Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter, von Jens Bjerre

Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter, von Jens Bjerre.

Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter, von Jens Bjerre.

Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter, von Jens Bjerre. Ohne Schutzumschlag.

Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter, von Jens Bjerre. Ohne Schutzumschlag.

Als Jens Bjerre in den 60er Jahren nach Südwestafrika in die Kalahari reiste, war der Kontrast der dort lebenden 'Steinzeitmenschen' zum 'Atomzeitalter' Europas ein beeindruckendes Erlebnis.

Jens Bjerre  

Von einer Windhose gestellt - Verirrt - Malaria - Unter Termiten begraben

Nach einer friedvollen Nacht ohne Besuch von Elefanten oder tabakhungrigen Dieben starten wir am Morgen mit Kurs auf die nächste Landmarke in der Kalahari: Tsosane. »Mit Kurs auf« ist hier der passende Ausdruck, denn wir fahren jetzt nach dem Kompaß. Es ist schon ein Jahr her, daß ein Fahrzeug diese Strecke zum letzten Male benutzt hat, und die Radspuren sind vollkommen verwischt. Wir gehen also »bush-bashing«, wie das hierzulande heißt, »den Busch umwerfen«. Das kann man sich nur mit einem starken Fahrzeug leisten, das Vierradantrieb hat und über einen Kriechgang verfügt. Ein ganz faszinierendes Erlebnis, sich so an Hand des Kompasses in eine weglose Landschaft förmlich hineinzuquetschen. Ich kenne die Technik von der zentralaustralischen Wüste her. Die größeren Hindernisse werden umfahren, die kleineren niedergewalzt. Aber das ist sehr anstrengend. Wir werden hoch und nieder und seitwärtsgestoßen, wenn die Räder in ein Erdloch eintauchen, das von einem ehemaligen Termitenhaufen herrührt, oder über einen liegenden Baumstamm hinweggehen. Der Fahrer muß sich oft mit dem ganzen Gewicht auf das Lenkrad legen, um zu verhindern, daß die Vorderräder einfach zur Seite geschlagen werden. Vor allem aber heißt es aufpassen, daß man im Sand die Richtung einhält. Wir haben es schwer damit, einen Platz zu finden, wo der Kompaß nicht vor lauter Metall am Wagen eine Mißweisung gibt - und dies obwohl er sich in einem entmagnetisierten Stahlgehäuse befindet. Zum Schluß binden wir ihn am Reserverad auf der Kühlerhaube fest. An einigen Stellen müssen wir uns mit dem ersten Gang durch dichtes Gesträuch hindurcharbeiten - die Dornen, Zweige und Insekten rieseln nur so durchs offene Fenster herein. Sofort wimmelt es bei uns von gelben Spinnen, braunen, bissigen Ameisen und grünen Weberknechten - und das hängt sich alles an unsere schweißnassen Körper! Es ist ungeheuer anstrengend, ohne Unterbrechung Kompaß, Fahrtrichtung und Hindernisse im Auge zu behalten und gleichzeitig nicht zu verges-sen, daß auch die geringste Abweichung wieder durch eine kleine Schwenkung nach der anderen Seite hin ausgeglichen werden muß, weil wir sonst eine enorme «Abtrift« erhalten. Wir kommen nur einige wenige Kilometer in der Stunde vorwärts. Die Sonne steht senkrecht über uns und hilft auch nicht dazu, die Richtung innezuhalten. Wir wechseln einander stündlich am Steuer ab - der «Beifahrer« muß dann jeweils nach Landmarken Ausschau halten, die uns erzählen sollen, ob wir uns auf dem richtigen Kurs befinden. Wir haben die Lichtpause einer großmaßstäbigen Karte bei uns, auf der solche Landmarken, wie Großer Marulabaum, Kleine Salzpfanne, Grasige Ebene, Treibsand usw., angegeben sind. Unsere erste Landmarke ist mit «Palmfontein« bezeichnet - das sind ganze drei, vier Palmen bei einer ausgetrockneten Pfanne - aber sie helfen uns, bei dieser unruhigen «Wüstenschiffahrt« Kurs zu halten. Wir haben mit einer gewissen Abtrift und infolgedessen mit der Palmengruppe zu unserer Rechten gerechnet - im letzten Augenblick sehen wir sie gerade noch ganz weit links von uns und können unseren Kurs wieder danach richtigstellen. Und das gilt den ganzen Tag über: Die allermeisten Namen auf der Karte bezeichnen keinen Wohnplatz, sondern ein dem Namen entsprechendes Kennzeichen in der ungeheuren Weite dieses öden Landstrichs. Das monotone Brummen des Motors wirkt beruhigend. Wir können uns nicht ganz von dem Gedanken freimachen, was passieren würde, wenn er in dieser ödmark plötzlich streiken sollte. Es ist unerträglich heiß, und wir können die der Hitze am meisten ausgesetzten Metallteile des Wagens nicht mit bloßen Händen anfassen. Die Luft dörrt Nasen- und Rachenschleimhäute aus. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter, von Jens Bjerre.

Buchtitel: Kalahari
Untertitel: Steinzeitmenschen im Atomzeitalter
Originalausgabe: Kalahari, Atomtidens Stenalder
Autor: Jens Bjerre
Verlag: F.A. Brockhaus
Wiesbaden, 1960
Original-Leinenband, Originalschutzumschlag, 16x23 cm, 259 Seiten, 37 farbige und sw-Abbildungen auf Kunstdrucktafeln und einer Kartenskizze

Bjerre, Jens im Namibiana-Buchangebot

Kalahari. Steinzeitmenschen im Atomzeitalter

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Der dänische Völkerkundler Jens Bjerre reiste in den späten 1950er Jahren zu den Buschmännern in die Kalahari.

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