Mach es wie die Sonnenuhr, von Der Dampfschuster (H.P.A.H. Gerhardt)

Mach es wie die Sonnenuhr, von Der Dampfschuster (H.P.A.H. Gerhardt) Swakopmund, Südwestafrika 1981.

Mach es wie die Sonnenuhr, von Der Dampfschuster (H.P.A.H. Gerhardt) Swakopmund, Südwestafrika 1981.

H.P.A.H. Gerhardt, der "Der Dampfschuster", hat in seinem Buch "Mach es wie die Sonnenuhr" seine humorvollen Leserbriefe in Vers- oder Glossenform gesammelt, die er an die Allgemeine Zeitung geschrieben hatte.

Dieses Buch widme ich meinen Kameraden und den Internierten-Frauen, die die Schwere unserer Internierung mitzutragen hatten. Und allen denen, die, trotz so vieler Schwierigkeiten, ihren Humor nicht verlieren.

So vieles ist vergangen,
Und manches ist vorbei.
Sechs Jahre lang gefangen,
Sechs Jahre lang nicht frei.
Wer sagt, wir sollten das vergessen,
Der kann's ja nicht ermessen.
Der war doch nicht dabei.

Wir von der Vlakte:

Neulich hatten wir mal wieder Farmerversammlung. Ich gehe gerne dorthin, denn unsere Farmer sind alle wache Kerle, die immer irgendwie in Opposition stehen. Und das bringt Leben in die Bude. Leider erscheint zu unseren Sitzungen meistens kaum die Hälfte der Mitglieder, aber auch diese Hälfte ist lebendig genug. Wir sind uns einig, daß unsere Pads in der Vlakte absolut unzulänglich sind. Wir sind uns absolut einig darüber, daß wir das irgendwie ändern müssen. Wir erfahren es an unseren Autos und unserem „Jemüt", daß diese ewigen, meilenverzehrenden Biegungen und Wendungen, Huppel, Senken, Klippen, in die Pad vorstehende Büsche, diese Dellen und Autofanggruben gelegentlich mal beseitigt werden müssen. Wir wollen als Bundeslied uns einen „Song" zulegen, der den Refrain hat: „Links um die Ecke rum, rechts um die Ecke rum, immer um die Büsche rum, - links eine Delle, rechts dann ein Stumpen, kannst mir'n neues Auto pumpen". Wir hatten auch schon einige Male einen Anflug gemacht, diese Padfrage in unserem Farmerverein öffentlich zu besprechen. Wir wollten die Pad ja nur verlegen und damit verkürzen. Und verkürzt sollte sie werden, indem sie gerade an den Grenzen der Farmen entlang zu einem bestimmten Punkt führte, bzw. führen sollte. Wir würden dadurch etwa acht Meilen einsparen. Und der Padinspektor hat uns zugesagt, daß er uns die neue Pad sogar glätten würde, wenn er - sobald er Leute und Maschinerie dafür zur Verfügung habe. In meinem wohl etwas wirren Kopf habe ich mir dadurch zusammengereimt, daß nach Ablauf von zwanzig Jahren riesige Traktoren durch unsere stille Landschaft brausen und uns eine neue, kürzere, bessere Pad schaben würden. Unsere allgemein beliebte Sekretaris-Vereinsstütze hatte also bei der Einladung zu der letzten Sitzung so ein Wort von „Padbesprechung" mit eingeflochten. Dies leise gesprochene Wort, oder besser leise an den Rand geschriebene Wort, hatte zunächst einmal einen absoluten Erfolg: Es kamen fast alle Mitglieder. Wenn ich mal Sekretär einer Farmervereinigung werden sollte, werde ich jeder Einladung einen kleinen Zusatz anhängen: Padbesprechung. Ich bin sicher, daß dann alle Mitglieder auch erscheinen werden. Nach unserer letzten Sitzung allerdings befürchtete ich, daß dann so ein Farmerverein bald auffliegen und ich als Sekretär einen Dauerposten im Hospital haben würde. Der Leser wird erraten haben, daß sich unsere besprochene Pad wild durchs Gelände schlängelt und daß wir Farmer da Abhilfe schaffen wollen. Wir wollen die Frage großzügig anpacken, wie es sich für fortgeschrittliche Farmer auch gehört. Wir möchten gerne auch mal die Pads auszäunen, wenn nicht heute, so doch dann, wenn ein Farmer sich überhaupt mal wieder Draht kaufen kann. Daraus ergibt sich, daß wir zumindest hoffnungsfreudig in die Zukunft schauen. Wir sehen Jahr für Jahr, daß uns durch Trecks Vieh verschwindet, und so sehr wir anderen Menschen auch etwas gönnen, ist dies immerhin ein Punkt, in dem der Farmer leicht empfindlich ist. Jedenfalls herrschte über diesen Punkt bei unserer Farmerversammlung absolute Einigkeit. Aber nun kam der andere Punkt: Wie und auf wessen Kosten werden wir die Padverlegung beantragen? Und da herrschte absolut keine Einigkeit. Uralte Freundschaften gerieten ins Wanken, keiner wollte etwas zugestehen, keiner etwas abgeben, keiner ein Zugeständnis machen. Jeder meinte, er werde am meisten dabei verlieren. Ich selber war übrigens der Ansicht, daß meine Farm am meisten zubuttern müßte. Und „det ham wa nu von unsre Jrooszügigkeit". Am Schluß der Sitzung allerdings waren wir uns wieder einig: Wir werden die Sache noch einmal besprechen. Und nu freu ick mir uff de nechste Sitzung. Jawoll, jetzt schon!

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Mach es wie die Sonnenuhr, von  H.P.A.H. Gerhardt.

Buchtitel: Mach es wie die Sonnenuhr
Autor: Der Dampfschuster (H.P.A.H. Gerhardt)
Selbstverlag: H. P. A. H. Gerhardt
Swakopmund, o. J. (1981)
ISBN: keine
Originalbroschur, 15 x 21 cm, 96 Seiten

Gerhardt, H.P.A.H. im Namibiana-Buchangebot

Mach es wie die Sonnenuhr

Mach es wie die Sonnenuhr

"Mach es wie die Sonnenuhr" ist eine humorvolle Sammlung von Versen und Glossen zum das Zeitgeschehen in Südwestafrika.

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