Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit, von Markus Boller

Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit, von Markus Boller. Studien zur Afrikanischen Geschichte, Band 11. Lit Verlag. Münster, 1994. ISBN 3825821412 / ISBN 3-8258-2141-2 / ISBN 9783825821418 / ISBN 978-3-82-582141-8

Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit, von Markus Boller. Studien zur Afrikanischen Geschichte, Band 11. Lit Verlag. Münster, 1994. ISBN 3825821412 / ISBN 3-8258-2141-2 / ISBN 9783825821418 / ISBN 978-3-82-582141-8

Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit, von Markus Boller. Das 20. Jahrhundert ist durch eine zunehmende Ungleichheit zwischen Nord und Süd gekennzeichnet, die sich an verschiedenen Faktoren festmachen läßt:

Die Einkommenskluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, und auch in demographischer Hinsicht ging die Entwicklung in Nord und Süd in diesem Jahrhundert unterschiedliche Wege. Während die Rate des Bevölkerungswachstums in den Industrieländern beständig fiel und zum Teil sogar negativ wurde, stieg sie in den Entwicklungsländern steil an, so daß das Schlagwort von der "Bevölkerungsexplosion" aufkam. Man hat diese gegenläufigen Tendenzen sarkastisch, aber treffend in der Bemerkung zusammengefaßt daß die Reichen immer reicher, die Armen aber kinderreicher würden. Somit stellt unser Jahrhundert sowohl in wirtschaftlicher, als auch in demographischer Hinsicht eine historische Anomalie dar. Der Norden erreichte einen Lebensstandard in zuvor ungekannter Höhe, und das Bevölkerungswachstum stieg, vor allem wegen der großen Zunahme in den Entwicklungsländern, ebenfalls auf ein historisch einmaliges Niveau. Bevölkerungseinbrüche wegen Hunger oder Seuchen, wie sie in der Menschheitsgeschichte häufig waren, gab es in den letzten Jahrzehnten in großem Maßstab nirgendwo auf der Welt. Nun steht das 20. Jahrhundert im Schatten eines neuen Schubes kolonialer Expansion. Während sich die europäischen Mächte im 18. und 19. Jahrhundert zunächst darauf beschränkt hatten, sich strategisch wichtige, aber relativ kleine Gebiete und Handelsplätze in Afrika und Asien zu unterwerfen, kamen beide Kontinente gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zu großen Teilen unter europäische Herrschaft,. die sie erst nach dem 2. Weltkrieg wieder abschütteln konnten. Gleichzeitig wurden die Ökonomien der verschiedenen Staaten zunehmend zu einer Weltwirtschaft zusammengefaßt, wenngleich mit sehr unterschiedlichen Rollen. Der zeitliche Zusammenhang zwischen diesen Entwicklungen legt auch einen kausalen nahe, über dessen Natur sich indes trefflich streiten läßt: [...] Dies sind Fragen, die in diesem Zusammenhang aufgeworfen wurden und über die noch immer diskutiert wird. Diese Kontroversen bilden den Rahmen, in den sich auch die vorliegende Arbeit einordnen läßt. Selbstverständlich werde ich nicht auf alle Punkte eingehen, geschweige denn Antworten darauf geben können. Aber sie machen deutlich, daß diese Arbeit nicht frei im Raum schwebt. Solche und andere Fragen zu stellen, kann ein Beitrag dazu sein, die Ursachen für die derzeitige Lage der ehemaligen Kolonien zu suchen. Das sehr reale Elend von Entwicklungsländern wie Tansania bildet daher letztendlich den Bezugspunkt dieser Arbeit. Die Frage nach den ökonomischen und demographischen Veränderungen in Buhaya unter deutscher Kolonialherrschaft begründet sich in diesem Zusammenhang wie folgt: Mit Ökonomie und Demographie sind zwei wesentliche Aspekte menschlichen Lebens angesprochen. Es geht um die materielle und soziale Reproduktion: Wie sichert eine Gesellschaft ihr Oberleben? Wie organisiert sie die Produktion der Güter, derer sie dazu bedarf? Welche Faktoren bestimmen die Produktion, aber auch die Bedürfnisse? Unter welchen Einflüssen vollzieht sich die Erneuerung der Gesellschaft über die Generationen hinweg? Der zeitliche Rahmen der Kolonialherrschaft wurde gewählt, weil hier offenbar der Ausgangspunkt für die ungleichgewichtigen Entwicklungen zu sehen ist, die oben beschrieben wurden - womit noch nichts über kausale Zusammenhänge gesagt sein soll. Die Beschränkung auf die kurze deutsche Kolonialzeit erfolgte eher aus praktischen Gründen. Quellen und Literatur dazu sind in Deutschland leicht zugänglich, während eine Ausweitung auch auf die anschließende britische Kolonialperiode sehr viel umfangreichere Recherchen erfordert hätte. Da die deutsche Kolonialzeit einen Teil unserer Geschichte bildet, ist aber auch der inhaltliche Bezug größer. Es sei aber nicht verschwiegen, daß diese zeitliche Begrenzung durchaus problematisch ist, da es hier um Prozesse eher im Sinne der longue durde geht. Daher wird es nötig sein, mitunter über diesen Rahmen hinauszugehen. (Obwohl sich die Deutschen in Tansania noch bis 1918 halten konnten, soll das Jahr 1914 den Endpunkt der Untersuchung markieren. Denn hier stehen strukturelle Veränderungen im Vordergrund, für die mir die Zeit des 1. Weltkrieges - doch eher eine Ausnahmesituation - nicht eben repräsentativ zu sein scheint.) [...]

Dies ist ein Auszug von: Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit, von Markus Boller.

Titel: Kaffee, Kinder, Kolonialismus
Untertitel: Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit
Autor: Markus Boller
Studien zur Afrikanischen Geschichte, Band 11
Verlag: Lit Verlag
Münster, 1994
ISBN 3825821412 / ISBN 3-8258-2141-2
ISBN 9783825821418 / ISBN 978-3-82-582141-8
Broschur, 14 x 21 cm, 232 Seiten, etliche Tabellen

Boller, Markus im Namibiana-Buchangebot

Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit

Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit

Kaffee, Kinder, Kolonialismus. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung in Buhaya (Tansania) in der deutschen Kolonialzeit.