Weiße Göttin der Wangora, von Meg Gehrts

Weiße Göttin der Wangora: Eine Filmschauspielerin 1913 in Afrika, von Meg Gehrts. Deutscher Taschenbuch Verlag

Weiße Göttin der Wangora: Eine Filmschauspielerin 1913 in Afrika, von Meg Gehrts. Deutscher Taschenbuch Verlag

Aus dem Kapitel 'Von London nach Lome' des Reiseberichts 'Weiße Göttin der Wangora', von Meg Gehrts.

Als mir Anfang letzten Sommers (1912) vorgeschlagen wurde, eine Reise ins Innerste Afrikas zu machen, in ein Gebiet, das niemals zuvor von einer weißen Frau betreten worden war, um dort die weibliche Hauptrolle in einer Reihe von Sequenzen über das Leben der Afrikaner zu spielen, war ich ausnahmsweise, das muß ich gestehen, vollkommen verblüfft. Auch die Tatsache, daß die geplante Expedition von dem bekannten Jäger und Afrikaforscher Major Hans Schomburgk, F. R. G. S.*, (* Fellow of the Royal Geographie Society) finanziert und geleitet werden sollte, beruhigte mich nicht völlig. Ich zögerte lange. Doch dann reizte mich die Aussicht, für eine Weile den Staub der Städte von meinen Füßen zu schütteln und mit unverdorbenen Naturkindern in ganz neuer Umgebung ein einfaches Leben zu führen, und ich willigte schließlich ein; so nahm ich - ganz gegen den Rat meiner Verwandten und Freunde - den Job an. Meine Entscheidung wurde in hohem Maße beeinflußt davon, daß ich vor einiger Zeit Major Schomburgk kennengelernt hatte, der wie ich ein gebürtiger Hamburger war. Auch wenn er in England, außerhalb wissenschaftlicher Kreise, nicht so bekannt sein mag wie in Deutschland, kann er sich doch, wenn er will, zu Recht als einen der erfolgreichsten lebenden Afrikaforscher und Großwildjäger bezeichnen; und da sein Name in diesem Buch einen recht herausragenden Platz einnehmen wird, mag eine kurze Beschreibung seiner Person und seiner Arbeit hier angebracht sein. Er ist dreiunddreißig Jahre alt, mittelgroß und eher schmal gebaut, besitzt jedoch trotzdem beträchtliche Körperkräfte. Die letzten sechzehn Jahre seines Lebens also seit er ein siebzehnjähriger Bursche war hat er fast ausschließlich mit Jagen, Kämpfen und Forschen in Afrika verbracht. Er spricht Englisch, als ob es seine Muttersprache wäre, und diente in der Natal Mounted Police ebenso wie im letzten Burenkrieg, wofür er mit einer Medaille mit vier Ordensspangen ausgezeichnet wurde. Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß er als Jäger für seine Tapferkeit in ganz Afrika berühmt ist. Nicht weniger als dreiundsechzig ausgewachsene Elefanten sind seinem Gewehr zum Opfer gefallen, und einmal erlegte er vier große Stoßzahnträger mit vier Schüssen, zwei rechts und zwei links. Zweimal hat er Afrika durchquert. Seine abenteuerlichste Reise, die fünf Jahre dauerte, führte ihn von den Victoria-Fällen nach Angola, Portugiesisch-Westafrika, von dort zurück durch den Kongo-Freistaat, Nordrhodesien und Deutsch-Ostafrika, bevor er schließlich in Daressalam, nicht weit von Sansibar, ankam. Während dieser ganzen Zeit sah er weder eine Eisenbahn, noch schlief er in einem Haus aus Stein. Ein ganzes Jahr lang erforschte er die Quelle des Sambesi im Walunde-Land, das noch nie zuvor von Weißen besucht worden war; und während dieser Expedition fing er in einer Falle einen ostafrikanischen Elefanten und brachte ihn lebend nach Europa, ein Kunststück, das bereits oft versucht, niemals jedoch vollbracht worden war. Er war auch der erste weiße Mann, der lebende Artgenossen des seltenen Zwergflußpferds fing, ein Tier, das in seiner ursprünglichen Umgebung so überaus rar und scheu ist, daß seine Existenz bis vor relativ kurzer Zeit von den meisten Afrikaforschern und Jägern bestritten wurde. Major Schomburgk wußte es jedoch besser, denn er hatte dieses Miniaturlebewesen auf einer seiner frühen Reisen in das westafrikanische Hinterland gesehen; und 1911 gelang es ihm, nach unendlichen Schwierigkeiten und auch einigen Gefahren, nicht weniger als fünf lebende Exemplare zu fangen und, was noch bemerkenswerter ist, sie vom Landesinneren zur Küste zu bringen, von wo sie sicher nach Europa verschifft wurden.  [...]

Dies ist ein Auszug aus: Weiße Göttin der Wangora, von Meg Gehrts.

Titel: Weiße Göttin der Wangora
Untertitel: Eine Filmschauspielerin 1913 in Afrika
Autorin: Meg Gehrts
Übersetzung: Bettina Schiller
Deutscher Taschenbuch Verlag
München, 2004
ISBN 3423206950 / ISBN 3-423-20695-0
ISBN 9783423206952 / ISBN 978-3-423-20695-2
Originalbroschur, 12 x 19 cm, 288 Seiten, 1 Karte

Gehrts, Meg im Namibiana-Buchangebot

Weiße Göttin der Wangora

Weiße Göttin der Wangora

Weiße Göttin der Wangora: Die Hamburgerin Meg Gehrts und Afrikaforscher Hans Schomburgk im Jahr 1913 auf Togo-Expedition.