Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika, von Kurt Dinter

Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika, von Kurt Dinter. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, aus XXIII. Jahrgang. A. Hartleben's Verlag. Wien, Pest., Leipzig, 1901.

Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika, von Kurt Dinter. Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, aus XXIII. Jahrgang. A. Hartleben's Verlag. Wien, Pest., Leipzig, 1901.

Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika, von Kurt Dinter. Stich nach einer Fotografie: Von Dinter angelegter Garten bei Salem im Swakoprivier, 1898.

Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika, von Kurt Dinter. Stich nach einer Fotografie: Von Dinter angelegter Garten bei Salem im Swakoprivier, 1898.

Kurt Dinters Bericht 'Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika' erschien 1901 in der Reihe 'Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, Jahrgang XXIII'.

Kurt Dinter  

Von Salem nach Windhoek

Ich hatte neun Monate in Salem im unteren Tsoachaub gesessen, um dort für die Colonialgesellschaft für Deutsch-Südwest-Afrika einen Garten anzulegen, wofür sich Salem auch in hervorragendem Maße eignet, da es nicht von Heuschrecken heimgesucht wird, keine Fröste hat und Wasser an jeder Stelle des Gartens in geringer Tiefe und unerschöpflicher Menge vorhanden ist. Da sich mir jedoch mit der Zeit unüberwindliche Hindernisse, mein Werk zu fördern, in den Weg stellten, so zog ich es vor, meine Kisten am 12. Januar einem Frachtfahrer nach Windhoek zu übergeben und mich dessen Wagen selbst anzuschließen, in der Absicht, mit demselben bis nach Windhoek zu gehen und von dort aus eine größere Fußreise zu Sammelzwecken nach dem Norden zu unternehmen. Guten Muthes also sah ich in die nächste Zukunft und ging mit dem Transportfahrer neben den Wagen her, die sich nur langsam durch den tiefen Sand flußaufwärts bewegten. Links vom Wege herrliche Bestände von Anabäumen (Axacia albida), die schönste und wärmebedürftigste Akazie des Landes, welche außer im unterm Tsoachaubthale nur noch in einigen Rivieren nördlich von demselben wächst; rechts vom Wege nur mit parasitischen Loranthusbüschen behangene Tamarisken, die wegen ihres feinen Gezweiges oft fälschlich für Lebensbäume gehalten werden. Bei der Mündung des Arisab, eines von links in den Tsoachaub einmündenden todten Riviers, wurde ausgespannt und übernachtet, um erst am nächsten Nachmittage wieder weiterzufahren, und zwar im genannten Rivier aufwärts. In ununterbrochener Fahrt auf denkbar schlechtestem Wege ging's durch langweilig öde Felsenlandschaft immer stark ansteigend bis in die Höhe von Diepdal, wo ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, die Fracht beider Wagen, die aus Eisenbahnschienen bestand und die auf dem jammervoll holperigen Wege schief gerutscht waren, erst abladen und dann wieder aufladen zu helfen. Nachdem wir wieder die ganze Nacht durchgefahren waren, kamen wir endlich in eine einigermaßen bewachsene Region. Die Vegetation setzte sich hier zusammen aus mehreren sperrigen Büschen mit birkenartig sich loslösender Rinde und rothen, sich zweiklappig öffnenden einsämigen Beeren und dreizähligen Blättern, einer höchst merkwürdigen Wolfsmilch von birkenartigem Habitus (!), einigen neu hinzutretenden Akazien, Clatophractes Alexandri, drei Bosciaarten (Witgat), einem citrongelben Loranthus, auf verschiedenen Akazien schmarotzend. Die Fauna ist ähnlich kärglich vertreten wie die Pflanzenwelt. An jagdbarem Wild sah ich nur einen Klippbock. Der feuchte Sandboden, es hatte hier vor nicht 24 Stunden geregnet, war bedeckt mit fingerdicken und 15 Centimeter langen, schwarzbraunen Tausendfüßen und zahlreichen feuerrothen, sammetartigen Sandzecken. In Angams fand ich an den Felswänden des Riviers in Massen eine eigenthümliche Ameutacee mit sehr aromatischen, schwarzgrünen Blättern, die sehr einer Hochgebirgsbirke oder einer Myrica ähnelt, und von den Eingeborenen zu einem Theeaufguß verwendet wird. Nach dem nur noch 3 Stunden entfernten Tsaobis führt von hier aus eine gut unterhaltene, breite Straße. Tsaobis liegt auf unebener Hochfläche in 1000 Meter Höhe, die hauptsächlich mit Boscien, Paridusonia africana und Akazien bestanden ist; eine majestätische, über mannshohe Aloe, die ich bei Keetmanshoop zum erstenmale sah, ist hier häufig und verleiht der Gegend ein charakteristisch afrikanisches Aussehen. Die Gärten der Ansiedler und der Militärstation waren nicht von Bedeutung, im Truppengarten befanden sich einige Dattelpalmen, Wassermelonen und Kürbisse, an einer sumpfigen Stelle stand eine Typha (Rohrkolben). Bei zwei Ansiedlern sah ich Hörner des zweihörnigen Rhinoceros, die beim Brunnengraben in der Nähe des Tsaobisriviers zu Tage gefördert worden waren, ein Beweis für die frühere Verbreitung des großen Dickhäuters. Am Nachmittag desselben Tages fuhren wir nach Otjimbingwe weiter. Da, wo wir für die Nacht ausspannten, entdeckte ich, an einem Strauch emporklimmend, einen Cissus (wilden Wein) mit rothen Stengeln und fünfzähligen Blättern. Am nächsten Morgen ging ich dem Wagen voran nach Otjimbingwe. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Reisebericht: Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika, von Kurt Dinter.

