Perspektiven 2017: 500 Jahre Reformation, auf den Spuren Martin Luthers in Namibia, von Burgert Brand et al.
Der folgende Beitrag über die Martin Luther High School in Okombahe (Namibia) ist einer von zahlreichen interessanten Beiträgen aus dem Jahrbuch Perspektiven 2017: 500 Jahre Reformation, auf den Spuren Martin Luthers in Namibia, von Burgert Brand und zahlreichen weiteren Beitraggebern.
Eine Schule für die Freiheit: Die Martin Luther High School in Okombahe von den Anfängen bis 1976 (Gottfried Tötemeyer)
Anfänge in Karibib: Die ehemalige Rheinische Missionskirche der schwarzen Christen in Namibia wurde 1957 selbständig und hieß von da an „Evangelisch Lutherische Kirche (Rheinische Missionskirche)", abgekürzt ELK. 1960 besuchte der Präses der Rheinischen Kirche in Deutschland die ELK. Einer seiner Vorschläge war, dass diese Kirche ihre eigene kirchliche Oberschule gründen sollte. Die Kirchenleitung griff diesen Gedanken dankbar auf. Sie beauftragte mit der Gründung der Schule den Missionar Emil Kerstan aus Karibib, der diese nicht leichte Aufgabe in die Tat umsetzte. Zu diesem Zeitpunkt gab es für die schwarze Bevölkerung nur zwei höhere Schulen (außer im Ovamboland). Sie waren das vom südafrikanischen Staat geführte Augustineum und die Höhere Privatschule der katholischen Mission in Döbra, in der Nähe von Windhoek. Die eigene Oberschule sollte als Zubringerschule für die kirchlichen Ausbildungseinrichtungen dienen, vor allem für das Theologische Seminar, das Paulinum in Otjimbingwe. Karibib bot sich als Schulstandort an, da die theologische Ausbildungsstätte von Karibib nach Otjimbingwe in das dort neu errichtete Theologische Seminar umziehen sollte. Somit standen für die zu gründende kirchliche Oberschule die ehemaligen Gebäude des Paulinums zur Verfügung. Diese waren sehr primitiv und bestanden aus einer Reihe von kleinen Asbesthütten als Schlafstätten, einem sehr einfachen Schlafsaal und drei Klassenräumen. 1962 wurde die Schule in Karibib mit etwa 40 Schülern gegründet. Das Kollegium bestand 1964 aus drei Lehrkräften, Schulleiter Ortwin Jung aus Deutschland, Josua Hoebeb (nach der Unabhängigkeit Namibias Botschafter in Botswana), für lange Jahre der stellvertretende Schulleiter, und Gottfried Tötemeyer, Missionarssohn und gebürtiger Namibier, der 1968 die Schulleitung übernahm.
Bau der neuen Schule in Okombahe: Es wurde sehr schnell klar, dass die Schule in Karibib nur ein Provisorium sein konnte. Ein Neubau wurde dringend erforderlich. Dieser sollte auf dem Teilstück einer Farm, angrenzend an das Damara Homeland, in Okombahe, 70 Kilometer vom nächsten Ort (Omaruru) errichtet werden. Grund dafür war die Apartheidspolitik. Wie jede Schule musste sie vom Staat die offizielle Anerkennung erhalten. Somit konnten die Machthaber auch den Standort der Schule bestimmen. Nach deren Willen sollte die Schule in einem der Homelands für die schwarze Bevölkerung errichtet werden. Dagegen wehrte sich die Kirchenleitung, denn, hätte sie dem Begehren entsprochen, wäre sie zum Kollaborateur der südafrikanischen Besatzungsmacht geworden und hätte damit die Homeland Politik der südafrikanischen Regierung unterstützt. Nach schwierigen Verhandlungen der Kirchenleitung mit dem südafrikanischen Minister für Bantu Administration und Entwicklung erhielt die Kirche die Sondererlaubnis, die Schule angrenzend an ein Homeland zu bauen. Dies sollte mit der Auflage geschehen, dass die Schule mit Internaten usw. im Homeland und die Unterkünfte für die weißen Lehrkräfte auf dem erworbenen Grundstück im Gebiet der Weißen errichtet werden sollten. An diese Auflagen hat die Kirche sich nicht gehalten. Sie hat den gesamten Gebäudekomplex auf dem erworbenen Teilstück einer Farm von 4000 Hektar errichtet. Von den 4000 Hektar hat sie nur wenige Hektar genutzt, den Rest hat sie an den Farmer verpachtet, von dem sie das Grundstück erworben hat. Errichtet wurden eine Schule für 120 Schüler und Schülerinnen, ein Jungen- und ein Mädcheninternat, ein Wirtschaftsgebäude mit Küche, Speisesaal, Waschküche für die Bettwäsche der Schüler und Schülerinnen, ein kleines Kraftwerk und die Häuser für das Lehrpersonal und den Hausmeister. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit verfügte die ganze Einrichtung über eine eigene Wasser- und Stromversorgung. [...]
Anm: Das Jahrbuch "Perspektiven" ist Nachfolger des Afrikanischen Heimatkalenders.
Dies ist ein Auszug aus Perspektiven 2017: 500 Jahre Reformation, auf den Spuren Martin Luthers in Namibia.
Buchtitel: Perspektiven 2017 (Afrikanischer Heimatkalender 2017)
Untertitel: 500 Jahre Reformation. Auf den Spuren Martin Luthers in Namibia
Herausgeber: Informationsausschuss der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (DELK)
Windhoek, Namibia 2017
ISBN 9789991686851
ISSN 2026-7010
Broschur, 17 x 24 cm, 140 Seiten, zahlreiche Abbildungen
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