Namibia im Ost-West-Konflikt, von Henning von Löwis of Menar

Namibia im Ost-West-Konflikt, von Henning von Löwis of Menar. Verlag Wissenschaft und Politik. Köln, 1983. ISBN 3804686141 / ISBN 3-8046-8614-1

Namibia im Ost-West-Konflikt, von Henning von Löwis of Menar. Verlag Wissenschaft und Politik. Köln, 1983. ISBN 3804686141 / ISBN 3-8046-8614-1

Dreißig Jahre nach dem Erscheinen dieser hervorragenden geopolitischen Analyse von Henning von Löwis of Menar, ist die Lektüre der Schrift 'Namibia im Ost-West-Konflikt' zum Verständnis des Kampfs um die Macht in dem ehemaligen südafrikanischen Mandatsgebiet und dessen Nachhall in der noch heute zu vernehmenden Propaganda daran beteiligter Kreise zu empfehlen.

Henning von Löwis of Menar  

»Die Erlangung der Kontrolle über das südliche Afrika ist das wichtigste und vorrangigste Ziel der gegenwärtigen Sowjetführung . . .« Igor S. Glagolew, früherer außenpolitischer Berater des ZK der KPdSU

»Wir stehen an Eurer Seite - Jürgen aus Prenzlau.« - »Euer gerechter Kampf wird siegreich sein - Beate aus Mittweida.« - »Solidarität hilft siegen - Uwe aus Rostock.« Losungen auf khakifarbenen Umhängetaschen, die in einem Leipziger Betrieb für die Guerillakämpfer der SWAPO hergestellt wurden. Beim Nationalen Jugendfestival der DDR hatten FDJler die Taschen signiert. Es sind »Grüße von guten, zuverlässigen Freunden, die die SWAPO-Kämpfer auf kräftezehrenden Märschen und gefahrvollen Kommandounternehmen begleiten«, so das DDR-Blatt »Sonntag«. Die »guten, zuverlässigen Freunde« der SWAPO in der DDR lassen es mit Taschen nicht bewenden. Seit langem ist bekannt, daß Ostberlin die SWAPO regelmäßig mit Waffen versorgt. Seit der Machtübernahme durch Mugabe in Simbabwe zählt die Forcierung des Kampfes um Namibia zu den vorrangigen Aufgaben der kommunistischen Weltbewegung. »Nunmehr steht die Befreiung Namibias auf der Tagesordnung«, hatte DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker im September 1980 konstatiert. Honecker weiß, wovon er spricht - fungiert doch Ostberlin seit Mitte der siebziger Jahre als Schaltstelle zur Koordination des östlichen Engagements für die SWAPO. In Ostberlin laufen die Fäden aus Moskau, Havanna und aus dem SWAPO-Hauptquartier in Luanda zusammen. SWAPO-Präsident Sam Nujoma ist regelmäßiger Gast an der Spree. In der DDR werden mehr SWAPO-Kader ausgebildet als in jedem anderen Land der Welt - militärische Kader und Zivilpersonal, darunter Bürgermeister für die Städte Windhuk, Swakopmund und Tsumeb. Allerorten in der DDR begegnet man Kadern der SWAPO - auf Kasernenhöfen und in Krankenhäusern, in Einrichtungen des FDGB und der FDJ, an der »Schule der Solidarität« des Journalistenverbandes der DDR und bei der Volkspolizei. Die DDR schult für die SWAPO nicht allein Guerillakämpfer, sie bildet Kellner und Köche aus, Verkäuferinnen und Krankenschwestern, Lokomotivführer und Fahrzeugmechaniker. Wenn es um Namibia geht, ist man in der DDR hellwach. Jeder Schritt im Namibia-Konflikt wird aufmerksam registriert, sorgfältig analysiert, ausführlich kommentiert. Das Tauziehen um ein Land voll Sand am Rande der Welt rangiert für die DDR-Führung ganz oben auf der Prioritätenliste des »antiimperialistischen Kampfes«. Nun hat dieses Land - knapp achtmal so groß wie die DDR - außer Sand noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Es ist »an wertvollen Rohstoffen außerordentlich reich«. Professor Gerhard Brehme, Afrika-Wissenschaftler an der Karl-Marx-Universität Leipzig, nennt Fakten: »Namibia ist der größte afrikanische Bleiproduzent, der zweitgrößte Kadmium- und der drittgrößte Lithium- und Vanadiumproduzent; es liefert 8 Prozent des Urans der kapitalistischen Welt.« Eine lohnende Beute also, dieses Namibia, das einmal Deutsch-Südwestafrika hieß. Den Boden der Tatsachen verlassend, bescheinigt Professor Brehme in seiner Studie »Der Süden Afrikas im Aufbruch« der SWAPO »bedeutende militärische Erfolge«. Die Vermittlerrolle der fünf NATO-Staaten in der Namibiafrage sei alles andere als uneigennützig: »Ihr Ziel ist es, ein von der SWAPO regiertes Namibia möglichst zu verhindern, um eine neokolonialistische Politik durchzusetzen.« Das letztere mag nicht ganz falsch sein. Eine Machtübernahme der marxistischen SWAPO in Windhuk wäre gleichbedeutend mit einer Ausdehnung der sowjetischen Einflußzone im südlichen Afrika bis an den Oranje - rund 1500 Kilometer weiter nach Süden. In Washington scheint man das erkannt zu haben. Der amerikanische Namibia-Chefunterhändler Chester Crocker erklärte unmißverständlich: »Wir werden fast alles tun, um eine Machtübernahme der SWAPO zu verhindern.« Was die Einschätzung der SWAPO betrifft, so sind sich die USA und Südafrika einig. Beide Staaten betrachten die Guerillaorganisation als verlängerten Arm Moskaus. In Pretoria ist man unter keinen Umständen gewillt, ein unabhängiges Namibia zu akzeptieren, das als militanter marxistischer Frontstaat in die Fußstapfen Angolas, Mocambiques und Simbabwes und damit eine unmittelbare Bedrohung für die Sicherheits Südafrikas darstellen würde. [...]«

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Namibia im Ost-West-Konflikt, von Henning von Löwis of Menar.

Titel: Namibia im Ost-West-Konflikt
Autor: Henning von Löwis of Menar
Verlag Wissenschaft und Politik
Köln, 1983
ISBN 3804686141 / ISBN 3-8046-8614-1
Original-Broschur, 12 x 18 cm, 175 Seiten, einige sw-Abbildungen

von Löwis of Menar, Henning im Namibiana-Buchangebot

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