Titel: Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika
Autor: Kurt Dinter
Reihe: Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, aus XXIII. Jahrgang
Verlag: A. Hartleben's Verlag
Wien, Pest., Leipzig, 1901
Privater Leineneinband, Goldprägung, 16 x 23 cm, 72 Seiten, etliche Stiche und sw-Fotos, Schrift: Fraktur

Dinter, Kurt im Namibiana-Buchangebot

Deutsch-Südwest-Afrika. Flora, Forst- und landwirtschaftliche Fragmente

Deutsch-Südwest-Afrika. Flora, Forst- und landwirtschaftliche Fragmente

Das 1909 erschienene Buch 'Deutsch-Südwest-Afrika. Flora, Forst- und landwirtschaftliche Fragmente' gilt als erster praktischer botanischer Führer für Südwestafrika.

Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922

Succulentenforschung in Südwestafrika: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922

Aus dem botanischen Reisebericht "Succulentenforschung in Südwestafrika" ist dies der erste Teil: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise im Jahre 1922.

Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas

Die vegetabilische Veldkost Deutsch-Südwest-Afrikas

Selten und hochinteressant: Der Erkenntnisstand vegetabilischer Veldkost in Deutsch-Südwest-Afrika von 1912.

Neue und wenig bekannte Pflanzen Deutsch-Südwest-Afrikas

Neue und wenig bekannte Pflanzen Deutsch-Südwest-Afrikas

1914 in Okahandja erschienen: Neue und wenig bekannte Pflanzen Deutsch-Südwest-Afrikas. Unter besonderer Berücksichtigung der Succulenten.

Sukkulentenforschung in Südwestafrika, II. Teil: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise in den Jahren 1923 bis 1925

Sukkulentenforschung in Südwestafrika, II. Teil: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise in den Jahren 1923 bis 1925

Aus dem Werk "Sukkulentenforschung in Südwestafrika" ist dies Teil II: Erlebnisse und Ergebnisse meiner Reise in den Jahren 1923 bis 1925.

Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie / Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika

Deutsch-Südwest-Afrika: Wanderungen in der deutschen Colonie / Kreuz- und Querzüge in Deutsch-Südwest-Afrika

Zwei botanische und ortskundliche Wanderungen Kurt Dinters kreuz und quer durch Deutsch-Südwest-Afrika zwischen 1899 und 1901.