Die Geschichte des Tourismus in Namibia, von Lukas Breitwieser
Mit einer gattungsübergreifende Symbiose aus schriftlichen und bildlichen Quellen, will der Historiker Dr. Lukas Breitwieser in seiner Studie über die die Geschichte des Tourismus in Namibia, einen multiperspektivischen Blick auf jenen gewährleisten und die verschiedenen Phasen des Tourismus in Namibia zwischen den 1920 und 1990er-Jahren beschreiben und kritisch analysieren.
Aufbau und Perspektive der historischen Untersuchung
Die Geschichte des namibischen Tourismus lässt sich nur schwer ohne Einbezug verschiedener Quellengattungen erzählen. Erklärungen, die auf der Basis einer einzelnen Quellengattung fußen, sind nicht ausreichend erkenntnisfördernd, um die Heterotopien in der Geschichte des namibischen Tourismus und ihre Verwobenheit mit touristischen Infrastrukturen möglichst vielfältig zu beschreiben. Daher wird die vorliegende Analyse des Themenfeldes unterschiedliche Perspektiven einnehmen müssen. Deutlich gemacht werden soll in diesem Kontext, dass die hier gewählten Perspektiven lediglich eine Auswahl darstellen, folglich eine und nicht die Geschichte des Tourismus in Namibia erzählen und analytisch beschreiben. In Verlauf der Recherche für vorliegende Arbeit konnten das Historische Archiv zum Tourismus (HAT) in Berlin, das Archiv der Basler Afrika Bibliographien (BAB) in Basel, ebenso das reichhaltige National Archives of Namibia (NAN) sowie das Archivgut des Safariunternehmens S.WA. Safaris in Windhoek eingesehen werden. Der Frage nach Konstruktionen, Imaginationen und Konsumptionen von Räumen im Tourismus folgend, öffneten diese Sammlungen ein breites Feld an unterschiedlichen Quellen. Neben zahlreichen Reiseprospekten steht zur Beschreibung der Geschichte des Tourismus in Namibia in den Archiven eine Fülle von Akten, Büchern, Zeitschriften und Zeitungen bereit: Reiseführer, Hotelführer, Länderkunden, wissenschaftliche Literatur, Reiseberichte, Statistiken, eine umfangreiche Zeitschriftensammlungen, historische Fotoaufnahmen, Plakate, einige Videofilmaufnahmen, Akten, Planungsdokumente, Korrespondenzen und Karten aber auch Rechnungen, Preislisten (etwa für Mietwagen oder Campingzubehör), Buspläne, Menükarten und Reiseprogramme, um nur einige der vielfältigen Quellen aufzuzählen. Neben Monographien und Zeitschriften sind ebenso Veröffentlichungen namibischer Behörden, Planungsdokumente und Korrespondenzen sowie aus Namibia stammende Periodika wie beispielsweise die Allgemeine Zeitung sowie populäre Zeitschriften, Nachrichtenblätter und Veröffentlichungen namibischer Organisationen, Regierungsstellen und Firmen einsehbar. Der Quellenfundus ist reichhaltig. Kapitel 2 wird sich den Anfängen des Tourismus in Namibia widmen und darstellen, welche Imaginationen, Bedeutungszuschreibungen und touristische Infrastrukturen dazu führten, dass das Land als touristische Destination wahrnehmbar und als solche konsumierbar wurde. Hierbei ermöglichen es Planungsdokumente und Korrespondenzen südwestafrikanischer Regierungsstellen herauszustellen und nachzuvollziehen, wie die touristischen Infrastrukturen ab den 1920er-Jahren der Idee folgten, „to put South West Africa on the map". Kapitel 3 wird einen stärkeren Fokus auf das alltägliche Moment der touristischen Reise legen. In diesem Zusammenhang wird der literarischen Verarbeitung der touristischen Rundfahrten in Reisebeschreibungen bzw. Reiseberichten eine stärkere Rolle zukommen. Jene Quellengattung verweist auf Abenteuerliches, fiktionalisiert Dokumentarisches mit Oral-History-Anmutung und beschreibt aus einer alltagshistorischen Perspektive den Ausbau der Topologie des Tourismus, nimmt sich der Planung, Organisation und Durchführung von Safarirundfahrten von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre an. In vorliegender Arbeit soll die Geschichte des Tourismus in Namibia nicht nur mit Textquellen, sondern ebenso mit bildlichen Quellen erzählt werden. Daher widmet sich Kapitel 4 einer solchen perspektivischen Ausrichtung. Bilder haben einen Anteil daran, die Wahrnehmung der Touristen (oft schon vor Beginn der eigentlichen Reise) zu prägen, idealisierte Bilder zu konstruieren, demnach also touristische Räume konsumierbar zu machen. Dabei spielt es nur indirekt eine Rolle wie sich die sozialen Räume vor Ort letztendlich darstellen. Die Quellenbasis bietet hierfür das von 1945 bis 1986 publizierte South West Africa Annual (SWA Annual). Zum einen ist das Jahrbuch Sprachrohr der deutschstämmigen Siedlergesellschaft Namibias, welche als wichtige Akteure des namibischen Tourismus gedacht werden müssen, zum andern folgte es der administrativen Politik Namibias unter südafrikanischem Mandat und versuchte nicht zuletzt durch technische Inszenierungen auf visueller Basis „plans to make South West Africa a tourist paradise" umzusetzen. Anschließend daran wird Kapitel 5 Reiseführer oder -handbücher als technisches Ensemble zur touristischen Handlungs- und Sehanleitung diskutieren. In diesem Kontext ermöglichen verschiedene Reisebücher mit einem Fokus auf den 1970er- bis 1990er-Jahren einen analytischen Blick auf die ordnungsstiftenden Wirkungen dieser Reiseanleitungen zu legen, wobei sie der Frage nachgehen, welche massenhaft verbreitete Vorstellungen und Handlungsanleitungen in Bezug auf räumliche Konstruktionen im Tourismus kommuniziert wurden. [...]
Dies ist ein Auszug aus der Studie Die Geschichte des Tourismus in Namibia, von Lukas Breitwieser.
Titel: Die Geschichte des Tourismus in Namibia
Untertitel: Eine heterotopische Topologie der Technik
Autor: Lukas Breitwieser
Verlag: Basler Afrika Bibliographien
Basel, Schweiz 2016
ISBN 9783905758740 / ISBN 978-3-905758-74-0
Broschur, 17 x 24 cm, 368 Seiten
Breitwieser, Lukas im Namibiana-Buchangebot
Die Geschichte des Tourismus in Namibia
Die Geschichte und Entwicklung des Tourismus in Namibia: Eine heterotopische Topologie der Technik.