Ist Okowi treu? Die Geschichte eines Hererospähers, von Maximilian Bayer

Ist Okowi treu? Die Geschichte eines Hererospähers, von Maximilian Bayer.

Ist Okowi treu? Die Geschichte eines Hererospähers, von Maximilian Bayer.

Der Schriftsteller und Offizier Maximilian Bayer, der selbst im Hereroaufstand kämpfte, beschriebt in seinem Roman 'Ist Okowi treu?' die Geschichte der Freundschaft eines Schutztrupplers und eines Hererospähers.

Maximilian Bayer  

Eine stattliche Kolonne rückte am Nachmittag des 7. April 1904 von Okahandja aus. Sie bestand aus drei alten Feldkompanien, unter ihnen die berühmte Kompanie Franke, drei neuen Kompanien, drei Batterien, einer Maschinengewehrabteilung und den Hilfs-Völkern. Der Oberhäuptling der Hottentotten, Hendrik Witboi, hatte hundert Krieger zur Unterstützung gesandt, um seine Zuverlässigkeit zu beweisen. Das kleine, immer treu gebliebene Mschvolk der Bastards hatte fast seine gesamte Kriegsmacht gestellt: siebzig mit Gewehren bewaffnete und wie deutsche Soldaten gekleidete Reiter. Die Kolonne marschierte nach Osten, also gerade auf den Feind los. Nach den letzten Nachrichten lagerten die Herero in zwei Tälern, die sich jenseits des Kaiser-Wilhelm-Berges ostwärts und in nördlicher Richtung dahinziehen. Aber die Absichten der Herero war wenig bekannt. Dem listigen, mit allen Schlichen des Kleinkrieges vertrauten Feinde war mit Patrouillen und Kundschaftern nur schwer beizukommen. Die deutsche Kolonne mußte angreifen, wie und wo sie den Gegner fand. Dann würde sich zeigen, wer der Stärkere war. In Otjisasu, das am Vereinigungspunkt der beiden Täler liegt, fragten die Neulinge verwundert, ob denn das wirklich der gesuchte Platz sei. Sie hatten den Namen Otjisasu so oft gehört, daß sie sich darunter eine größere Ortschaft vorstellten. Nun waren sie erstaunt, nichts weiter zu finden als eine Kirche, ein halbzerstörtes Missionshaus und vier Steinbauten, die nicht größer waren als Gartenlauben. Die alten Schutztruppler lachten über die Fragen, die von allen Seiten an sie gestellt wurden. „Seht ihr, Herrschaften", sagte ein alter, bärtiger Sergeant zu seinen Leuten, „die schönen Hereronamen bedeuten weiter nichts als ein Loch in der Erde oder eine Stelle im Riviersand, wo man so ein bißchen Wasser findet. Auch Owikokorero und Okakarara, und wie die Orte alle heißen, sind nichts weiter als solche Tümpel. Hin und wieder steht auch ein Haus dabei oder ein paar Pontoks - aber nicht immer. Also", fügte er hinzu, indem er die Augenbrauen hochzog, „also ist Otjisasu bereits eine Südwester-Großstadt, merkt euch das und schaut euch genau um, so was kriegt ihr hier im Steppenland nicht mehr allzuoft zu sehen. Dafür gibt es aber Stachelbäume, Dornbüsche, Klippen und Sand, so viel ihr wollt." - „Das ist ja ein jammervolles Affenland", meinte einer der Neuen, „es verdient nicht, deutsche Kolonie zu heißen, um jeden Groschen, den wir da hineinstecken und um jeden Tropfen Blut, den wir darum vergießen, ist es schade!" - „Auch 'ne Ansicht, Kamerad!" sagte der Sergeant, indem er den Leiter von der Seite ansah. „Wenn du den Wert des Landes nach den Häusern berechnest, die jetzt darauf stehen, da magst du vielleicht recht haben. Aber was wächst zwischen den Büschen? Gras. And wer nährt sich vom Gras? Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen! And was meinst du, wie groß die Steppe des Hererolandes ist? Nun, so groß wie Deutschland, wenn du's etwa noch nicht wissen solltest. And was meinst du wohl, wieviel Herden auf dieser weiten Steppe stehen könnten? And was die wert wären? Und wieviel Farmer damit ihren Unterhalt finden würden? Ich sage euch, Herrschaften und Grünhörner, behaltet ihr eure Ansicht von der Kolonie und fahrt nach dem Orlog ruhig wieder nach Hause. Uns alten Schutztrupplern ist das sogar ganz recht. Wenn wir nicht mehr Soldaten zu sein brauchen, so wollen wir hier farmen, Rinderherden halten, Arbeit und Brot für uns und unsere Familien finden, je weniger auf diesen schlauen Gedanken kommen, desto besser." Die Kolonne hielt zunächst bei Otjisasu, richtete sich zu längerer Rast ein und schob einen Kreis von Posten in das umliegende Oornbuschdickicht vor. Oer Gouverneur selber hatte sein Zelt vor dem verlassenen Missionshaus aufschlagen lassen. Oas Innere des Gebäudes lag voller Schutt, die Decken waren eingestürzt, die ganze Einrichtung, Türen und Fensterkreuze waren von den Herero verbrannt worden. Oer Oberst saß an einem kleinen Klapptisch vor dem Zelt und prüfte Karten und Meldungen, um die wichtigen Entschlüsse für den weiteren Vormarsch und für den Angriff vorzubereiten. In seinen Händen lag die Entscheidung, auf ihm ruhte die ganze Verantwortung. Sollte er seine Streitkräfte teilen? Mit der einen Hälfte seiner kleinen Kolonne den Feind bei Onganjira, mit der anderen bei Oviumbo angreifen? Besser schien es ihm, die Truppe zusammenzuhalten und mit gesammelter Kraft erst gegen den feindlichen Flügel bei Ongansira vorzumarschieren. War dieser geschlagen, so konnte der andere Flügel bei Oviumbo um so leichter überwältigt werden. Welche Pläne aber hatte der Feind? Oas zu ergründen, war besonders schwer, weil die Gegner Herero waren, die anders zu denken und zu handeln pflegten, als es Weiße gewohnt sind. Als so Oberst leutwein eben die schwierige Tage überdachte, kamen Soldaten quer durch das Tager auf sein Zelt zu. (...)

Dies ist ein Auszug aus dem Roman: Ist Okowi treu? Die Geschichte eines Hererospähers, von Maximilian Bayer.

Buchtitel: Ist Okowi treu?
Untertitel: Die Geschichte eines Hererospähers
Autor: Maximilian Bayer
Typ: Roman
Reihe: Zeltbücherei
Verlag: Ludwig Voggenreiter Verlag
5. Auflage, Potsdam 1941
Originalkartoneinband, 12x18 cm, 188 Seiten, einige Federzeichnungen, 1 Kartenskizze vom Waterberg

Bayer, Maximilian im Namibiana-Buchangebot

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