KulturSchock Tansania, von Daniela Eiletz-Kaube

KulturSchock Tansania, von Daniela Eiletz-Kaube. Reise Know-How Verlag. 3. Auflage. Bielefeld, 2014. ISBN 9783831719280 / ISBN 978-3-8317-1928-0

KulturSchock Tansania, von Daniela Eiletz-Kaube. Reise Know-How Verlag. 3. Auflage. Bielefeld, 2014. ISBN 9783831719280 / ISBN 978-3-8317-1928-0

In Tansania ist das Heute wichtiger als das Morgen, das es ja noch gar nicht gibt. Von der Zeit lässt man sich nicht diktieren, wozu also pünktlich sein? Leistung lohnt sich nicht, denn die Verwandtschaft fordert ungeniert ihren Anteil ein. Leute, die erfolgreicher als der Rest sind, werden als respektlos betrachtet. In dem Verhaltensratgeber KulturSchock Tansania erklärt Daniela Eiletz-Kaube die Gesellschaft Tansanias.

Daniela Eiletz-Kaube  

Bescheidenheit ist Tansaniern fremd, denn wer nicht versucht, irgendwo einen Krümel abzubekommen, ist selbst schuld. Und Freiheit? Wozu frei sein, wenn sich die Menschen über ihre Rolle in der Großfamilie definieren und man sich dem Diktat der Autoritäten nicht entziehen kann? Der Kulturschock erwischt hier viele Reisende. Tansania anhand westlicher Maßstäbe und Interpretationsversuche verstehen zu wollen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oft hatten wir das Gefühl, frei nach „Captain Kirk" in ein Paralleluniversum geraten zu sein. Wir erlebten Tansania aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Zuerst reisten wir als Touristen über ein Jahr durch Tansania und Ostafrika, danach wechselten wir die Seiten und leiteten eine Saison lang eine Safari-Lodge im Selous Game Reserve. Erfolge und Misserfolge pflasterten unseren Alltag: So schafften wir es, ein Fahrzeug zu importieren, die täglichen Bestechungsversuche gelassen hinzunehmen und bürokratische Schikanen zu meistern, doch Handwerker mit dem Flicken eines Daches zu beauftragen oder die Bauern im Dorf mit der Gemüseversorgung der Lodge zu betrauen, daran bissen wir uns die Zähne aus. Erst nach einer bestimmten Zeit der Beobachtung, der Gespräche, der Resignation und des Lesens von unzähligen Büchern zum Thema begannen wir auch an einem Tansania Gefallen zu finden, das nicht nur aus einer Art verklärtem Ethnokitsch ä la „Die Weiße Massai", dem Kilimanjaro oder Herden von Elefanten besteht. Denn die Unplanbarkeit des Lebens hier macht schließlich die Faszination des Landes aus. Man weiß nie, wo Löwen gerade faul im Schatten liegen. Genauso wenig weiß man, ob die Fähre heute oder eher erst morgen ablegt. Jeder Griff zum Lichtschalter kann eine Überraschung bereithalten. Da mag es gar nicht mehr aufregen, dass man zum dritten Mal in Folge von der Polizei zur Kasse gebeten worden ist - einfach nur, weil man weiß und potenziell „reicher" ist. Jeder Aufenthalt in Tansania ist wie eine Reise zu sich selbst - wo sich scheinbar „normale" Bedürfnisse angesichts der Gegebenheiten vor Ort sehr schnell relativieren. Man erkennt, dass viel vom gewohnten Firlefanz der leistungs- und effizienzorientierten Konsumwelt nicht gebraucht wird, um gut leben zu können. Wer diese Erkenntnisse zulässt, kann angesichts der Unwägbarkeiten des tansanischen Alltags verstehen lernen, was für jeden Einzelnen wirklich wichtig ist. Bequeme und Ungeduldige werden sich in Tansania nicht wohlfühlen, ebenso wenig wie Hightechfreaks, Shopaholics oder Menschen, die für ihre „Entwicklungshilfe" ewigen Dank erwarten. Jene aber, die in Tansania mehr als nur die rotgewandete Maasai, weiße Strände und quirlige Impalas sehen, werden belohnt: Mit dem bunten, afrikanischen Alltag, der marktschreierischen Geschäftigkeit auf den Straßen oder dem typischen Bongo-Flava-Beat in der Kneipe um die Ecke. Es erstaunt und versöhnt, wie unbeirrbar sie den Widrigkeiten ihres Alltags die Stirn bieten und dennoch viel mehr Lebensfreude als Westler in sich zu tragen scheinen. Familiäre und nachbarschaftliche Abhängigkeiten prägen das Miteinander: der kollektive Zusammenhalt gibt Egoismus keinen Raum. Wer mit offenen, unverklärten Augen und Ohren durch das Land reist, wird mit erfrischend neuen Ansichten über lieb gewonnene Gewohnheiten belohnt. Ausländischen Weltverbesserern widersetzt man sich in Tansania mit stoischer Ruhe und verweigert notorisch vieles von dem, was im Westen als der Weisheit letzter Schluss gilt. Wie sonst könnten die Tansanier nach fast 200-jährigen „Bekehrungsbemühungen" so vehement an ihren überlieferten Glaubensvorstellungen festhalten? Besucher werden feststellen, dass sich die Tansanier ganz bewusst gewisse Rosinen aus dem modernen Kuchen picken, wie Mobiltelefone, Internet oder westliche Statussymbole, während Althergebrachtes wie die Großfamilie oder die strengen Hierarchien unantastbar sind. Besucher werden auch erkennen, dass Tansania zwischen Tradition und Fortschritt zerrissen ist, die gesellschaftlichen Spielregeln aberzunehmend hinterfragt werden. Diese Erkenntnisse sind ermutigend und stimmen hoffnungsfroh. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Reiseführer: KulturSchock Tansania, von Daniela Eiletz-Kaube.

Titel: KulturSchock Tansania
Autorin: Daniela Eiletz-Kaube
Genre: Verhaltensratgeber
Reihe: KulturSchock
Verlag: Reise Know-How Verlag Peter Rump
3. Auflage. Bielefeld, 2014
ISBN 9783831719280 / ISBN 978-3-8317-1928-0
Broschur, 12 x 18cm, 324 Seiten, 70 Fotos

Eiletz-Kaube, Daniela im Namibiana-Buchangebot

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