Vertrieben von geliebter Erde, von Sven Eric Kanzler
Nach intensiver Recherche stellte Sven Eric Kanzler im Jahr 2003 die tragische Lebensgeschichte der Brüder und Farmer Schanderl unter dem Titel 'Vertrieben von geliebter Erde: Geschichte zweier Brüder aus Deutschland und ihrer Farm Kairos am Fischfluß Canyon in Namibia' vor.
(...) Kaum in Swakopmund an Land gegangen, wird Alfons mit seiner Einheit gleich wieder eingeschifft nach Lüderitz, denn sie wird zur Verstärkung der Nachschublinien im Süden gebraucht. Am 2. Dezember 1904 geht die 4. Ersatzkompanie mit 7 Offizieren und Sanitätsoffizieren, 4 Beamten, 173 Mann und 250 Pferden von Bord. Alfons ist sehr ernüchtert: Hier ist die Küste felsig und genauso unwirtlich wie bei Swakopmund. Wie soll man denn in so einem Land eine Farm aufbauen? Nur wenige Tage später beginnt der anstrengende Marsch ins Landesinnere. Keine günstige Zeit: Am 6. Dezember ist Neumond, so dass es kurz nach Sonnenuntergang stockfinster wird; also muss tagsüber marschiert werden, obwohl die Sonne mittags fast im Zenit steht. Aber die militärische Lage duldet keinen Aufschub. Keetmanshoop benötigt so rasch wie möglich Verstärkung. Am 26. November hätten Aufständische unter dem Kommando von Jakob Marengo um ein Haar den Stützpunkt Warmbad genommen, der für den Schutz der Nachschublieferungen aus Südafrika von wichtiger strategischer Bedeutung ist. Außerdem ist jederzeit damit zu rechnen, dass sich die Nama-Gruppen im Raum Bethanien dem Aufstand anschließen. Damit würde dann auch der Nachschub auf dem so genannten Baiweg von Lüderitz nach Keetmanshoop in Gefahr geraten. Also heißt es: Zähne zusammen beißen und laufen. Rund 120 km geht es durch die wasserlose Fels- und Sandwüste der Namib, zu Fuß, versteht sich, denn eine Eisenbahnlinie wird gerade erst geplant und die Pferde müssen geschont werden. Obwohl über die Mittagsstunden gerastet wird, ist der Marsch bei sengender Hitze eine Strapaze für Mensch und Tier. Abends sinkt Alfons erschöpft auf sein hartes Lager. Aber der Blick in den Himmel vor dem Einschlafen entschädigt ihn für die Entbehrungen und Anstrengungen des Tages: Myriaden Sterne blinken ihm entgegen. Und im Nordosten steht der Orion, den er auch in Margarethenberg so oft abends bewundert hat. Nur liegt er hier auf der Seite und ähnelt mehr einem Schmetterling als einem Schild schwingenden Krieger. Ob wohl seine Mutter oder seine Schwester Elisabeth in diesem Moment gerade ebenfalls zum Orion schauen und sich ihre Blicke dort, fern im All, treffen? Ab Aus hat Alfons den schlimmsten Teil der Strecke hinter sich. Die restlichen rund 150 km nach Keetmanshoop führen über mehr oder weniger karg bewachsene Ebenen. Hier und da gibt es eine Wasserstelle, an der die Pferde trinken können, so dass er und seine Kameraden aufsitzen und reiten dürfen. Kurz vor Weihnachten trifft die 4. Ersatzkompanie in Keetmanshoop ein. Ihre Hauptaufgabe ist es, den ,Baiweg' nach Lüderitz vor Überfällen zu schützen und in der Nähe operierende Verbände und Posten mit Nachschub zu versorgen. Kein ungefährlicher Auftrag. Denn die Nama kämpfen ganz anders als die Herero: Sie treten nicht geschlossen zur Schlacht an, sondern legen sich in typischer Guerilla-Taktik in den Hinterhalt und überfallen zahlenmäßig unterlegene gegnerische Verbände, Versorgungstransporte oder Vorposten. Wenn sie in einem Gefecht zu unterliegen drohen, lösen sie sich schnell vom Gegner, zerstreuen sich in alle Windrichtungen und sammeln sich später an einem verabredeten Treffpunkt. Vor allem aufgrund ihrer erstklassigen Ortskenntnis und ihrer Fähigkeit, sich von Veldfrüchten zu ernähren, sind sie den deutschen Truppen in puncto Flexibilität haushoch überlegen. Die Schutztruppe dagegen kann ihren Trumpf, die weitaus besseren Waffen, in dem unwegsamen Terrain kaum ausspielen. Die besten Gewehre sind nutzlos, wenn man den Gegner nicht zu Gesicht bekommt, und die schlagkräftigsten Geschütze nützen nichts, wenn man sie nicht rechtzeitig zum Ort des Gefechts schaffen kann. Das größte Problem ist der Nachschub, ohne den die Soldaten nicht kampffähig sind. So muss die Verfolgung gegnerischer Gruppen oft abgebrochen werden. (...)
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Vertrieben von geliebter Erde, von Sven Eric Kanzler.
Titel: Vertrieben von geliebter Erde
Untertitel: Geschichte zweier Brüder aus Deutschland und ihrer Farm Kairos am Fischfluß Canyon in Namibia
Autor: Sven Eric Kanzler
Herausgeber: Nature Investments (Pty) Ltd
Verlag: Klaus Hess Verlag
ISBN 9783933117274 / ISBN 978-3-933117-27-4
Göttingen. Windhoek, Namibia 2003
Broschur, 15x21 cm, 95 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos, 2 Karten
Kanzler, Sven-Eric im Namibiana-Buchangebot
Vertrieben von geliebter Erde
Vertrieben von geliebter Erde ist Geschichte zweier Brüder aus Deutschland und der Farm Kairos in Südwestafrika.
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