Namibia! Wohin sonst?, von Alfred Topf

Namibia! Wohin sonst?, von Alfred Topf.

Namibia! Wohin sonst?, von Alfred Topf.

Dies ist ein Auszug aus dem Kapitel Der Minustag aus dem Buch von Alfred Topf: Namibia! Wohin sonst?

Alfred Topf  

Es gibt im Leben so ganz verrückte Tage, an den man am allerbesten morgens gleich im Bett liegengeblieben wäre. Ich sage dann immer zu meiner Regierung, meiner lieben Frau: "Heute ist wieder mal ein absoluter Minustag." Ich will Dir einmal ein Beispiel geben, was ich damit meine. Du fährst zum Angeln und schon beim ersten Wurf reißt das Blei ab und entschwindet in den Fluten. Dann knüpfst Du die Schnur neu und hast prompt einen Angelhaken im Daumen hängen. Als nächstes drehst Du dich herum und siehst gerade noch zwanzig Möwen fröhlich kreischend mit deinen Köderfischen davonfliegen. Du hast das Gefühl, als würden die Biester dich auch noch auslachen und verhöhnen. Da hilft nur eines, einpacken und zurück zur Mama, sonst knallt man garantiert noch die Rutenspitze ab und verliert die Autoschlüssel im Sand. Das hat nichts mit Aberglauben zu tun. Ich bin zwar gläubig, aber nicht abergläubisch. Es gibt eben solche Minustage. Meine Frau kann mich dann immer so schön trösten, so dass ich dann schnell wieder lachen kann und Lachen ist ja wohl bekanntlich die beste Medizin. Einmal ist es geschehen, dass so ein richtiger, mieser Minustag schließlich doch noch zu einem herrlichen Glückstag geworden ist. Diese Geschichte möchte ich Dir jetzt erzählen.

Mein Sohn und ich waren in Swakopmund. Dieses Swakopmund ist unbestritten die Stadt meiner Träume. Als ich meine erste Einladung nach Namibia, damals noch Südwestafrika, erhielt, schaute ich mir das Land erst einmal im Weltatlas an. Mal sehen, wie es da so mit der Sportfischerei ist. Mann, dachte ich, eine tolle Gegend zum Angeln, direkt an der Küste. Da kann man natürlich im Meer fischen, und dazu noch eine Flussmündung! Der Swakop war auf der Karte wie ein großer Fluss eingezeichnet. Das war in meiner Vorstellung mindestens so eine Art Rhein oder Elbe. Also Angeln in allen Variationen.

Seefischen schien klar zu sein. Dann musste es ja auch noch eine Brackwasserzone geben. Vielleicht Schollen oder ähnliche Fische müssten da doch zu fangen sein. Na, und nicht zuletzt könnte ich meine Leine doch auch noch in den Fluss, oder war es gar ein Strom, werfen. So begeistert bin ich noch nirgendwo hingefahren. Mein lieber Freund, Du kannst Dir nicht vorstellen, was ich für ein dummes Gesicht gemacht habe, als ich feststellen musste, dass der "Fluss" in der Wirklichkeit ein knochentrockenes Sandbett war. Wenn der so alle Jahre einmal Wasser führt, wird das zwar wirklich ein reißender Strom, aber angeln kann man da sicher nicht. Die Küste entschädigt aber für diese Enttäuschung. So einen Fischreichtum kann man sich als simpler Mitteleuropäer absolut nicht vorstellen.

Überhaupt ist Namibia mit seinen endlosen Weiten und den vielen verschiedenen Landschaften, der Wüste, den wilden Tieren, einfach einsame Spitze! Merkst Du was? Ich komme schon wieder vom Thema ab und gerate ins Schwärmen. Komm Du aber erst einmal nach Namibia, dann kannst Du mich schon verstehen, oder auch nicht. Es gibt nämlich zwei Sorten von Menschen auf der Welt. Ich meine jetzt nicht die mit den langen Haaren, die links knöpfen und uns, die Herren der Schöpfung. Nein, ich meine Menschen, mit gegensätzlichem Verhältnis zu dem Land meiner Liebe, zu Namibia. Da kommen Leute, schauen sich kurz um und sagen ganz sauer: "Was soll ich denn hier in dieser gottverlassenen Gegend? Die haben ja noch nicht einmal eine Straßenbahn in der Hauptstadt! Da ist doch überhaupt nichts los. Man findet noch nicht einmal einen Briefkasten."

Dann zählen Sie auf, was es noch alles nicht gibt und erst die Landschaft, die finden sie so stinklangweilig, so trostlos, so öde und natürlich auch viel zu leer. Diese Zeitgenossen düsen dann schnell wieder nach Europa und ganz ehrlich, man vermisst sie hier auch nicht all zu sehr. Die anderen Besucher - und das ist die Mehrzahl - die staunen und freuen sich an der unberührten herrlichen Weite und den vielen gut gelungenen Schöpfungswundem unseres großen Gottes. Vielen geht es dann so wie mir, entweder müssen sie immer wiederkommen oder sie bleiben eines Tages für immer im Sonnenland Namibia. Die einheimischen Südwester singen zu Recht:

Und kommst Du selber in unser Land und hast seine Weiten gesehn, und hat uns're Sonne ins Herz Dir gebrannt, dann kannst Du nicht wieder gehn. Und sollte man Dich fragen: was hält Dich denn hier fest? Du könntest nur sagen: ich liebe Südwest!

Aber nun endlich zurück zur Geschichte vom Minustag. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Namibia! Wohin sonst?, von Alfred Topf.

Buchtitel: Namibia! Wohin sonst?
Autor: Alfred Topf
Selbstverlag
Windhoek, Namibia 2001
ISBN-10 99916-50-64-4
ISBN-13 9789991650647
Broschur, 15x21 cm, 71 Seiten

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