Perspektiven 2012 - Afrikanischer Heimatkalender 2012, Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia DELK

Perspektiven 2012 - Afrikanischer Heimatkalender 2012, Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia DELK.

Perspektiven 2012 - Afrikanischer Heimatkalender 2012, Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia DELK.

Perspektiven 2012, ehemals Afrikanischer Heimatkalender, bringt gesellschaftliche und geschichtliche Beiträge über Namibia. Hier: Die Bedeutung der deutschen Sprache in Namibia für die deutschsprachigen Länder und aus europäischer Sicht, von Ulrich Amman.

Ulrich Ammon  

Es mangelt nicht an Anzeichen dafür, dass die deutsche Sprache in Namibia für die deutschsprachigen Länder in Europa bedeutsam ist. Man braucht nicht lange im Internet zu stöbern, um diese Bedeutsamkeit zumindest zu ahnen. Allein die Zahl der einschlägigen Dateien und Berichte ist frappierend. So fanden sich am Tag, an dem ich mich an den vorliegenden Beitrag machte, am 28. Mai 2011, in „google.de" unter dem Suchausdruck „Deutsch in Namibia" 78.000.000 und unter „Deutsche Sprache in Namibia" 557.000 Nennungen. Wohl kaum fänden sich über ein Thema, das für die Nutzer der Google-Domäne „de" belanglos wäre, solche Berge von Suchergebnissen. Bohrt man in diese Anhäufungen hinein, so spürt man bald, dass viele Beiträge nicht nur von der deutschen Sprache in Namibia handeln, sondern zugleich Faszination darüber ausstrahlen, dass die deutsche Sprache auch noch so weit entfernt von ihrem Ursprung gesprochen wird. Aus zahlreichen Texten spricht zudem ein historisches Interesse, das bekanntlich aus nationaler Identität erwachsen kann, die dann aufgrund neuer Erkenntnisse weitersprosst.

  • Was, auch dorthin sind die Deutschen gekommen?! 
  • Und haben nicht nur Spuren hinterlassen, sondern es leben dort noch immer Nachfahren, die weiterhin die deutsche Sprache sprechen?!
  • Namibia war also einst unter dem Namen „Deutsch-Südwest" eine „Siedlungskolonie" für die Deutschen, ähnlich Nord-Amerika oder Australien für die Briten?!

Diese Erkenntnisse verfestigen sich dann zu nicht zu unterschätzenden Bausteinen im nationalen und sprachlichen Selbstverständnis vieler Deutschen und Deutschsprachigen,  mit einer Mischung aus Stolz, Wehmut, aber auch Scham über die allenthalben ausführlich berichteten kolonialen Untaten.

Deutsche Touristen in Namibia: in der Ferne und doch wie zu Haus

Ganz vordergründig ist heute jedoch vor allem der Tourismus nach Namibia von Interesse für die Deutschsprachigen in Europa. Ein Großteil der Einträge im Internet bezieht sich in irgendeiner Weise darauf. Auch in den Reiseteilen der Tages- und Wochenzeitungen ist Namibia weit überdurchschnittlich vertreten. Man findet kaum eine Zeitung, in der nicht mindestens einmal im Monat ein, meist recht ausführlicher, Reisebericht über Namibia erscheint. Zum Inhalt gehört so gut wie immer ein Rückblick in die deutsche Geschichte, auf deutsche Orts- und Straßennamen, mit Hinweisen darauf, dass in Namibia nach wie vor auch Deutsch gesprochen wird, besonders im touristischen Gewerbe, und folglich eine Reise dorthin schon rein sprachlich keine Schwierigkeiten bereitet.

Hinzu kommen Einlassungen zur Ordentlichkeit und Hygiene des Landes, womöglich verbunden mit der Andeutung, dass dies in Afrika keine Selbstverständlichkeit und vielleicht sogar eine Nachwirkung der deutschen Kolonialgeschichte sei. Die Anspielung auf die deutsche Sprache ist in diesen Berichten ubiquitär, z.B. in der Ausgabe der „Welt am Sonntag" vom 22. 5. 2011, in einem Bericht unter dem Titel „Der Zipfel des Herrn Caprivi". Nach einer Schilderung des Tauschgeschäftes, durch welches dieser Landzipfel der Kolonie Deutsch-Südwestafrika einverleibt werden konnte, folgt ein Hinweis auf den Ortsnamen „Schuckmannsburg", dem hinzugefügt ist: „Während überall sonst in Namibia die Spuren deutscher Kolonialvergangenheit zum Bild gehören, wirkt hier oben im Caprivi der deutsche Ortsname einigermaßen exotisch." Für die Leser dieser Zeitung versteht es sich von selbst, dass zu jenen Kolonialspuren auch der fortdauernde Gebrauch der deutschen Sprache gehört.

Ein Bericht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (vom 17. 2. 2011) unter dem Titel „Mach es wie die Schwalben. Eine Reise durch den Süden von Namibia [...]" beginnt mit dem Satz: „Ein Jahr ist meine Reise durch Namibia her, die ich eigentlich eine Reise nach Warmbad nennen sollte, einem Städtchen mit zweitausend Einwohnern [...]" Wie der Fortgang des Textes zeigt, hat diese Namensnennung die Funktion, ein umfassendes deutsches und deutschsprachiges Ambiente zu evozieren, auf das im weiteren Textverlauf immer wieder angespielt werden kann.

Namibia ist das ideale Reiseziel für Deutsche und Deutschsprachige, die sich einerseits in die Ferne sehnen, aber sich dort andererseits gerne noch zu Hause fühlen und vor allem mühelos verständigen wollen. Letzteres teilt Namibia mit weiteren bevorzugten Ferienzielen der Deutschen wie z.B. Südtirol, übertrifft diese aber bei weitem durch zusätzliche Reize. Einer davon ist allein schon die große geographische Distanz, ein anderer die Weite und erst recht die dünne Besiedelung, die für Bewohner einer dicht bevölkerten Industrielandschaft ein Flair von Ungebundenheit und Freiheit entfachen, das nachhaltige Entspannung und Erholung verspricht. Auch die Wüste ist ein prickelnder Gegensatz zum regenreichen, oft verregneten Heimatland.

Und als sei dies alles nicht schon Exotik genug, kommen noch die - gerne übertrieben ausgemalte - „ganz" andersartige Flora, Fauna und, nicht zu vergessen, die fremde Kultur hinzu. Denn dass es in Namibia neben der deutschstämmigen auch andere, autochthone (oder nur autochthonere?) Kulturen gibt und dass diese heute wieder vorherrschen und sich ausbreiten, wissen inzwischen zumindest diejenigen Deutschsprachigen und Europäer, die wenigstens über einige Funken geographischer, ethnographischer und historischer Kenntnisse verfügen. [...]

Dies ist ein Auszug aus Perspektiven 2012 - Afrikanischer Heimatkalender 2012, Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia DELK.

Buchtitel: Perspektiven 2012 - ehemals Afrikanischer Heimatkalender
Herausgeber: Informationsausschuss der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia DELK
Windhoek, Namibia 2012
ISBN 978-99945-72-67-0
Broschur, 17x24 cm, 124 Seiten, zahlreiche Abbildungen

Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia DELK und Amman, Ulrich im Namibiana-Buchangebot

Perspektiven 2012 - Afrikanischer Heimatkalender 2012

Perspektiven 2012 - Afrikanischer Heimatkalender 2012

Perspektiven 2012, ehemals Afrikanischer Heimatkalender, bringt gesellschaftliche und geschichtliche Beiträge über Namibia.