Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht, von Julius Baumann

Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht, von Julius Baumann. transcript Verlag. Bielefeld, 2002

Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht, von Julius Baumann. transcript Verlag. Bielefeld, 2002

Leben, Rückblick und Rechenschaftsbericht des Südwestafrika-Missionars und Pastors Dr. Julius Baumann (1912-2008). Hier ein Auszug aus dem Kapitel 'Die erste Station: Lüderitzbucht'.

Julius Baumann  

Unsere Wohnung bekamen wir im Schwesternmissionshaus, wo uns Schwester Meta Domnowsky freundlich aufnahm; sie leitete die Schule für einheimische Kinder. Wir besichtigten unser Wohn-und Arbeitszimmer, das Schlafzimmer und die kleine Küche. Als wir uns nach dem Badezimmer erkundigten, wurden wir auf das naheliegende Meer hingewiesen mit der Bemerkung: »Da ist euer Badezimmer, es ist groß genug.« Oft haben wir dort nicht gebadet, das Wasser war sehr kalt; so behalfen wir uns mit einer kleinen Badewanne und warmen Wasser in der Küche. Die Begrüßung im Sonntagsgottesdienst der Einheimischen war ein frohes Ereignis. Die Kirche war ganz gefüllt, von der Schnalzsprache verstanden wir kein Wort, aber am Schluß des Gottesdienstes mußten wir mehr als 200 Hände schütteln. Es fing dann für uns die Sprachlernzeit an. Meine Frau und ich wurden von Missionar Rust in die Nama-Sprache eingeführt, in die Sprache mit den vier Klicksen. Von Schwester Meta bekam ich Unterricht in Afrikaans, das meiner Frau schon in Barmen gegeben worden war. Nur zehn Wochen währte der Unterricht in der Nama-Sprache, und das war viel zu wenig. Missionar Rust nahm erst seinen wohlverdienten Urlaub in Kapstadt, wo auch seine Tochter im Pflegedienst tätig war. Die biblischen Texte und die Agende konnte ich in der Nama-Sprache schon lesen, aber frei sprechen konnte ich in dieser Sprache noch keineswegs. In Lüderitzbucht war auch eine kleine deutsche evangelische Gemeinde, die vom Missionar bedient wurde; so habe ich oft in der dortigen Felsenkirche gepredigt. Auch die Schwester Meta nahm ihre Ferien, und das war gut für mich. Sie hatte eine Art des Unterrichts, der mir in keiner Weise zusagte. Dabei war mir schon angekündigt worden, daß ich auf der Südsynode des Landes im September des Jahres ein Referat über die Confessio Augustana in Afrikaans halten sollte. Da habe ich die junge Ingeborg Rust gebeten, die Lehrerin an der deutschen Schule in Lüderitzbucht war, daß sie doch für Schwester Meta bei mir einspringen möge und willig tat sie das. Sie gab mir einen guten Unterricht, der mir wirklich weiterhalf. Das Referat über die Confessio Augustana habe ich dann in Deutsch ausgearbeitet, und Ingeborg Rust hat es in die afrikaanse Sprache übertragen. Das habe ich dann fleißig gelesen und auf der Synode vorgetragen. Das Referat wurde sogar im evangelischen Sonntagsblatt für Südwest- und Südafrika in der afrikanischen Sprache abgedruckt, und Schwester Meta hat von der guten Übersetzung nie etwas erfahren. Zur vielseitigen Arbeit in Lüderitzbucht gehörte auch der Missionsdienst auf dem großen Diamantfelde Oranjemund, 250 Kilometer von Lüderitzbucht entfernt. Ohne Permit durfte dies Gebiet nicht betreten werden; den Missionaren aber wurde der Zutritt bewilligt, und ein Beamter holte sie ab und brachte sie auch wieder zurück. Missionar Fritz Rust und ich ließen uns dorthin bringen, wo ein paar Tausend schwarze Diamantensucher am Werke waren. Von Freitag bis Montag taten wir dort unseren Dienst, denn viele junge Ovambo wollten getauft oder konfirmiert werden; ein schwarzer Lehrer hatte dazu den Unterricht erteilt. Zu dieser Feier gab die Werksleitung an den Werktagen den Arbeitern einige Stunden frei, denn wir hatten viele Plätze zu besuchen. Die Bewerber wurden von uns geprüft, und die meisten hatten sehr gut gelernt. So wurden sie getauft, und die Konfirmanden hielten ihren ersten Abendmahlsgang. Am Sonntag waren zwei große Gottesdienste mit Tauffeiern und Konfirmationen. Einmal waren es 80 Bewerber und das andere Mal 100. Diese Feiern dauerten mehr als drei Stunden. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht, von Julius Baumann.

Titel: Mein Leben
Untertitel: Rückblick und Rechenschaftsbericht
Autor: Julius Baumann
Genre: Memoiren
Verlag: transcript Verlag
Bielefeld, 2002
ohne ISBN
Originalbroschur, 14 x 21 cm, etliche sw-Fotos

Baumann, Julius im Namibiana-Buchangebot

Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht

Mein Leben. Rückblick und Rechenschaftsbericht

Mein Leben: Rückblick und Rechenschaftsbericht des Südwestafrika-Missionars und Pastors in Halle, Dr. Julius Baumann (1912-2008).

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