Krieg und Frieden im Basterland, von Kuno Franz Robert Budack

Krieg und Frieden im Basterland, von Kuno Franz Robert Budack. adlangs Publications CC. Windhoek, Namibia 2015. ISBN 9789991690803 / ISBN 978-99916-908-0-3

Krieg und Frieden im Basterland, von Kuno Franz Robert Budack. adlangs Publications CC. Windhoek, Namibia 2015. ISBN 9789991690803 / ISBN 978-99916-908-0-3

Aus Kuno Franz Robert Budacks im Jahr 2015 erschienenen Standardwerk, 'Krieg und Frieden im Basterland', ist der folgende Text dem Vorwort entnommen.

Kuno F. R. Budack  

Aus dem Vorwort zu 'Krieg und Frieden im Basterland'

Der Weg zu den Gai-//khaun in der Westkaiahari um Hoachanas, den /Khobesin am Fischfiuß um Gibeon und anderen Lokalgruppen des kulturell und sprachlich so reizvollen und menschlich sympathischen Namavolkes führte mich oft durch Rehoboth und das schöne Basterland. Dort hatte ich das Glück, mit Menschen dieser bäuerlichen Gemeinschaft in Berührung zu kommen, deren erdverbundene, damals noch recht patriarchalische Lebensund Denkweise und warme Gastfreundschaft an die Landbevölkerung meiner ostdeutschen Heimat erinnerten. Die älteren unter ihnen kamen häufig auf die leidvolle Geschichte ihres Volkes zu sprechen. Sie erzählten von der Auswanderung aus Buschmannland im Nordkap wegen der ungünstigen klimatischen Bedingungen, der ständigen Überfälle durch Buschleute und Korana und des unaufhaltsamen Vordringens weißer Ansiedler, vom langen Treck durch dürre Landstriche über den Großfluß Oranje bis nach Rehoboth, wo sie sich noch jahrelang gegen Ansprüche alteingesessener Naman und OvaHerero behaupten mußten, bis sie dort endlich eine neue Heimat fanden. Auch berichteten sie von ihrer Jugend zu einer Zeit, als Basterland ein Teil des Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika war. Dabei erstaunte mich die oft außerordentlich wohlwollende Beurteilung der Deutschen und ihrer Tätigkeit im Lande. Manche Aussagen mögen vom Zauber der Erinnerung verklärt, durch Höflichkeit gegenüber dem Besucher gemildert oder von verwandtschaftlichen Beziehungen zu Deutschen beeinflußt gewesen sein, aber bei mir blieb der Eindruck einer verbreiteten Sympathie haften. Der freundlichen Einstellung von Basters, welche die deutsche Zeit noch selbst erlebten, entspricht übrigens die günstige Beurteilung des Bastervolkes durch prominente Deutsche während der Kolonialzeit, bis der „Bastardaufstand" von 1915 einen gewissen Meinungsumschwung hervorrief. Ob das berechtigt war, kann nur eine möglichst wahrheitsgemäße Darstellung der damaligen Vorgänge erweisen. Ich hatte mich schon einmal bemüht, die wichtigsten Ereignisse und Umstände im „Afrikanischen Heimatkalender" der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia (DELK) (1974:39-64) darzulegen. Damals fehlte mir jedoch wegen beruflicher Beanspruchung die Zeit zu intensivem Quellenstudium. Inzwischen bin ich auf zusätzliche Informationen gestoßen, so daß einige Vorfälle genauer und eingehender beleuchtet werden können. [...] In diesem Ozean von Blut und Tränen bilden die fast 100 Ermordeten und Gefallenen des „Bastardaufstandes" im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika nur einen winzigen Tropfen. Weshalb sollte man versuchen, ihr Schicksal und die damit verbundenen Ereignisse nach 100 Jahren nachzuzeichnen? Zahlen mögen vielleicht Buchhalter befriedigen, aber sie genügen nicht, um tragische Einzelschicksale zu begreifen. Mit Kriminalstatistik lassen sich weder Abschiedsschmerz noch Bitterkeit des Sterbens erfassen, denn jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod. Nur durch mitfühlende Anteilnahme an seinem Leiden kann man die Tiefe des Grauens wenigstens erahnen. [...] Tausende Kilometer südlich im damaligen Deutsch-Südwestafrika vollzog sich ein anderes Schicksal in diesem Weitmeer des Leidens: Von zwei kräftigen Kerlen an den Armen festgehalten, mußte Frau Anna Bauer in der Küche ihres bescheidenen Farmhauses in Blumfelde am Rande der Kalahari Augenzeugin der Ermordung ihres Mannes sein, dem ein dritter Unmensch mit der scharfen Kante einer Axt den Hinterkopf spaltete, im Nebenzimmer lag ihr Erstgeborener, der sechs Wochen alte Georg, in einer als Wiege hergerichteten Kiste. Frau Bauer bleibt vor Entsetzen stumm, kein Laut kam über ihre Lippen (das sollten die Mörder vor einem englischen Gericht aussagen), auch als ihre Peiniger sie aus dem Hause zerrten und ihr mit dem Gewehr ihres Mannes durch den Kopf schossen. Man schleppte die Schwerverwundete ins Schlafzimmer und warf sie dort auf ein Bett. Haus und Hof wurden ausgeraubt, das Baby einfach liegengelassen. Als nach einer Woche eine Patrouille der Kaiserlichen Landespolizei auf die sterblichen Überreste der Eheleute und ihres Babys stieß, waren die Leichen der Eltern waren bereits stark in Verwesung übergegangen, und in der Wiege lag ein winziges, mit Haut überzogenes Skelett, dessen Fingerchen bis auf die Knochen abgelutscht waren. Laut Gerichtsprotokoil erklärten die Mörder später mit eingelernt wirkender Monotonie: We did it as soldiers. We were told to do it. („Wir handelten als Soldaten. Es wurde uns befohlen"), denn die Morde geschahen im April 1915 während des Ersten Weltkrieges. Fälle unter Millionen von Namenlosen, deren tiefe Tragik kein Mordregister erhellen und kein Paragraph eines Strafgesetzbuches erfassen kann. Die Umwelt vergißt schnell und geht bald zur Tagesordnung über. In unserem Lande weiß heute kaum ein Mensch etwas von den Opfern des „Bastardaufstandes" im Jahre 1915. Nur die Rehobother selbst halten die Erinnerung an ihre Gefallenen am „Tsamkhubis-Tag", dem Nationalfest am 8. Mai, wach und verehren sie als Helden. In den Gebeten, Predigten und Festreden erwähnt jedoch niemand die damals ermordeten deutschen Zivilpersonen. Vor einiger Zeit erhob der Basterraad sogar Forderungen auf Schadenersatz wegen „Völkermordes" gegenüber der deutschen Bundesregierung. Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, an dem die Mörder, die damals angeblich an der Seite der südafrikanischen Invasionstruppen kämpften, zu „Freiheitskämpfern" erklärt werden. Ich will versuchen, der Wahrheit etwas näher zu kommen und hoffe, damit den vergessenen Opfern ein bescheidenes Denkmal setzen zu können. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem geschichtlichen Werk 'Krieg und Frieden im Basterland', von Kuno Franz Robert Budack.

