Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft, von Helmut Strizek

Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft, von Helmut Strizek. Ch. Links Verlag. Berlin, 2006. ISBN 9783861533900 / ISBN 978-3-86153-390-0

Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft, von Helmut Strizek. Ch. Links Verlag. Berlin, 2006. ISBN 9783861533900 / ISBN 978-3-86153-390-0

Bildauszug aus: Geschenkte Kolonien, von Helmut Strizek. (ISBN 9783861533900 / ISBN 978-3-86153-390-0)

Bildauszug aus: Geschenkte Kolonien, von Helmut Strizek. (ISBN 9783861533900 / ISBN 978-3-86153-390-0)

Zur Einführung seines Geschichtswerkes "Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft", läßt Autor Dr. Helmut Strizek eine liebliche ruandische Legende anklingen: "Wenn Imana, der Herr der Welt, sein Tagwerk irgendwo auf dem Erdenrund vollbracht hat, kehrt er abends in das schöne Ruanda zurück, um sich auszuruhen."

Helmut Strizek  

Das Buch geht auf die Anregung von Privatdozent Dr. Dr. Ulrich van der Heyden zurück, die vom Verleger Christoph Links aufgegriffen wurde. Sein Inhalt ist vom Verfasser zu verantworten, der jedoch mannigfachen Rat und Hilfe erfuhr. Zu danken ist vor allem Dr. Reinhart Bindseil, den der Verfasser schon als deutschen Botschafter in Kigali 1988 kennen gelernt hat.

Am 2. Februar 1900 traf der aus dem Elsass stammende katholische Bischof Jean-Joseph Hirth vom Afrikamissionsorden der »Weißen Väter« am Hof des ruandischen Königs Yuhi V. Musinga mit der Absicht ein, diesem Landstrich die Botschaft von der christlichen Nächstenliebe zu vermitteln. Im Sommer 1994 schien Gott zusammen mit den europäischen Priestern und Pastoren aus dem Land geflohen zu sein. Das Land war während der Endphase eines vierjährigen Bürgerkriegs, in dessen Verlauf die Tutsi-Bevölkerung Opfer eines Völkermords wurde, zur Hölle auf Erden geworden. Die internationale Staatengemeinschaft gab sich erschüttert, schaute dem Treiben aber nur zu. So war es schon 1972 gewesen, als im ethnisch identisch zusammengesetzten Nachbarland Burundi die Soldaten der Tutsi-dominierten Armee alle Hutu mit Schulbildung töteten, derer sie habhart werden konnten. Die Welt hat diese Verbrechen in Burundi nie wirklich zur Kenntnis genommen. Ruanda war 1994 allerdings für einige Monate in aller Munde. Dennoch weiß die deutsche Öffentlichkeit über beide Länder, ihre Menschen und ihre Geschichte kaum Bescheid, obwohl Ruanda und Urundi (das heutige Burundi) zwischen 1897 und 1916 Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika waren. Ruanda und Urundi stellen kolonialgeschichtliche Sonderfälle dar, denn das Deutsche Reich hatte sich nicht um den Besitz der beiden Königreiche bemüht; man kannte sie nicht einmal. Im Zuge der Aufteilung Afrikas in Einflussgebiete sind sie den Deutschen als Ergebnis der Berliner »Kongo-Konferenz« 1884/85 per Strich über eine unvollständige Afrikakarte zugefallen. Ruanda und Urundi waren gleichsam »geschenkte« Kolonien. Erst knapp zehn Jahre später, 1894, besuchte der Forschungsreisende Gustav Adolf Graf von Götzen als erster Deutscher gut bewaffnet den ruandischen Königshof. Ab 1897 »öffneten« Kolonialoffiziere die Länder ziemlich gewaltsam und installierten allmählich ein System indirekter Herrschaft, bis sie im Ersten Weltkrieg einer belgisch-britischen Übermacht weichen und das Land verlassen mussten. Mit dem vorliegenden Buch, das keinen Anspruch auf eine vollständige wissenschaftliche Dokumentation erhebt, soll an dieses fast vergessene Kapitel deutscher Kolonialgeschichte erinnert werden, wobei der politische Aspekt im Zentrum der Darstellung der deutschen Kolonialherrschaft in Ruanda und Urundi steht. Sie wird ergänzt um einen historischen Essay, der den Bogen schlägt von der nach dem Abzug der Deutschen eingerichteten belgischen Verwaltung als Mandat des Völkerbunds über die Zeit der Treuhandschaft der Vereinten Nationen und den Beginn der wiedergewonnenen Souveränität 1962 bis zu den Katastrophen des ausgehenden 2o. Jahrhunderts. Die historisch-distanzierte Reflexion ist dabei gepaart mit der Sympathie für den weiten und mühsamen Weg, den die Bewohner Ruandas und Burundis vom Zustand als Objekte der Geschichte beim Eintreffen der Europäer bis zur heutigen Situation als teilautonome Subjekte der Geschichte zurückgelegt haben. Teilautonom deshalb, weil sie vom Ziel »Afrika den Afrikanern« infolge fortwährender Außeneinflüsse noch weit entfernt sind. Dies ist auch darum so tragisch, weil gerade diese beiden Staaten im Unterschied zu vielen anderen afrikanischen Ländern jahrhundertealte autonome und autarke Herrschaftstraditionen aufwiesen. Doch eine wirkliche Selbständigkeit wurde Ruanda und Urundi auch nach Erlangung ihrer Unabhängigkeit 1962 nicht zuteil, denn immer wieder wurden Brandfackeln von außen in die komplizierten innergesellschaftlichen Konflikte der nachkolonialen Staaten geworfen, die zu Flächenbränden geführt haben. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft, von Helmut Strizek.

Titel: Geschenkte Kolonien
Untertitel: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft
Autor: Helmut Strizek
Reihe: Schlaglichter der Kolonialgeschichte Band 4
Ch. Links Verlag
Berlin, 2006
ISBN 9783861533900 / ISBN 978-3-86153-390-0
Broschur, 16 x 23 cm, 224 Seiten, 82 Abbildungen

Strizek, Helmut im Namibiana-Buchangebot

Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft

Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft

Das Buch "Geschenkte Kolonien: Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft" beschreibt die Kolonialherrschaft von den Anfängen bis zum Rückzug der Deutschen 1916.