Licht und Schatten in Namibia, von Anna Mandus

Licht und Schatten in Namibia, von Anna Mandus. Palmato Publishing. Hamburg, 2015. ISBN 9783946205005 / ISBN 978-3-946205-00-5

Licht und Schatten in Namibia, von Anna Mandus. Palmato Publishing. Hamburg, 2015. ISBN 9783946205005 / ISBN 978-3-946205-00-5

Wer Namibias Herzschlag hören will, muss mit offenen Augen und Ohren durch das Land gehen. Begleiten Sie Anna Mandus in einen Windhoeker Supermarkt, ins Rugbystadion und auf eine Frauenkonferenz. Werfen Sie mit ihr einen Blick in die Schulen und Krankenhäuser. Hören Sie Geschichten aus dem Busch und von der Hundewiese und erfahren Sie etwas von namibischen Gepflogenheiten auf Grillpartys und Campingplätzen. Licht und Schatten in Namibia berichtet unverstellt und frei von 'Political Correctness'.

Anna Mandus  

Wie schnell man als Rassist gilt. Und: Funktioniert das Miteinander der Nationen im namibischen Alltag?

„Habt Ihr schwarze Freunde?", werde ich oft gefragt. Natürlich ist das für meine Verwandten eine naheliegende Frage. Sie wollen herausfinden, wie fortschrittlich dieses Land ist, in dem ich jetzt lebe und von dem die meisten nur das eine wissen, dass es früher eine deutsche Kolonie war. Wie kolonial die namibische Gesellschaft heute noch ist, wie weit entfernt von Rassenfeindschaft und Rassenunruhen, wollen sie hören. Wenn ich sage „Nein, haben wir nicht", sehe ich förmlich, wie sich etwas in ihren Gesichtern verändert, wie die „Rassismusklappe" fällt: Wir haben versagt. Keine schwarzen Freunde! In einem afrikanischen Land! Bekomme ich die Gelegenheit dazu, antworte ich auf den unausgesprochenen Vorwurf. Aber häufig gelingt das nicht. Es ist sagenhaft, wie schnell die Rassismusklappe ein Gespräch abwürgt und eine bis dahin nette Gemeinsamkeit auflöst. Wenn ich die Chance bekomme, es zu erklären, dann sage ich meistens: „Wir haben keine schwarzen Freunde, aber auch keine englischen und portugiesischen oder südafrikanischen. Unsere Nachbarn sind Buren. Mit denen sitzen wir alle paar Monate mal gemeinsam zum Braai auf der Terrasse - weil wir Nachbarn sind. Außer uns haben die auch keine deutschen Freunde und auch keine englischen oder portugiesischen." Die Volksgruppen in Namibia bleiben in aller Regel unter sich. Auf den ersten Blick mag das merkwürdig erscheinen. Wenn ich allerdings meine Verwandten in der ostwestfälischen Provinz fragen würde, wie viele Freunde sie haben, die z. B. türkisch- oder italienischstämmig sind, würde ich vermutlich betretene Gesichter sehen. Letztlich bleibt man doch auch in Deutschland meistens in seiner eigenen Gruppe. Dies Phänomen lässt sich übrigens auch bei den einheimischen Völkern Namibias beobachten: Ovambo, Kavango, Caprivianer, Herero, Himba, Damara, Nama und San oder Buschmänner bleiben ebenfalls am liebsten unter sich. Die sogenannten Baster, Nachfahren der ersten Holländer am Kap und ihrer Khoi-Frauen, entschieden sich sogar für eine gemeinsame eigene Stadt, Rehoboth, abseits des Schmelztiegels Windhoek. Die Volkszugehörigkeit gehört in Namibia zu dir wie dein Name. „Ich habe Pieter kennengelernt - das ist ein Bur, die Familie kommt aus der Gegend von Grootfontein", „In der Bank ist ein neuer Manager, ein Baster, er heißt Jaques de Villiers", „Der Bürgermeister ist ein Ovambo." Unsere Haushaltshilfe Naomi ist eine Herero und hat nur Herero-Freunde. So wie sie über die Ovambo, die Nama und die Damara etc. redet, glaube ich, das wird auch so bleiben. Ihr sind dann im Zweifelsfall Weiße noch lieber als „diese machthungrigen Wambos", die außerdem so dumm seien, dass man es nicht beschreiben könne. Ganz zu schweigen von  den Damara und Nama - alle geborene Diebe, wenn man Naomi fragt. Viele meiner Freunde haben auch gelesen, dass diese Trennung der Volksgruppen eine Folge der Apartheidpolitik unter der südafrikanischen Besatzung von 1915 bis 1989 sei. In den 60er Jahren zwang man alle nicht-weißen Bewohner Windhoeks, den inneren Stadtbezirk zu verlassen und in Katutura, der schwarzen Township am nördlichen Stadtrand, zu siedeln. Auch dort durften sie nicht wohnen, wo sie wollten. Es gab Viertel für Herero, Ovambo, Damara etc. Noch heute kann man das bei einer Tour durch Katutura sehen: An vielen Haustüren zeigt immer noch eine große Initiale vor der Hausnummer das Viertel an, in dem man sich befindet. Die über Jahrzehnte erzwungene Trennung in den Wohngebieten hat sicher dazu beigetragen, dass sich die Gräben zwischen den einzelnen Ethnien hielten. Entstanden sind sie aber nicht durch die Apartheid, sie hat sie lediglich gefestigt. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Licht und Schatten in Namibia, von Anna Mandus.

Titel: Licht und Schatten in Namibia
Untertitel: Alltag in einem Traumland
Autorin: Anna Mandus
Genre: Reisebericht
Verlag: Palmato Publishing
Hamburg, 2015
ISBN 9783946205005 / ISBN 978-3-946205-00-5
Kartoneinband, Schutzumschlag, 12 x 20 cm, 205 Seiten

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