche wenigstens erschien eine Nachricht, die Kapstadt im Jahre 1884 erreichte. Sie besagte, daß deutsche Unterhändler sich um den Besitz der Lucia-Bucht unweit des Landes bewarben. Sie liegt kaum 300 Kilometer nordöstlich von Durban, und eine Verbindung von hier nach Pretoria mußte Krüger in der Zukunft durchaus als möglich erscheinen. Doch auch hier gelang es den Briten durch Verhandlungen, die Angelegenheit in ihrem Sinne zu bereinigen. Die Deutschen verzichteten. Der dritte, aussichtsreichste Schachzug erfolgte im Norden der Transvaalrepublik. Er erforderte längere Zeit, aber er brachte die eigentliche Krönung von Rhodes' Lebenswerk: Rhodesia. Dadurch wurde den Buren die Hoffnung, weiter nach Norden ausweichen zu können, genommen. Hier im Norden residierte, wie wir schon hörten, Lobengula, der Fürst der Matabele. So wie es den Buren nicht gelungen war, die Suche nach Gold in ihren Staaten mit Erfolg zu verhindern, so blieb es auch im Matabeleland ein vergebliches Bemühen, die Diggers zurückzuhalten, als erst einmal die Nachrichten über die große Zahl der Felder sich verbreitet hatten. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Wilder Erdteil Afrika, von Heinrich Schiffers.

Buchtitel: Wilder Erdteil Afrika
Untertitel: Das Abenteuer der großen Forschungsreisen
Autor: Heinrich Schiffer
Verlag: Athenäum Verlag
Frankfurt am Main, 1962
Original-Kartonband, Original-Schutzumschlag, 13x22 cm, 525 Seiten, 89 Abbildungen, 17 Karten, sowie Namen- und Sachregister

Schiffers, Heinrich im Namibiana-Buchangebot

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