Lalabo Afrika, von Maria D. Bossen
Die Angola-Memoiren von Maria D. Bossen erschienen 2001 erstmals unter dem Titel Lalabo Afrika bei der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig.
[...] Schon als Schuljunge hatte mein Vater Karl Hannwacker von dem geheimnisvollen schwarzen Erdteil geträumt, der ihn wie ein Magnet anzog. Als noch recht junger Mann trat er eines Tages vor seinen Vater und legte ihm seine Auswanderungspläne dar. Großvater aber war entschieden dagegen, schließlich war er sein einziger Sohn und Erbe eines großen Bauernhofes in Hohenfeld bei Kitzingen am Main. Die Enttäuschung über Großvaters Ablehnung war so groß, dass sich mein Vater daraufhin sofort freiwillig zur Militärdienst meldete und den Ersten Weltkrieg mitmachte. Kurz vor Kriegsende verstarb Großvater ganz plötzlich. Nun musste Vater den Hof viel früher übernehmen, als ihm recht war. Nach dem Trauerjahr heiratete er meine Mutter. Ein Jahr später wurde mein Bruder Georg geboren, und nach weiteren zwei Jahren ich. Man nannte mich Dorothea, rief aber stets nur Thea. Afrika aber ließ meinen Vater nicht los. Er bot seine ganze Überredungskunst auf, um Mutter für diesen Kontinent zu gewinnen. Sie aber verfügte über endlose Einwände. Ängste vor Löwen und Schlangen standen dabei an erster Stelle. In einer Zeit, als es noch kaum Radio, geschweige denn Fernsehen gab, war Afrika im allgemeinen ein in jeder Hinsicht dunkler, geheimnisumwobener Erdteil, über den unglaubliche Geschichten erzählt wurden. Hinzu kam, dass es nicht darum ging, eine Existenz gründen zu müssen, da diese bereits vorhanden war. Im Jahre 1923 war es dann endlich soweit: Vaters Jugendtraum wurde wahr. Mutter hatte sich überzeugen lassen, als Vater eines Tages einen Herrn eingeladen hatte, dem er zufällig in Kitzingen begegnet war und der ihr vom Leben in Afrika erzählte. Er hatte in Deutsch-Ostafrika gelebt, war aber ausgewiesen worden, als Deutschland die Kolonien verlor. Vater fuhr zunächst allein voraus. Sein Ziel war Angola, das damalige Portugiesisch-Westafrika. Die Familie sollte erst nachkommen, wenn er eine Farm gefunden hätte. Zur Familie gehörten: Mutter, die Großmutter väterlicherseits, Georg und ich sowie unsere Cousine Eva, die als Vollwaise von unseren Eltern erzogen wurde. Drei Monate nach Vaters Abfahrt traf ein Telegramm von ihm ein: »Farm gekauft, alles gut, bitte nachkommen.« Zu der Zeit war ich etwas über ein Jahr alt und weiß daher nur aus den Erzählungen meiner Eltern, dass der Anfang, im tiefsten Busch von Chicuma, eine echte Robinsonade gewesen sein muss. [...]
Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Lalabo Afrika. Deutsch-angolanische Familiensaga, von Maria D. Bossen.
Titel: Lalabo Afrika
Untertitel: Deutsch-angolanische Familiensaga
Autorin: Maria D. Bossen
Verlag: Sandneurosen Verlag
Halblech, 2013
ISBN 9783939792031 / ISBN 978-3-939792-03-1
Broschur, 15x21 cm, 288 Seiten
Bossen, Maria D. im Namibiana-Buchangebot
Lalabo Afrika
Lalabo Afrika sind die Erinnerungen an zwei deutsche Farmergenerationen (1923-1975) in Angola.
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