Titel: Krieg und Frieden im Basterland
Autor: Kuno Franz Robert Budack
Genre: Geschichte
Verlag: Padlangs Publications CC
Windhoek, Namibia 2015
ISBN 9789991690803 / ISBN 978-99916-908-0-3
Kartoneinband, 18 x 25 cm, 554 Seiten, zahlreiche Fotos

Budack, Kuno F. R. im Namibiana-Buchangebot

Krieg und Frieden im Basterland

Krieg und Frieden im Basterland

'Krieg und Frieden im Basterland' ist ein Standardwerk über die Geschichte der Rehobother Baster in Südwestafrika und Namibia.

Die Volksgruppen Südwestafrikas, 2.Teil

Die Volksgruppen Südwestafrikas, 2.Teil

Die Volksgruppen Südwestafrikas, 2.Teil, stellt, auf dem Stand von 1978, die Baster, Caprivianer, Farbigen, Ovambo, Tswana und Weißen vor.

Was man von Südwestafrika wissen sollte

Was man von Südwestafrika wissen sollte

Was man von Südwestafrika wissen sollte: eine kleine landeskundliche Informationsschrift der Afrikaans-Deutsche Kulturgemeinschaft (ADK).

Namibiana Nr. 12 (1993)

Namibiana Nr. 12 (1993)

Dies ist Nr. 12 der Reihe Namibiana aus 1993, einer Zeitschrift der Ethnologisch-Historischen Arbeitsgruppe der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft.

Raubmord 1912

Raubmord 1912

Raubmord 1912 beschreibt die Falk- und Sommermorde bei Windhoek und ist ein Beitrag zur Kriminalgeschichte von Deutsch-Südwestafrika.

Namibiana Nr. 11-1987

Namibiana Nr. 11-1987

Die Reihe Namibiana war eine Zeitschrift der Ethnologisch-Historischen Arbeitsgruppe der SWA/Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft.