Satan und andere afrikanische Erzählungen, von Hans Anton Aschenborn.

Satan und andere afrikanische Erzählungen, von Hans Anton Aschenborn.

Satan und andere afrikanische Erzählungen, von Hans Anton Aschenborn.

Dies ist ein Auszug aus der Erzählung 'Cham-ka-hui der Buschmannkünstler' aus dem Buch 'Satan und andere afrikanische Erzählungen' von Hans Anton Aschenborn.

Hans Anton Aschenborn  

Der junge Cham-ka-hui saß vor der Felshöhlung und mischte sich seine Farben, während der alte Kussab an einem Bogen arbeitete. Langsam strich der Greis mit seinen kleinen, mageren Händen das Fett auf das Bogenholz, hin und wieder hielt er es über das kleine Feuer, damit das Fett besser einzöge. Die Reste aber, die an seinen Fingern haften blieben, wischte er sich sorgsam an seiner runzeligen Haut ab, die in dicken Falten um seinen mageren Körper schlotterte. Besonders seine Bauchgegend war reichlich mit diesen tiefen Falten versehen, die daher rührten, daß er wie alle Buschleute von Jugend an auf Vorrat aß. Dann war sein Bäuchlein zum Platzen gefüllt, und kamen dann schlechte Zeiten, hing es in tiefen Falten herab. Cham zerrieb gemächlich einen eisenhaltigen Stein zu Pulver, um rote Farbe für seine Felsmalereien zu gewinnen, häufig blickte er von seiner Arbeit auf, hinunter in das lange, von schroffen Granitmauern gebildete Tal zu seinen Füßen. Liebevoll betrachtete er dann wohl die Unmenge spiegelglatter Felswände, die sich so unvergleichlich für seine Malereien eigneten. Einen besseren Malgrund hatte Cham noch nirgends gesehen. Leuchtend blaute der Himmel über der starren glutenden Felsmasse. Kein Laut war hörbar. Nur leise, fast rauchlos knisterte das Feuerchen - nur hin und wieder ließ der Alte klaxend und schnalzend seine Stimme ertönen. Alte Mären erzählte er in abgerissenen Sätzen, von den Geistern der Berge, den Winden oder der riesigen Wasserschlange, die oft den Buschleuten erschien, wenn sie am verdursten nach Wasser suchten. Da wo sie auftauche, da wo sie verschwinde, sei das kostbare Naß im Untergrund. Gestern erst, als er den Klippbock geschossen, hätte er auf seinen Ruf die Geister der Felsen antworten hören - und der Alte meinte das Echo. Einen lichtgrünen Kupferstein nahm Cham in die Hand, den er fern im Lande der Kaffern gefunden hatte, und klopfte ihn langsam in kleine Stücke. Er wollte einen ersten Versuch machen, grüne Farbe herzustellen, was noch keinem vor ihm gelungen. Iminer wieder schaute er ins Tal nach den Weibern und Rindern der Familie aus, die ihm gewisse Blätter und Wasser bringen sollten, die Farbe zu Kochen. Ein Buschmann hat viel Zeit, und Ungeduld ist nie seine Eigenschaft, doch heute reizte es ihn, zu sehen, ob er die grüne Farbe würde herstellen können. Die Wände rings um ihn waren mit uralten gut erhaltenen Zeichnungen der ganzen Tierwelt und der Menschen bedeckt. An diesen hatte Cham seine ersten Studien gemacht und wie er so an den Felsen entlang blickte, hatte er eine ganze Ubersicht über das Schaffen seines noch jungen Lebens, hier die ersten kindlichen Versuche, hier die neueren, fast stilisiert erscheinenden Arbeiten. Da die dunkelschwarzen Menschen, das waren Chams Todfeinde, die Kaffern, die seine Kunst hier festgehalten hatte. Wie er sie haßte! [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Satan und andere afrikanische Erzählungen, von Hans Anton Aschenborn.

Titel: Satan und andere afrikanische Erzählungen
Autor: Hans Anton Aschenborn
Kosmos Gesellschaft der Naturfreunde
5. Auflage. Stuttgart, 1923
Original-Leinenband, 13x20 cm, 124 Seiten, 16 Vollbilder und zahlreichen Abbildungen

Aschenborn, Hans Anton im Namibiana-Buchangebot

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