Nicht alles ist ein Zauberspiel, von Dianne Case

Nicht alles ist ein Zauberspiel, von Dianne Case. Verlag: kalliope paperbacks. Heidelberg, 2006. ISBN 9783981079807 / ISBN 978-3-9810798-0-7

Nicht alles ist ein Zauberspiel, von Dianne Case. Verlag: kalliope paperbacks. Heidelberg, 2006. ISBN 9783981079807 / ISBN 978-3-9810798-0-7

Der Südafrika-Roman Nicht alles ist ein Zauberspiel, von Dianne Case, wurde von der Verlegerin Bettina Weiss aus dem Englischen übersetzt und herausgegeben.

Dianne Case  

Meine ganze Aufmerksamkeit gilt dem Phallus. Es handelt sich dabei um eine höchst ablenkende Obsession. Alles, was ich sehe oder berühre, lässt mich an einen Penis denken - an einen gesunden, sauberen, erigierten, glänzenden Penis, der mich geradewegs anschaut. Das Allerschlimmste daran ist, dass jeder Mann, dem ich auf der Straße begegne, in meiner Fantasie seine Genitalien gänzlich enthüllt hat. Strenge Selbstkontrolle hilft mir da herzlich wenig. Jedes Mal, wenn ich mich in der Gesellschaft von Männern befinde, selbst von fremden, bin ich mir der allgegenwärtigen Penisse aufs Äußerste bewusst. Zum Beispiel gestern bei der Post, als ich meine Telefonrechnung bezahlen wollte. Der Beamte lächelte mich an und streifte meine Hand, nur kurz, ganz unbedacht, als er die Überweisung entgegennahm. Ich zog ihn in Gedanken aus, zerrte sein weißes Hemd aus der grauen Flanellhose, ließ die roten Paisley-Unterhosen zu Boden fallen und nahm den sauberen Geruch eines frisch gebadeten Mannes wahr. Ich fragte mich, ob sein Penis beschnitten sei - nicht, dass mir das wirklich etwas ausmachen würde. Er schaute etwas unbehaglich drein, als er mir meine Quittung zurückgab, und errötete leicht, als er mir, während er hastig eine Nummer am unteren Rand der Rechnung aufschrieb, mitteilte, dass ich dort anrufen solle, man würde dann wieder die Leitung frei schalten. »Sie müssen diese Nummer hier angeben«, sagte er und setzte einen Strich unter die maschinell gedruckte Quittungsnummer. »Können Sie mir einen Namen nennen?« fragte ich. »Sie können mit jedem sprechen«, antwortete er nun selbstsicherer, denn in dieser Sache kannte er sich aus, »egal, wer den Anruf entgegennimmt.« »Lass ihn gehen, meine Liebe!« ermahnte mich mein guter Engel. Ich verabschiedete mich von der Idee, nur für eine Sekunde nach seiner Hand zu greifen, um seine nackte Haut auf meiner zu spüren. Also - wann hatte ich zuletzt ein Rendezvous mit dem Echten? Ich weiß es nicht so genau. Vor Monaten, vielleicht, und dann mit meinem Ex-Mann, aber ich will nicht, dass das mit ihm nochmals passiert. Ich will nicht die andere Frau in seinem Leben sein. Außer mit ihm hatte ich nur noch einmal ein weiteres Erlebnis, und das war so abscheulich, dass ich darüber nicht sprechen will. Allein beim Gedanken daran sträuben sich mir die Nackenhaare. Widerlich! Diese dreckigen Fingernägel! Ich bin rastlos und bereit für den nächsten Mann. Ich spreche nicht vom Heiraten, keineswegs! Das ist eine Farce, wenn man mich fragt, und ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Der Gedanke an die Ehe versetzt mich in Angst und Schrecken. Sie ist eine für Männer konzipierte Institution. Vielleicht, wenn ich ein Mann wäre ... Wie wundervoll muss es sein, jemanden um sich zu haben, der ständig um einen herumwirbelt, einem alles hinterherträgt, nach Büroschluss den psychologischen Mülleimer abgibt, der einem sagt, was man anziehen soll, und der die Klamotten mit einem 6-Monats-Kredit kauft, den man noch nicht einmal selbst abbezahlen muss. Dein Speiseplan wird genau auf deine Launen abgestimmt und es werden die größten Anstrengungen unternommen, die kulinarischen Höhenflüge deiner Mutter mit deinem Diätplan in Einklang zu bringen. Was für ein Leben! Was für ein absoluter Segen! Frauen kommen auch ohne Ehe aus! Ich sage nur, besorg dir einen Hund oder eine Katze und erspare dir den Ärger - an sie kannst du auch dieses Wellnesszeug verfüttern. Wer hat es denn nötig, sein Leben in die Hände eines anderen zu legen? Ich nicht! Ich will nicht, dass jemand sich um mein Leben kümmert und mir sagt, was ich mag und was ich nicht mag. Ich will nicht, dass mein Leben nach den Vorstellungen eines anderen zurechtgeschneidert wird. Ich habe genug davon. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Nicht alles ist ein Zauberspiel, von Dianne Case.

Titel: Nicht alles ist ein Zauberspiel
Autorin: Dianne Case
Übersetzung: Bettina Weiss
Verlag: kalliope paperbacks
Heidelberg, 2006
ISBN 9783981079807 / ISBN 978-3-9810798-0-7
Broschur, 11 x 19 cm, 214 Seiten

Case, Dianne im Namibiana-Buchangebot

Nicht alles ist ein Zauberspiel

Nicht alles ist ein Zauberspiel

Nicht alles ist ein Zauberspiel ist die Geschichte einer verwirrten, modernen Frauenseele, die den Herausforderungen des Lebens fantasievoll und urkomisch begegnet.