In den Dschungeln Ostafrikas. Eine Erzählung für die Jugend, von Ludwig Foehse

In den Dschungeln Ostafrikas. Eine Erzählung für die Jugend, von Ludwig Foehse. Verlag: Weichert, Berlin , ca. 1937.

In den Dschungeln Ostafrikas. Eine Erzählung für die Jugend, von Ludwig Foehse. Verlag: Weichert, Berlin , ca. 1937.

Eine Jugenderzählung um den Konflikt zwischen einer deutschen Farmerfamilie in Deutsch-Ostafrika und einer Massai-Gruppe, es kommt über etliche zu bestehende Abenteuer zum Überfall der Massai und zum entscheidenden Kampf ums Überleben.

Ludwig Foehse  

Erstes Kapitel: Eine gute Tat

Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Massais zum Kriege rüsten," sagte der Pflanzer Walter Reinknecht zu seinem fast fünfzehnjährigen Sohne Roland. «Sollten sie auch hierher vordringen, was freilich wenig wahrscheinlich ist, so wäre unser aller Leben und Besitztum auf das Äußerste gefährdet. Wir befinden uns da in einer schlimmen Lage!" „Warum entfliehen wir denn nicht eiligst mit Mutter und Schwester?" warf Roland ein. Der Pflanzer schüttelte den Kopf. „Die Arbeit von zwei Jahren wäre verloren," sagte er dann. „Die Pflanzung beginnt sich zu entwickeln. Kaffee, Zuckerrohr und sogar die Ölbäume gedeihen vortrefflich. Es kommt hinzu, daß ich mein kleines Vermögen opferte, die Wirtschaftsgeräte anzuschaffen, ein Wohnhaus und Stallungen zu errichten. Und alles dies soll ich auf ein Gerücht von der drohenden Haltung der doch immerhin fern wohnenden Massais hin verlassen? Nimmermehr! Ich habe einen ganz anderen Plan. Komm, ich will ihn dir mitteilen." Mit diesen Worten zog der Vater den Sohn mit sich fort zum nahen Ufer des Panganiflusses, der seine Fluten dem indischen Ozean zuführt. Seine Quellen sind auf dem Kilimandscharo zu suchen. Die Farm, welche Walter Reinknecht angelegt hatte, lag nach jener Stelle des Stromes, wo derselbe seinen ersten bedeutenden Nebenfluß aus dem Lande Usambara aufnimmt. Bis zur Küste und zur Stadt Pangani an der Mündung des gleichnamigen Flusses mochte die Entfernung drei Tagereisen, Bootfahrt gerechnet, betragen. Zwischen der Pflanzung und den, wie bereits erwähnt, ziemlich weit entfernten Wohnstätten der Massais lagen zwar zerstreut einige Dörfer, welche vom Negerstamme der Usambaras bewohnt waren, mit denen der Pflanzer in freundschaftlichem Verkehr stand, doch vermochten ihm die Usambaras keinen Schutz zu gewähren, da sie noch immer bei der Annäherung der äußerst kriegerischen und allerseits gefürchteten Massais geflüchtet waren. So hatte man dem Pflanzer erzählt, denn in Wirklichkeit waren seit dem letzten Kriegszug der Massais lange Jahre vergangen, und die letzteren hatten inzwischen mit ihrem neuen Herrn, dem deutschen Kaiser, durch seine Offiziere Frieden geschlossen und denselben zu halten gelobt, so daß die Kunde, die Massais rüsteten zum Kriege, wenig Glauben fand. Als indessen die Usambara-Neger aus den zwischen der Pflanzung und der Heimat der Massais gelegenen Dörfern sich anschickten, mit ihren Herden die Heimat zu verlassen, mußte Kleinknecht dem Gerücht schließlich dennoch Glauben schenken. Es galt nun, sich zu entscheiden, ob er fliehen oder in anderer Weise für die Sicherheit seiner Familie sorgen sollte. Vieh besaß der Pflanzer nur sehr wenig. Einige Ziegen, einige Kühe und Schafe, das war alles. Hier konnte also nicht viel verlorengehen. Wertvoller war die Ausstattung des Wohnhauses und in den Stallungen die Wirtschaftsgeräte, welche er in mühseliger Weise in Kanus den Pangani aufwärts geführt hatte. Daß die Massais, wenn sie wirklich, was keineswegs feststand, hierherkamen, die ausgedehnten Kaffee-, Tabak- und Baumwollpflanzungen zerstören würden, war unwahrscheinlich. Dazu waren diese zu groß an Umfang. Haus und Stallungen, soweit solche aus Holz bestanden, würden sie zweifellos niederbrennen, doch man konnte ja die Möbel und Geräte vorher in Sicherheit bringen. Dazu bedurfte es freilich eines sichern Verstecks, und ein solches zu schaffen, war Kleinknecht entschlossen. Diesen seinen Entschluß teilte er nun soeben seinem Sohne Roland mit. Wir müssen hier hinzufügen, daß die Pflanzung in der Mitte einer beträchtlichen Krümmung des Pangani lag. Marschierten die Massais in feindseliger Absicht gegen die Küstenkolonien, so war nicht anzunehmen, daß sie auf ihrem Zuge den kleinen und großen Windungen des Stromes folgten, da dies für sie einen erheblichen Umweg bedeutet haben würde. Es war also wahrscheinlich, daß die Pflanzung unbehelligt bleiben würde; auch war sie vom nahen Flusse aus nicht sichtbar, da die Gelände des Stromes hier mit dichtem, fast undurchdringlichem Gebüsch, aus welchem Sykomoren, Dattelpalmen und riesige Affenbrotbäume hervorragten, bewachsen waren. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Jugendbuch: In den Dschungeln Ostafrikas. Eine Erzählung für die Jugend, von Ludwig Foehse.

Titel: In den Dschungeln Ostafrikas
Untertitel: Eine Erzählung für die Jugend
Autor: Ludwig Foehse
Verlag: Weichert
Berlin, o.J. (1937)
Originalhalbleineneinband, 15x21 cm, 125 Seiten, 2 farbige Bildern

Foehse, Ludwig im Namibiana-Buchangebot

In den Dschungeln Ostafrikas. Eine Erzählung für die Jugend

In den Dschungeln Ostafrikas. Eine Erzählung für die Jugend

In den Dschungeln Ostafrikas ist ein Jugenderzählung um den Konflikt zwischen einer deutschen Farmerfamilie und einer Massai-Gruppe in Deutsch-Ostafrika.

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