Flamingofeder, von Laurens van der Post

Flamingofeder, von Laurens van der Post. Karl H. Henssel Verlag. Berlin, 1956.

Flamingofeder, von Laurens van der Post. Karl H. Henssel Verlag. Berlin, 1956.

Flamingofeder (Autor: Laurens van der Post) Karl H. Henssel Verlag. Berlin, 1961. Ansicht ohne Schutzumschlag.

Flamingofeder (Autor: Laurens van der Post) Karl H. Henssel Verlag. Berlin, 1961. Ansicht ohne Schutzumschlag.

Flamingofeder, von Laurens van der Post. Schweizer Druck- und Verlagshaus AG. Zürich, o. J.

Flamingofeder, von Laurens van der Post. Schweizer Druck- und Verlagshaus AG. Zürich, o. J.

Der Roman Flamingofeder von Laurens van der Post, spielt sich im Jahr 1948 ab und führt in das vom Bantustamm der Takwena bewohnte Gebiet des südafrikanischen Kaplands.

Laurens van der Post  

Die Flamingofeder als Bote der Nacht

Die Handlung hebt offenkundig in dem Moment an, als ich aus meinem Hause auf die Veranda trat, hinaus in ein verwirrendes Zwielicht der Abenddämmerung. Unter mir auf dem steilen Hang vernahm ich den Widerhall rasender Tritte, fast unmittelbar darauf folgte der triumphierende Kriegsruf der Amangtakwena: „Mattalahta Buka!" „Endlich töten wir!" Es war das Jahr 1948, der Tag, der 12. Juli, die Stunde, 5 Uhr 30 nachmittags, und der Ort des Geschehens, mein eigenes Haus. Mein Haus steht hoch über einem Abhang der grauen Berge, hinter dem Dorf Sankt Joseph, auf der Halbinsel des Kaps der Guten Hoffnung. An klaren Tagen habe ich eine herrliche Sicht nordwärts über die blauen Wasser der Bucht bis dorthin, wo die fernen Purpurberge Hottentotten-Hollands das seltsame Kap der Hängenden Klippe entschlossen ins Meer hineinstoßen; da lehnt es sich schwer über seine eigenen Grundfesten hinaus, so wie sein Name „Hängender Felsen" andeutet, und starrt düster in das Gewoge des Indischen Ozeans, der in der Tiefe mürrisch grollt. Aber an jenem Abend, als ich auf die Veranda hinaustrat, war dort nichts zu erblicken als trübe Dorflichter. Der Tag ging schon zur Neige; selbst den sanften Schimmer, der sonst um diese Stunde noch glimmt, hatte der grimmige Sturm erdrückt. Vor der Gewalt seines Andringens warf ich schnell die Eingangstür hinter mir zu. Den Schrei, der zu mir gedrungen war, und den Klang jener verzweifelt hastenden Füße konnte selbst das Heulen des Sturmes nicht übertönen, sie lagen mir noch klar vernehmbar im Ohr. Einen solchen Kriegsruf hatte ich gerade zu jener Zeit und an jenem Ort am wenigsten erwartet. Zwar arbeiten viele Takwena auf dieser Halbinsel, aber gerade Takwena sah ich nie, wie andere Stämme, am Wochenende lärmend und plündernd durch die Vororte ziehen. Trotzdem zweifelte ich keine Sekunde, daß ich recht gehört hatte. Ich kenne doch meine Takwena! Sie sind mir der liebste afrikanische Volksstamm. Übrigens hatte ich erst vor wenigen Minuten meine Arbeit an dem Werke „Geistesart und Mythos der Amangtakwena" mitten im neunzehnten Kapitel unterbrochen. Als ich nun jene Stimmen, von dunklen Urkräften getrieben, aufklingen hörte, Stimmen, die aus echten 'Takwena-Herzen und -Kehlen hervorbrachen, spornte mich dies zu rückhaltloser Tat. Neben der Eingangstür meines Hauses hängt an jeder Seite ein schöner Somali-Schild; beide hatte ich früher einmal von der Nordwestgrenze Kenyas mitgebracht. Jeder Schild ist flankiert von einem heraldischen Bündel kunstvoller tödlicher Wurfspeere der Massai. Ich sprang hinzu und ergriff den Haufen Speere zur Rechten. Es kam mir gar nicht in den Sinn, mir etwa die Zeit zu nehmen, ins Haus zurückzugehen und ein Gewehr zu holen. Jener Schrei hatte in mir das zwingende Gefühl ausgelöst, es müsse dringend etwas geschehen. Auch spürte ich von vornherein instinktiv und unbeirrbar, daß ich selbst davon betroffen und für dieses Geschehen persönlich verantwortlich war. Während ich nach den Speeren griff, tauchte neben mir am Fenster des Wohnzimmers das Gesicht von Umtumwa auf, mein persönlicher Diener, mein alter Bursche und Freund in Krieg und Frieden. Sein gediegenes, würdevolles Takwena-Antlitz mit der flachen, drollig gerunzelten Nase war dicht an die Scheibe gepreßt, wie jeden Abend, wenn er einen letzten kurz prüfenden Blick hinauswarf, ehe er die Vorhänge vor dem sterbenden Tage zuzog. „Schnell, Umtumwa, folge mir!" rief ich, so laut ich konnte, und zog einen Speer mit solcher Gewalt aus der Hülse, daß der ganze Haufe klappernd zu Boden fiel. [...]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Flamingofeder, von Laurens van der Post.

Titel: Flamingofeder
Autor: Laurens van der Post
Ubersetzung: Margarete Landé
Originaltitel: Flamingo Feather
Verlag: Karl H. Henssel Verlag
Berlin, 1961
Original-Leinenband, 12 x 19 cm, 424 Seiten

van der Post, Laurens im Namibiana-Buchangebot

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