Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil, von Hermann von Schrötter

Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil, von Hermann von Schrötter. Verlag: Wiljelm Braumüller, Wien, Leipzig, o. J. (1914)

Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil, von Hermann von Schrötter. Verlag: Wiljelm Braumüller, Wien, Leipzig, o. J. (1914)

Der österreichische Physiologe und Mediziner Hermann von Schrötter (1870-1928), ein Forscher über Luftdruckkrankheiten, war Mitbegründer der Luftfahrtmedizin. Er war im Jahr 1908 Teilnehmer einer Jagdreise an den Oberen Nil von der sein empfindsames Tagebuch vielseitig berichtet.

[...] Das Schiff legt abermals am rechten Ufer, im Gebiete von Um Gursein, jedoch etwas nördlicher als gestern, an. Das Wetter auch heute trübe, die Sonne von Dunst umgeben (vielleicht Rauch entfernter Grasbrände), vermag sich nur schwer Bahn zu brechen. Temperatur im Salon am Morgen 23°C man hat die Empfindung der Kühle. Zunächst muß man wieder dichtes, über mannshohes Schilf durchqueren, dann mehrere sumpfige Zonen, die stellenweise nur bis über die Hüften watend zu passieren sind, wobei der Fuß oftmals in dem nachgiebigen Wurzelwerke der Gräser stecken bleibt oder man bis an die Schultern versinkt. Dann kommt etwas festerer Boden, dem wieder sumpfiges Terrain mit einem Pool grauschwarzen Gewässers folgt. Noch etwa 200 Schritte und man ist im Walde. Anschaulich hat u. a. auch M. Sassi die Durchquerung solcher Khors auf einem Marsche von Gondokoro nach Mongalla beschrieben: „Den ersten Sumpf passierten wir zu Fuß und sanken dabei bis zu den Hüften ein; durch weitere vier ließen wir uns tragen, was aber auch äußerst unangenehm war; die Leute, die uns auf ihren Rücken nahmen, versanken nämlich oft bis zum Halse und wir mußten uns mit den Händen auf zwei andere, rechts und links vom Träger watende Neger, die auch nicht viel sicherer als dieser standen, stützen, bis unsere Leute sich wieder etwas aus dem Sumpfe herausgearbeitet hatten. Man ging eigentlich nie auf dem Grunde desselben, sondern offenbar auf einem durch Schilfwurzeln gebildeten Roste; trat man zwischen dieselben, so versank man gleich bis zum Halse." G. G. und H. S. zogen es, wie bemerkt, stets vor, ohne Unterstützung zu waten. Doch wir haben die Waldzone erreicht. Diese wird hier durch eine Reihe mächtiger Baumkronen begrenzt, in welchen muntere Affen ihr Wesen treiben; Unterholz ist hier nur spärlich vorhanden. Eilig klettern die Tiere bis auf die äußersten Enden der Zweige hinaus, versetzen diese in schaukelnde Bewegung und schwingen sich nun in weitem Bogen aufs Ästwerk des nächsten Baumes. Äffen werden nur selten erlegt. Die Schwarzen töten sie nie und scheinen vor ihnen Scheu zu empfinden. Wenn man die Tiere einzeln oder in Banden von Zweig zu Zweig springen sieht, so versteht man den Wert opponierbarer Zehen, ihrer zu Greifwerkzeugen umgebildeten Extremitäten. Plastisch hat auch schon A. E. Brehm das Treiben der Affen geschildert. „Ihre Kunst", schreibt er, „übersteigt alle Erwartung; sie scheinen fliegen zu können. Sätze von 6-8 m sind nichts Ungewöhnliches; von dem Wipfel eines Baumes springen sie oft 10 m auf einen Äst herab, biegen denselben durch den Stoß tief herab, geben sich, während dieser zurückschnellt, noch einen mächtigen Schwung, um mit gestrecktem Schwänze durch die Luft zu sausen. Eine Schlingpflanze ist ihnen eine willkommene Treppe, ein Baumstamm ein gebahnter Weg, sie klettern vor-und rückwärts oben auf einem Äste hin und unten an demselben zurück." Gegen 8 Uhr a. m. brechen die Jäger in zwei Partien zur Pirsche auf. Der Prinz mit G. G. und dem Ingenieure dringen in westlicher, Th. K. mit seiner Begleitung in nördlicher Richtung gegen den Wald vor. Im Geäste der Akazien Ziegenmelker, Würger und anscheinend Webervögel; zahlreiche Fährten verschiedener Tiere. Der Prinz geht solchen von Büffeln nach und begegnet etwa 2 Meilen landeinwärts, unweit der Telegraphenleitung, einer großen Herde von etwa 40-50 Stück, die zum Teile herüberäugten. Aus guter Deckung vermag man die Büffel, die langsam fortziehen, zu überblicken. Seine Hoheit greift einen mächtigen Bullen heraus, der auf den ersten Schuß fällt. Die Herde bleibt stehen und frontiert gegen die Schußrichtung. Da stürzt einer der Schikäri, die Lanze im hochgeschwungenen Arme, auf den weidwunden Büffel und gibt ihm den Fang. Schußdistanz zirka 90 m; das Tier war hinter dem Blatte getroffen, die übrige Herde zieht weiter. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil, von Hermann von Schrötter.

Titel: Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil
Autor: Hermann von Schrötter
Verlag: Wiljelm Braumüller
Wien, Leipzig, o. J. (1914)
Originalleineneinband, 24 x 29 cm, 414 Seiten, 416 Abbildungen, 1 Tabelle, 1 Faltkarte

von Schrötter, Hermann im Namibiana-Buchangebot

Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil

Tagebuch einer Jagdreise an den Oberen Nil

Hochwertig aufgemachtes, anspruchsvolles Tagebuch einer in den Jahren 1908 und 1909 unternommenen Jagdreise an den Oberen Nil.

Weitere Buchempfehlungen

Allahs Garten: Erlebnisse im Morgenland

Allahs Garten: Erlebnisse im Morgenland

"Allahs Garten: Erlebnisse im Morgenland" beschreibt die Wanderungen Artur Heyes von der Schweiz nach Venedig und in Ägypten von 1909 bis 1912.

Hinein nach Afrika: Erlebnisse in Nubien und Somaliland

Hinein nach Afrika: Erlebnisse in Nubien und Somaliland

Der dritte Band der Reiseerlebnisse Artur Heyes hat den Titel "Hinein nach Afrika: Erlebnisse in Nubien und Somaliland".

River Journeys

River Journeys

River Journeys describes what it is like to take a passage through today's world at a human pace in Africa, Asia and South America.

Forschungen zur Umweltgeschichte der Ostsahara

Forschungen zur Umweltgeschichte der Ostsahara

Vegetationsgeschichte der Ostsahara im Holozän. Holzkohlen aus prähistorischen Fundstellen. Und weitere Beiträge.

Afrika. Haack Kartenbuch

Afrika. Haack Kartenbuch

Antiquarischer Titel