Tetje mit die Utsichten, von Theodor Franz Woker

Tetje mit die Utsichten, von Theodor Franz Woker. ABC Press. Kapstadt, o.J. (1970)

Tetje mit die Utsichten, von Theodor Franz Woker. ABC Press. Kapstadt, o.J. (1970)

Tetje mit die Utsichten, die Autobiographie des gebürtigen Hamburgers Theodor Franz Woker, Unternehmer und Politiker in Südwestafrika.

Der Seemann und das Streitross

Am nächsten Morgen wurde ein kleiner Teil unserer Kompanie abkommandiert, um festzustellen, wie weit der Feind vorgedrungen war. Brauer und ich sollten mitreiten. Wie es losging, stellte ich fest, daß Brauer nicht dabei war. Ich sofort zurück, und da saß mein lieber Brauer auf seinem Pferd, er nannte es Cyprian, und der Gaul wollte nicht zurück und nicht vorwärts. Ich sah ja sofort, was los war und sagte zu Brauer: „Hör mal, wenn du mit deinem Wüstenschiff hier durch die Namib segeln willst, dann mußt du aber erst Anker hieven." In der großen Eile hatte natürlich der gute Brauer gesattelt und sich dann auf sein Pferd gesetzt, ohne zu bemerken, daß er sein Pferd noch nicht losgebunden hatte. Wie wir dann weiterritten, sagte ich: „Ja, mein lieber Hajo, das ist Seemann an Land, und wenn man den denn auf so'n wildes Wüstenschiff noch packt, denn ist alles verkehrt." Wir kamen dann auch sehr bald wieder zurück, nachdem wir festgestellt hatten, daß der Feind bereits nach Nonidas vorgerückt war. Nun mußte das Lager Gonikontes abgebrochen werden, und es ging in ziemlich schnellem Tempo dann über Rössing, Arantis nach Trekkopjie. In Trekkopjie wollten wir uns noch mal dem Feind stellen.

Gefecht bei Trekkopjie

Mitte April war es dann soweit. Der Feind kam an mit voller Stärke und wir versuchten ihn aufzuhalten. Mit dem Erfolg, wir haben verschiedene Leute verloren, und ich bedauere ganz besonders, daß wir dabei unseren Schlepperführer Marquardt verloren haben. Und zwar lagen Marquardt und ich hinter einer Klippe. Ich sagte zu Marquardt: „Die beschießen uns jetzt mit Maschinengewehren, ich kann das hören, anscheinend haben die Panzerautos mit." Marquardt: „Das muß man doch gesehen haben." Er stand auf und ich rief: „Hinlegen." Im selben Moment fiel er auch schon rückwärts und lag da mit einem schweren Kopfschuß. Ich sah sofort, daß dieser Kopfschuß tödlich war. Ich nahm ihm seinen Verlobungsring ab, und mußte ihn leider liegen lassen, da es auch für mich höchste Zeit war, mich meinen Kameraden anzuschließen, die bereits im Rückzug waren. Wir konnten bewerkstelligen, daß wir ein paar Verwundete auf dem Kolonnenwagen noch mitnehmen konnten. Die Gefallenen sind dann nachher beerdigt worden, und zwar auf dem kleinen Friedhof von Trekkopjie, der auch heute noch besteht. Scultetus hatte einen Schuß bekommen durch seinen Tropenhut, den er uns zeigte, sonst war ihm nichts passiert. Und nun ging es weiter: Usakos, Karibib, dann Omaruru, der Feind rückte sehr schnell nach. Bei Epako wurde ich dann mit einer kleinen Patrouille auf kurze Entfernung unter Feuer genommen. Einer meiner Leute erhielt einen Schenkelschuß. Ich schickte die anderen weg und versuchte in einem kleinen Rivier, den armen Kerl zu verbinden mit dem wenigen, was ich bei mir hatte. Mit Mühe und Not habe ich ihn denn wieder auf sein Pferd gesetzt. Vorher hatte ich Gewehr und Patronengürtel vergraben und dann Taschentuch an den Ladestock und zurück zum Feind. Wie ich dann die ersten Leute antraf, einen Sergeant mit verschiedenen Reitern, zeigte er mir, wo das Farmhaus war, nachdem ich ihm klargemacht hatte, daß ich diesen Verwundeten dort abliefern wollte. Im Farmhaus angekommen, sorgte der Offizier dafür, daß sofort ein Sanitäter den Mann verband, er wurde untergebracht von der sehr sorgenden Farmersfrau. Dann meinte der Offizier, ich sollte nun mein Gewehr abgeben. Ich sagte ihm, ich wäre als Parlamentär gekommen, ich hätte unmöglich den Mann alleine liegen lassen können, und ich möchte auch alleine wieder zurückreiten. Er gab mir dann einen kleinen Brief mit, im Fall, daß ich von seinen Leuten irgendwo angehalten würde, damit ich dann unbelästigt zu meiner Truppe zurückkehren konnte. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Tetje mit die Utsichten, von Theodor Franz Woker.

Titel: Tetje mit die Utsichten
Autor: Theodor Franz Woker
Verlag: ABC Press
Kapstadt, o.J. (1970)
Originalleineneinband und –schutzumschlag, 17 x 24 cm, 68 Seiten, einige teils farbige Fotos und Abbildungen

Woker, Theodor Franz im Namibiana-Buchangebot

Tetje mit die Utsichten

Tetje mit die Utsichten

Tetje mit die Utsichten: Autobiographie des südwester Geschäftsmannes und Politikers Theodor 'Tetje' Franz Woker (1889-1971).