Weißer Tropfen in schwarzer Flut, von Klaus Kühl.

Weißer Tropfen in schwarzer Flut. Tagebuchaufzeichnungen aus Kamerun 1966-1968, von Klaus Kühl.

Weißer Tropfen in schwarzer Flut. Tagebuchaufzeichnungen aus Kamerun 1966-1968, von Klaus Kühl.

Klaus Kühls Tagebuchaufzeichnungen aus Kamerun 1966-1968, Weißer Tropfen in schwarzer Flut, enthalten Wünsche, Träume, Hoffnungen und Tatsachen, Irrtümer und Bekenntnisse.

Klaus Kühl  

29.12.1966: Boeing 707, Sonderflug. Wir starten. Es geht nach Abidjan. Höhe wieder 10,5 Kilometer. Flugdauer 4 Stunden und 35 Minuten. Der Kapitän erklärt, warum wir in Tunis nicht sofort landen konnten: Die Araber feierten Ramadan, das Fest der Mohammedaner, den Beginn des Fastenmonats. Und auch auf dem Flugplatz mussten sie „ein wenig essen". Es ging nicht anders. Während dieser Zeit mussten wir „ein bisschen in der Luft bleiben". Die Landebahn war frei gewesen ... Erdölfeuer über der Sahara. Wir überfliegen Oasen und das französische Atomversuchszentrum. Eben speisten wir: Rinderbraten, Rosenkohl, Kartoffeln, Hummercocktail, Brot, Brötchen, Butter, französischen Käse. Und wir tranken 64er Klüsserather Bruderschaft und Kaffee. Dazu Stolle. Ich höre das Rauschen der Ventilatoren, und es wäre herrlich, jetzt in Urlaub zu fliegen. Neben mir eine Krankenschwester mit großen Kinderaugen. Vorhin war ihr schlecht geworden. Ich erinnere mich an eine ähnliche Lage über Spanien. Aber nun lese ich Zeitung. Plauderei mit einigen Freiwilligen, die ich schon aus Mannheim kenne. In Bonn war ich von einigen, die ich ebenfalls kannte, gefragt worden, warum ich nicht mit nach Indien käme. Nein, Indien reizte mich nicht. Vielleicht, weil Herr Magha dort gestorben ist. Vielleicht - bestimmt - fliege ich lieber nach Afrika. Die Schwester neben mir wird wieder lebhaft. Sie erzählt mir von ihrer Mutter, ihren Geschwistern, von ihren kleinen und großen Sorgen und dass sie sich eigentlich nur probeweise zum DED gemeldet habe. Gegen alle ihre Erwartungen hätte sie alle Tests bestanden. Ich glaubte, sie erzählte meine eigene Geschichte... Ich bin nicht aufgeregt. Allerdings etwas, wenn ich an die zwei Jahre denke. Es ist doch eine sehr lange Zeit. Wenn man hinzurechnet, wie schnell die Sahara überflogen ist. Das Flugzeug liegt sehr ruhig. Es ist 20.30 Uhr. In gut zwei Stunden werden wir landen. Dann beginnt Afrika, mein Abenteuer. Abidjan, 23.70 Uhr, Landung. 28 Grad Celsius. Afrika beginnt. 29./30.12.1966 Einzug in das DED-Hotel. Gerüche: Schweiß. Geräusche: Radio, Kindergeschrei. Ich bin vorhin wieder einmal zur Post gegangen. Wenn ich durch das Treppenhaus komme, kann ich in die offen stehenden Wohnungen blicken. In einer Wohnung lief ein Huhn herum. Eine Treppe weiter verhandelte eine Afrikanerin mit einer Händlerin, die frische Fische verkaufte, in eine Schüssel gelegt und an Holzspieße gesteckt. Zwei Kinder kauten an einem Fußball herum. Es roch nach Fisch. In den Müllkästen wühlte ein afrikanisches Mädchen, mehr neugierig als aus Elend, so schien mir. Der Wohnblock „Logement 220" ist vorwiegend von Afrikanern bewohnt. Er ist modern und im Rechteck angelegt, das sich um einen Innenhof schließt. Hier spielen die Kinder und Jugendlichen. Unter einer Art Baldachin, den Hütten nachgebildet, sitzt eine Afrikanerin und stampft eine Mahlzeit zurecht. Hinter meinem Fliegenfenster sehe ich die Hügel der Stadt. Manche Wiesen sind über und über bedeckt mit Wäschestücken, ausgebreitet zum Trocknen. Es riecht nach verbrannten Hühnerfedern. Durch das Drahtfenster schrillen und zirpen tausend Grillen, und dazwischen ertönt das endlose Palaver der Afrikaner. Wir wohnen zu fünft in einem Riesenhaus, in dem alles wohnt: Afrikaner, Libanesen, Franzosen. Der DED hat hier eine ganze Wohnung vom Peace Corps übernommen. Es ist eine Art Allround-Unterkunft für alle, die einmal nach Abidjan kommen. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Kamerun-Tagebuch: Weißer Tropfen in schwarzer Flut, von Klaus Kühl.

Buchtitel: Weißer Tropfen in schwarzer Flut
Untertitel: Tagebuchaufzeichnungen aus Kamerun 1966-1968
Autor: Klaus Kühl
Verlag: Frieling
Berlin, 2001
ISBN 3828015999 / ISBN 3-8280-1599-9
Originalbroschur, 15x21 cm, 384 Seiten

Kühl, Klaus im Namibiana-Buchangebot

Weißer Tropfen in schwarzer Flut

Weißer Tropfen in schwarzer Flut

Weißer Tropfen in schwarzer Flut ist der Titel von Tagebuchaufzeichnungen eines deutschen Entwicklungshelfers in Kamerun 1966-1968.

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