Meine Erinnerungen aus Ostafrika, von Paul von Lettow-Vorbeck

Meine Erinnerungen aus Ostafrika, von Paul von Lettow-Vorbeck. Verlag: K. F. Koehler. Leipzig 1921

Meine Erinnerungen aus Ostafrika, von Paul von Lettow-Vorbeck. Verlag: K. F. Koehler. Leipzig 1921

Eine der zahlreichen Gefechtsskizzen in "Meine Erinnerungen aus Ostafrika" von der Hand Paul von Lettow-Vorbecks.

Eine der zahlreichen Gefechtsskizzen in "Meine Erinnerungen aus Ostafrika" von der Hand Paul von Lettow-Vorbecks.

Eine von 21 Kunstbeilagen nach Originalen des Künstlers Hauptmann Walter von Ruckteschell, der als Co-Autor der Memoiren Paul von Lettow-Vorbecks gilt. (Meine Erinnerungen aus Ostafrika / Heia Safari)

Eine von 21 Kunstbeilagen nach Originalen des Künstlers Hauptmann Walter von Ruckteschell, der als Co-Autor der Memoiren Paul von Lettow-Vorbecks gilt. (Meine Erinnerungen aus Ostafrika / Heia Safari)

Aus Paul von Lettow-Vorbecks Kriegserinnerungen "Meine Erinnerungen aus Ostafrika", ist dies die Einleitung zum ersten Abschnitt "Vor Kriegsbeginn", als der preußische Offizier, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, eine bestürzende Bestandsaufnahme der Kaiserlichen Schutztruppe für Ostafrika vornimmt.

Paul von Lettow-Vorbeck  

Als ich im Januar 1914 in Daressalam landete, da ahnte ich kaum, welche Aufgabe an mich nach einigen Monaten herantreten würde. Aber seit einem Jahrzehnt hatte der Weltkrieg mehr als einmal so nahe gedroht, daß ich mir ernsthaft die Frage vorlegen mußte, ob die mir unterstellte Truppe in einem solchen Kriege überhaupt eine Rolle zu spielen berufen wäre und welches ihre Aufgabe sein könnte. Nach der Lage der Kolonie und der Stärke der vorhandenen Kräfte, die Friedenstruppe war nur wenig über 2000 Mann stark, konnte uns nur eine Nebenaufgabe zufallen. Ich wußte, daß das Schicksal der Kolonien, wie das jedes deutschen Besitzes, auf den europäischen Schlachtfeldern entschieden werden würde. Zu dieser Entscheidung mußte jeder Deutsche ohne Rücksicht daraus, wo er sich gerade befand, das Seinige beitragen. Auch in der Kolonie hatten wir die Pflicht, im Falle eines Weltkrieges für das Vaterland zu tun, was in unseren Kräften stand. Die Frage war, ob wir die Möglichkeit hatten, die große heimische Entscheidung von unserem Nebenkriegsschauplatze aus zu beeinflussen. Konnten wir mit unseren geringen Kräften erhebliche Teile des Feindes vom Eingreifen in Europa oder auf anderen, wichtigeren Kriegsschauplätzen abhalten oder den Feinden eine nennenswerte Einbuße an Personal oder Kriegsgerät zufügen? Ich habe damals diese Frage bejaht. Allerdings ist es nicht gelungen, alle Instanzen in solchem Maße hierfür zu gewinnen, daß sämtliche für einen Krieg wünschenswerte Vorbereitungen ausgeführt werden konnten. Es war zu überlegen, daß sich feindliche Truppen nur dann fesseln lassen würden, wenn wir den Feind wirklich an einer für ihn empfindlichen Stelle angriffen oder zum mindesten bedrohten. Es war ferner zu bedenken, daß durch eine reine Verteidigungstaktik mit den vorhandenen Mitteln nicht einmal der Schutz der Kolonie zu erreichen war. Handelte es sich doch um eine Grenz- und Küstenlänge ungefähr so groß wie die von Deutschland. Von diesem Gesichtspunkt aus ergab sich die Notwendigkeit, die geringen vorhandenen Kräfte nicht zu lokaler Verteidigung zu zersplittern, sondern im Gegenteil zusammenzuhalten, den Feind an der Kehle zu packen und ihn dadurch zu zwingen, seine Kräfte zu seinem eigenen Schutz zu verwenden. Gelang es, diesen Gedanken auszuführen, so wurde damit zugleich aufs wirksamste unsere Küste und unsere unendlich lange Landesgrenze beschützt. Legte man sich nun die Frage vor, wo ein für den Gegner so empfindlicher Punkt lag, daß er uns Aussicht auf einen erfolgreichen Angriff oder wenigstens auf ein Drohen mit einem solchen bot, so kam man von selbst auf die Grenze zwischen Deutsch- und Britisch-Ostafrika. Längs derselben führt, auf wenige Tagemärsche entfernt, die Lebensader des britischen Gebietes, die Uganda-Bahn, also ein Objekt, das bei seiner Länge von gut 700 Kilometer für den Feind außerordentlich schwer zu schützen war und deshalb bei wirksamer Bedrohung einen großen Teil seiner Truppen festlegte. Meine im Januar 1914 angetretene erste Erkundungs- und Besichtigungsreise fühtte mich von Daressalam zu Schiff nach Tanga, von dort nach Usambara und weiter in die Gegend des Kilimandjaro und Meru-Berges. In Usambara fand ich in dem mir von der Kriegsschule her gut bekannten Freund, dem Hauptmann a. D. von Prince, einen begeisterten Anhänger des Gedankens, daß wir Ostafrikaner bei einem etwaigen Kriege gegen England nicht stillsitzen dürften, sondern mit zugreifen müßten, falls sich auch nur die Spur einer Aussicht ergab, dem Kriege in Europa Entlastung zu verschaffen. Er konnte mich zugleich darüber orientieren, daß in dem Gebiet von Usambara, am Kilimandjaro und am Meru-Berge freiwillige Schützenkorps in Bildung waren, die voraussichtlich bald fast alle waffenfähigen Deutschen dieser Nordgebiete umfassen würden. Bei der dort dichten Pflanzerbesiedlung war dies von großer Bedeutung. Wenn wir im Verlaufe des Krieges im ganzen etwa 3000 Europäer haben bei der Schutztruppe in Dienst stellen können, so lieferten gerade diese Gebiete der Usambarabahn den Hauptbestandteil. Allerdings war es schwer, eine haltbare militärische Organisation dieser Freiwilligenvereinigungen zu finden und den vielen guten Willen auch wirklich nutzbar zu machen. Immerhin wurde im großen und ganzen erreicht, daß alle, auch die nicht gesetzlich hierzu Verpflichteten, bereit waren, sich im Kriegsfalle der Schutztruppe zu unterstellen. [....]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Meine Erinnerungen aus Ostafrika, von Paul von Lettow-Vorbeck.

Titel: Meine Erinnerungen aus Ostafrika
Autor: Paul von Lettow-Vorbeck
Genre: Kriegsgeschichte; Memoiren
Verlag: K. F. Koehler
51.-55. Tsd., Leipzig 1921
Originaler Halbleineneinband, 16 x 22 cm, 302 Seiten, 2 Faltkarten, 21 Gefechtsskizzen, 21 Kunstbeilagen nach Originalen von Hauptmann Walter von Ruckteschell

von Lettow-Vorbeck, Paul im Namibiana-Buchangebot

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