Otjisazu. Von der Mission zur Gästefarm, von Gerhard Friedl

Otjisazu. Von der Mission zur Gästefarm, von Gerhard Friedl. ISBN 9783980768238 / ISBN 978-3-9807682-3-8

Otjisazu. Von der Mission zur Gästefarm, von Gerhard Friedl. ISBN 9783980768238 / ISBN 978-3-9807682-3-8

Gerhard Friedl beschreibt die hochinteressante Geschichte der Farm Otjisazu in Namibia, die 1872 von der Rheinischen Missionsgesellschaft gegründet wurde und bis heute als Gästefarm exisitert.

[...] Geduld, sie wurde umfassend gebraucht. Aber die erste Lehre erteilte das in der damaligen Zeit einzige Transportmittel, der Ochsenkarren. Das waren keine Fuhrwerke, wie wir sie heute vielleicht noch kennen von Umzügen auf dem Land oder vom Trachtenzug des Münchner Oktoberfestes. Die Ochsenwagen in Deutsch-Südwestafrika waren hochkomplizierte Gespanne, die notwendig waren, um in dem schwierigen Gelände überhaupt vorwärts zu kommen. Johann Jakob Irle schreibt: "Auf solch eine Reise in dem schweren Ochsenwagen, den 16 Ochsen ziehen, muss man alles, was zur Leibesnahrung und Notdurft gehört, mit sich führen. Zuerst gehen die Ochsen noch munter voran, aber dann führt der Weg durch die Sanddünen, an Sandbergen vorbei, und die Ochsen schleichen mehr als sie gehen; wie eine Schnecke bewegt sich der Wagen voran. Die Ochsen schnaufen und stöhnen. Barbarisch hauen die Treiber auf die Tiere ein, dass das Blut spritzt. Ohne Schläge geht das störrische Hornvieh nicht vom Fleck. Jede 5 Minuten hält der Wagen, die Ochsen dürfen ausschnaufen, aber nicht kalt werden. Der Staub wirbelt auf, wir im Wagen können oft nicht die nächsten Hinterochsen sehen. Wir steigen ab und gehen den Wagen voraus. Diese verschwinden hinter uns im dicken Staubnebel. Wir selbst sehen aus wie weiße Mehlsäcke. So geht's im Staub und Schweiß weiter bis nachts 12 Uhr. Die letzte Sandanhöhe, als wir den trockenen Kuisebfluss durchfahren haben, liegt vor uns. Jetzt werden die schwerbeladenen Wagen statt mit 16 Ochsen mit noch 20 weiteren von den anderen Wagen bespannt. So wird ein Wagen nach dem anderen die steile Anhöhe bis hinauf auf den harten Weg gezogen. Man denke sich an die 40 große Ochsen vor einem Wagen mit nur 4000 Pfund Fracht beladen ... Nach einer Ruhepause geht die Fahrt weiter, die ganze Nacht hindurch bis zum anderen Mittag, auf der nun zwar harten, aber kahlen, öden Fläche ohne Grashalm und Wasser bis ins Swakoptal ..." Die Fahrt von Swakopmund nach Otjimbingue dauerte zehn Tage und zehn Nächte. Heute ist diese Strecke mit dem Auto eine Sache von wenigen Stunden. Und von Otjisazu nach Okahandja ist es in der Tat nur noch ein Katzensprung. In Zeiten der Mission benötigte man mit dem Ochsenwagen jedoch sechs bis acht Stunden, wenn alles gut ging. Oft dauerte die Reise zwei und mehr Tage und Nächte, wenn unvermutet Regen einsetzte oder in der Hitze die Ochsen vor Durst auf der Suche nach Wasser ausbrachen: „Da unser Proviant zu Ende war, führ ich um Verpflegung zu holen. Hinzu ging es gut mit dem leeren Wagen, aber auf der Rückfahrt hatten wir große Mühe mit unseren mageren Zugochsen. Mein Wagen war mit 16 geborgten Ochsen bespannt und nur mit 2000 Pfund beladen. Ich hatte einen guten Hinterochsen. Aber er zog nicht an. Der Wagen blieb stehen und alles Schlagen half nicht. Dem armen Tier hingen schließlich die Hautfetzen am Leibe herunter. Fast achtmal mussten wir an schwierigen Stellen oder beim Kreuzen sandiger Flussbetten die Sachen abladen, hinüber tragen, den Wagen leer durchziehen lassen und wieder aufladen. Im Schneckentempo ging es weiter. Der dumme Treiber fuhr den Wagen an einer steinigen Anhöhe in eine ausgespülte Wegrinne. Alles Probieren, den Wagen frei zu bekommen, half nichts. Ich ließ sämtliche Säcke, Kisten und dergleichen abladen und die Anhöhe, eine halbe Stunde weit, hinauftragen. In Schweiß gebadet kamen wir dann mit dem leeren Wagen auch hinauf und nun wurde wieder alles aufgeladen ... Endlich kamen wir an einem Morgen an den Swakopfluss. Nach dem Essen befahl ich den Leuten, die geladenen Sachen über den sandigen Fluss hinüber zu tragen. Dann ließ ich die Ochsen einspannen und den Wagen durch das Flussbett ziehen. Am anderen Ufer luden wir die Fracht wieder auf und so ging es im Schneckentempo weiter bis an den letzten Flussübergang. Schon dachte ich, hier wieder abladen zu müssen, allein das dumme Vieh sah jenseits des Ufers die Station und die grüne Queckgrasfläche und zog mit schlotternden Gliedern den Wagen durch das Flussbett auf den harten Weg hinaus zur Station." [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Otjisazu. Von der Mission zur Gästefarm, von Gerhard Friedl.

Titel: Otjisazu
Untertitel: Von der Mission zur Gästefarm
Autor: Gerhard Friedl
Verlag: GuM-Verlag
München, 2005
ISBN 3980768236 / ISBN 3-9807682-3-6
ISBN 9783980768238 / ISBN 978-3-9807682-3-8
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 15x22 cm, 136 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos

Friedl, Gerhard im Namibiana-Buchangebot

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