Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden, von Klaus Freiherr von der Ropp

Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden, von Klaus Freiherr von der Ropp. Nomos-Verlagsgesellschaft. Baden-Baden, 1996. ISBN 3789043281 / ISBN 3-7890-4328-1

Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden, von Klaus Freiherr von der Ropp. Nomos-Verlagsgesellschaft. Baden-Baden, 1996. ISBN 3789043281 / ISBN 3-7890-4328-1

Aus der Aufsatzsammlung 'Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden' von Klaus Freiherr von der Ropp, ist der folgende Text ein Auszug aus dem Kapitel 'Nachbetrachtungen'.

Klaus Freiherr von der Ropp  

„South Africa (risks) becoming a gangster State where hijackers, murderers, rapists, druglords, muggers and other criminals will trample hard-won democratic rights into the dust..."
General George Fivaz, der nationale Polizeikommissar, um die Jahreswende 1995/96

Wer, aus Südafrika zurückgekehrt, die deutsche und ausländische Berichterstattung über die Kap-Republik liest oder die Äußerungen ausländischer Besucher ebendort hört, mit denen sie den friedlichen Wandel am Kap preisen, der fragt sich mit Gerd Behrens,1 ob hier wohl Ignoranten oder Zyniker am Werk sind. Jede Statistik belegt, daß Südafrika, sieht man von den Kriegsschauplätzen ab, heute das gewalttätigste Land der Welt ist. Alle 24 Stunden werden 48 Menschen ermordet; ungezählt ist die Zahl der Opfer versuchter Mordanschläge. Im selben Zeitraum werden 80 Vergewaltigungen, je 240 Raubüberfalle und Kfz-Diebstähle, 480 Diebstähle aus Kfzs, 720 Wohnungseinbrüche sowie, eine südafrikanische „Spezialität", bei der die Opfer häufig getötet werden, 27 „Autoentführungen" begangen.2 Allerdings kam, sieht man von der Provinz KwaZulu/Natal ab, mit dem Machtwechsel von Mai 1994 die zuvor besonders ruchlose Kriminalität des alten Regimes ans Ende.3 Die Kriminalität ist weitgehend eine Erblast des alten Regimes und hat im wesentlichen zwei Ursachen, große Mängel in der Arbeit der Polizei und millionenfache Arbeitslosigkeit. Bis zu der historischen Wende gab es nur in den „weißen" Gebieten des Landes herkömmliche Polizeidienste. Nur dort war es Aufgabe der Polizei, die Begehung von Straftaten zu verhindern und gleichwohl begangene Delikte aufzuklären. Im schwarzen Südafrika war die Polizei vornehmlich mit der Aufrechterhaltung von Apartheid beschäftigt. Entsprechend groß war dort immer schon die herkömmliche Kriminalität. Zudem trug der ebenso opfer- wie auch gewaltbereite Kampf der Jugendlichen gegen die ihnen von den weißen Machthabern aufgezwungene Apartheid zur Entstehung einer „Kultur" der Gesetzlosigkeit bei. Die Gesetze waren das Werk der Weißen, also konnte man beliebig gegen sie verstoßen. Daß die Polizei sie daran zu hindern suchte, führte zu einem tiefen Mißtrauen der schwarzen Gemeinschaften gegen die Polizei, den für sie sichtbarsten Vollstrecker des verhaßten Regimes. Es wird lange Jahre dauern, bis es, etwa mit Hilfe der jetzt überall in Südafrika eingerichteten „Community Police Forums", gelingen wird, ein Vertrauensverhältnis zwischen Bevölkerung und Polizei herzustellen. Bis dahin werden sich die Fälle von Selbstjustiz weiter mehren und die Zahl der Gewalttaten weiter eskalieren lassen. Der Machtwechsel hatte eine weitere, jedoch völlig andersartige Belastung der Arbeit der Polizei zur Folge. Die Übergangsverfassung von November 1993 garantiert allen Staatsbediensteten und damit allen Polizeibeamten zwar keinen konkreten Arbeitsplatz, so doch die Weiterbeschäftigung bis zum Ende der Übergangszeit, das ist Mitte 1999. Alle weißen Polizisten müssen damit rechnen, im Wege der „affirmative action" dann ihre Arbeitsplätze zu verlieren; auch in der privaten Wirtschaft, die ihre Möglichkeiten durch affirmative action gleichfalls eingeengt sieht, werden sie neue Arbeitsstellen nicht finden und damit zum Millionenheer der lebenslänglich Arbeitlosen gehören. Die Folge sind häufig schon jetzt Apathie oder auch die Bereitschaft, sich dem organisierten Verbrechen zur Verfugung zu stellen. Das unvermeidbare Ausscheiden aus dem Dienst Mitte 1999 vor Augen, haben sich sehr viele der ehemals fuhrenden Polizisten - wie auch ungezählte Beamte anderer Ressorts - in den letzten Jahren bereitgefunden, gegen Zahlung hoher Abfindungen vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden. Die Arbeit der Polizei ist damit nicht effizienter geworden. [...]

Fußnoten:

1 Die Tyrannei der Kriminellen Klasse/... der Staat als Ordnungsmacht hat abgedankt, in: Süddeutsche Zeitung, 273.10.1995, S. 4
2 Zu alledem die von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlichte Mordstatistik, in Auszügen abgedruckt in: Der Spiegel (Hamburg), (1995) 40, S. 180. Weiter Bronwyn Wilkinson, Crime figures    in: Saturday Star, 11.11.1995, S. 5.
3 Zur Regienmgskriminalität in den letzten Wochen des alten Regimes, ohne Nennung des Verfassers, Goldstone's secret report revealed ... at last, in: Mail & Guardian, Johannesburg, 7.-13.10.1995, S. 1,8 und 9.

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden, von Klaus Freiherr von der Ropp.

Titel: Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden
Untertitel Aufsätze 1975-1995 (1996)
Autor: Klaus von der Ropp
Vorwort: Van Zyl Slabbert
Reihe: Internationale Politik und Sicherheit (Band 46)
Verlag: Nomos-Verlagsgesellschaft
Baden-Baden, 1996
ISBN 3789043281 / ISBN 3-7890-4328-1
Original-Kunstledereinband, 16 x 23 cm, 281 Seiten, 2 Karten

von der Ropp, Klaus Freiherr im Namibiana-Buchangebot

Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden

Südafrikas dorniger Weg auf der Suche nach Frieden

In den Jahren von 1975 bis 1995 geschriebene Aufsätze Klaus von der Ropps beschreiben Südafrikas dornigen Weg auf der Suche nach Frieden und Stabilität.