Südwest-Afrika (Verlag Hermann Paetel), von Karl Dove

Südwest-Afrika, von Karl Dove. Verlag: Hermann Paetel. Sammlung belehrender Unterhaltungsschriften für die deutsche Jugend, Band 10.

Südwest-Afrika, von Karl Dove. Verlag: Hermann Paetel. Sammlung belehrender Unterhaltungsschriften für die deutsche Jugend, Band 10.

Der Verlag Hermann Paetel gab Karl Doves Reisebericht ,Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie, im Jahr 1905 als gekürzte Ausgabe und in mehreren Auflagen in seiner Jugendbuchreihe heraus.

Karl Dove  

Die Hottentotten werden aktiv

Es war nicht lange nach unserer Rückkehr aus Rehoboth, als eines Abends die Karre des bereits früher einmal erwähnten Händlers Krebs vor dem Kommissariat stand, aber ohne ihn selbst zurückzubringen. Vierzehn Tage zuvor hatte er uns frisch und gesund verlassen, um einen Handelszug zu den Khauashottentotten von Gobabis auszuführen, als ihn in Naosannabis die Kugel eiues Witbooi im Mittagsschlafe tödlich verwundete. Zur Ehre dieses Menschen sei es gesagt, daß er sich zuerst geweigert hatte, den meuchlerischen Schuß abzugeben; aber die Überredung Andries Lamberts, des Häuptlings der Fledermäuse, hatten ihn schließlich doch dazu bewogen. Dieser Häuptling, der größte Halunke des an Zahl geringen, aber durch und durch verworfenen Gesindels, war dem unglücklichen Krebs verschuldet und benutzte die günstige Gelegenheit, sich den unbequemen Gläubiger vom Halse zu schassen. Doch es sollte nicht bei der Tat eines einzelnen bleiben. Noch war nicht ein Vierteljahr seit dem Beginn des Krieges verstrichen, als die Hottentotten bereits den Spieß umzudrehen begannen und die Rolle des Angreifers übernahmen. Schon am Abend des 25. Juni 1893 hatte der Posten vor der Wache, von der aus man einen ausgezeichneten Überblick über das weit nach Norden sich ausbreitende Flußtal hat, auf einem Hügel, etwa drei Kilometer nördlich von der Festung, einige Feuer bemerkt. Zu der Annahme, daß dort Viehwächter der Truppe ihr Nachtlager aufgeschlagen hätten, unterließ er eine Meldung. Am Morgen des 26. wurde am Frühstückstische erzählt, ein Viehwächter habe durch das Gebüsch, etwa zwei Kilometer unterhalb des Kommissariats, gesehen, wie ein Haufen von etwa fünfzig Reitern über den Fluß geritten sei. Der Leutnant von Francois hatte sogleich eine Patrouille von ungefähr dreißig Mann in jener Richtung ausgesandt, um der Sache auf die Spur zu kommen. Noch lachten wir über den Jungen, der sich nach unserer Ansicht wichtig machen wollte, als plötzlich jemand rief: „Waren das eben nicht Schüsse?" Während alles aussprang, um aufmerksam zu lauschen, stürzten unsere Jungen, alle Scheu vergessend, herein mit dem Rufe: „Die Witboois kommen an, sie schießen schon!" Und wieder klang es herüber, deutlich vermochte man sogar das scharfe Knallen des deutschen Infanteriegewehrs von dem dumpferen Ton der Henry-Martinibüchsen auf der gegnerischen Seite zu unterscheiden. In Eile stürmten wir aus unseren Stuben, um unsere Gewehre zu holen. Einen Augenblick, und wir standen bewaffnet hinter den Zinnen der Veranda und des noch im Bau befindlichen Turmes; und während wir erwartungsvoll dem Schießen lauschten, brachten unsere Diener die vor dem Hause weidenden Pferde in dem zu ebener Erde nach dem Hofe zu gelegenen Dienstraum des Kommissariatsgebäudes in Sicherheit. Draußen war mittlerweile die Schießerei vorläufig beendigt ; denn die Hottentotten gaben, entsprechend der häufig von ihnen geübten Kampfesweise, beim Heraufkommen unserer Soldaten jedesmal eine Anzahl Schüsse ab, um dann wieder aufzusitzen und erst hinter einem weiter abliegenden Hügelrücken von neuem Halt zu machen. Noch einmal kam es indessen zu einem kurzen Feuer. Inzwischen war Kurd Schwabe mit einigen zwanzig Mann abgerückt, um tätig einzukreisen; aber als er erst ein kleines Stück Weges zurückgelegt hatte, begegnete ihm bereits die übrige Mannschaft, die keine Möglichkeit gesehen, das Gefecht mit dem übermütigen Feinde, der in größter Gemütsruhe beim Näherrücken unter höhnischem Hüteschwenken davonritt, mit irgendwelchem Erfolge fortzusetzen. Kaum war das eben geschilderte Zusammentreffen vorüber, als im Süden Rauchsäulen emporstiegen. Bald wurde von dort durch fliehende Bastards die Nachricht gebracht, daß ein anderer Trupp berittener Witboois zwei ihnen gehörige Wagen überfallen und in Brand gesteckt habe. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Südwest-Afrika (Verlag Hermann Paetel), von Karl Dove.

Titel: Südwest-Afrika
Untertitel: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie
Autor: Karl Dove
Reihe: Sammlung belehrender Unterhaltungsschriften für die deutsche Jugend, Band 10
Herausgeber: Hans Vollmer
Verlag: Hermann Paetel
3. Auflage. Berlin-Wilmersdorf, 1908
Original-Leineneinband mit goldgeprägtem Rücken- und Deckeltitel, 13 x 19 cm, 176 Seiten, 8 photographische Abbildungen, 1 Faltkarte

Dove, Karl im Namibiana-Buchangebot

Südwest-Afrika (Verlag Hermann Paetel)

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Gekürzte Ausgabe des seltenen Werks 'Südwest-Afrika: Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie' im Verlag Hermann Paetel.

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Karl Dove bereiste 1892-94 Südwest-Afrika zu meteorologischen und wirtschaftsgeographischen Studien und sammelte diese Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie.

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