Köln und der deutsche Kolonialismus, von Marianne Bechhaus-Gerst und Anne-Kathrin Horstmann

Köln und der deutsche Kolonialismus, von Marianne Bechhaus-Gerst und Anne-Kathrin Horstmann. Böhlau-Verlag Gmbh. Köln, 2013. ISBN 9783412210175 / ISBN 978-3-412-21017-5

Köln und der deutsche Kolonialismus, von Marianne Bechhaus-Gerst und Anne-Kathrin Horstmann. Böhlau-Verlag Gmbh. Köln, 2013. ISBN 9783412210175 / ISBN 978-3-412-21017-5

Einen bisher vernachlässigten Teil der Kölner Geschichte arbeitet der Sammelband, Köln und der deutsche Kolonialismus, von Marianne Bechhaus-Gerst und Anne-Kathrin Horstmann, in 40 reich bebilderten Beiträgen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Mission, Kultur und Diaspora auf. Er zeigt ein komplexes Bild einer Epoche Kölner, deutscher und transnationaler Geschichte.

Hugo Zöller, die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt

von Britta Wiese

Die 1802 begründete Kölnische Zeitung entwickelte sich ab 1831 zu einer der führenden deutschen Zeitungen. Ihre Inhaber waren die zwei bekannten Kölner Familien Schauberg und DuMont. Wie die meisten nationalen und konservativen Zeitungen war die Kölnische Zeitung pro-kolonial eingestellt. Laut Joseph Neven DuMont war sie die erste deutsche Zeitung, die sich beständig mit Außenpolitik befasste und „den Erwerb von Kolonien propagandistisch vertreten hatte." Die Kölnische Zeitung beanspruchte daher für sich das Recht, in kolonialen Angelegenheiten mitreden zu dürfen und konnte als das „führend[e] Blatt der kolonialwirtschaftlich orientierten Publizistik" bezeichnet werden. Diese Sonderstellung verdankte sie vor allem dem Auslandskorrespondenten, Reise- und Kriegsberichterstatter Hugo Zöller (1852-1933). Der Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung erschien erstmals im Jahr 1876 als lokales Anzeigenblatt und entwickelte sich bis zum Jahr 1890 zu einer eigenständigen Zeitung. Von einer kompletten Lösung vom „Mutterblatt" konnte allerdings bis zu dessen Untergang nicht gesprochen werden, auch wenn sich der oben genannte Titel mit der Ausgabe vom 12. Februar 1923 in Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung änderte. Beide Zeitungen konnten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr publiziert werden. Für die Kölnische Zeitung bedeutete dies das Ende. Der Kölner Stadt-Anzeiger ging ab Oktober 1949 wieder in Druck. Seit der Ausgabe vom 25. August 1962 führt der Stadt-Anzeiger bis heute den Namen seines Mutterblattes im Untertitel.

Nationale und internationale Relevanz der Kölnischen Zeitung

Seit der Ausgabe vom 8. Dezember 1831 war Joseph DuMont verantwortlicher Redakteur des politischen Teils und es ist ihm zu verdanken, dass die Kölnische Zeitung von einer lokalen zu einer der bedeutendsten deutschen Zeitungen wurde und sich zu einem kosmopolitischen Blatt entwickeln konnte. Durch seine aufwendigen, aber effektiven Methoden der Informationsgewinnung war es ihm möglich, Neuigkeiten mehrere Stunden vor der Konkurrenz für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seine aktive Zeit in der Firma bildete die Grundlage für eine positive Entwicklung, die nur durch die Einschränkung der Berichterstattung im Ersten Weltkrieg getrübt wurde. Die Kölnische Zeitung erschien Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts durchschnittlich drei bis vier Mal täglich, das Abonnement war nicht günstig. Vor dem Ersten Weltkrieg setzte sich ihre Leserschaft hauptsächlich aus Akademikern, Angehörigen freier Berufe, Beamten, Angestellten, Industriellen, Bankiers, Großhändlern und Versicherungsunternehmern zusammen. Ab dem 5. Oktober 1866 erschien die Wochenausgabe für das Ausland, die auch in außereuropäische Länder exportiert wurde. Zielgruppe waren die im Ausland lebenden Deutschen, die informiert und mit ihrer Heimat verbunden bleiben sollten. Während des Deutsch-Französischen Kriegs und des Ersten Weltkriegs wurden Kriegs ausgaben produziert, die „dem Feldheer [...] die wichtigsten Nachrichten von allen Schauplätzen des Krieges sowie eine gedrängte Übersicht über die Vorgänge in aller Welt sonst" übermittelten. Unter Bismarck war die Kölnische Zeitung deutschlandweit die erste Adresse für politische Neuigkeiten und wurde in allen europäischen Metropolen gelesen. Im Jahre 1871 äußerte sich Bismarck mit dem Satz: „Die Kölnische Zeitung gilt uns im Westen soviel wie ein Armeekorps" lobend über die Zeitung, die „sich unerschütterlich ihrer patriotischen Aufgabe bewußt war und dieser in jedem Moment gerecht zu werden bereit ist." Das Büro in der Hauptstadt erleichterte der Kölnischen Zeitung das Beschaffen von neuesten Informationen, was ihr den Ehrennamen "Deutsche Times" einbrachte, sie in einigen Kreisen aber auch als „Sprachrohr der Regierung" denunzierte. Das soll jedoch zu keinen falschen Schlüssen führen: Die Beziehung zwischen den Machthabern und den Redakteuren der Kölnischen Zeitung war in den meisten Jahren alles andere als harmonisch und es fehlte zu keiner Zeit an Kritik an den Regierenden.

Die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt

Nur wenige Redaktionen des Kaiserreichs konnten es sich erlauben, einen Korrespondenten in die Kolonien zu entsenden. Vieles, was als kolonialer Journalismus bezeichnet wurde, bestand aus reinen Kopien von Artikeln aus führenden Zeitungen oder wurde aus zweiter Hand akquiriert. [...]

Dies ist ein Auszug aus: Köln und der deutsche Kolonialismus, von Marianne Bechhaus-Gerst und Anne-Kathrin Horstmann.

Titel: Köln und der deutsche Kolonialismus
Untertitel: Eine Spurensuche
Herausgeber: Marianne Bechhaus-Gerst, Anne-Kathrin Horstmann
Verlag: Böhlau-Verlag Gmbh
Wien Köln Weimar, 2013
ISBN 9783412210175 / ISBN 978-3-412-21017-5
Broschur, 17 x 24 cm, 286 Seiten, 120 s/w-Abbildungen

Bechhaus-Gerst, Marianne und Horstmann, Anne-Kathrin im Namibiana-Buchangebot

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