The Family Album of Wild Africa, von Laurent Baheux
The Family Album of Wild Africa: Wenn Laurent Baheux nach Afrika kommt, wird er zu einem dieser „Wanderer auf prähistorischer Erde, auf einer Erde, die wie ein unbekannter Planet aussah", wie es Joseph Conrad einst beschrieb.
Das Afrika, das er entdeckt, mit seiner rohen, barbarischen Landschaft, ist von den letzten Resten einer ursprünglichen Fauna besiedelt, die im Begriff ist, der menschlichen Zivilisation zu weichen. Deshalb möchte der Fotograf das letzte Zeugnis dieser verschwindenden Welt festhalten, die Unschuld und Verletzlichkeit dieser letzten wilden Tiere einfangen. Mit der völligen Bestialität konfrontiert, spürt Laurent Baheux, wie er selbst zum Tier wird: „Ist nicht der Mensch das einzige Tier, das nicht weiß, was es ist?", wie er gerne sagt. Von dieser Rückkehr des Fotografen zum natürlichen Zustand, von diesem Weg des Entdeckers durch das Land allen Ursprungs bleibt in seinen Bildern das Gefühl einer idyllischen Zeitreise. Keine Spur von Traurigkeit, von wilder Raserei in den Tierporträts, die er auf seinem Weg eingefangen hat; der Funke Menschlichkeit, den man in den Augen der Tiere entdeckt, spricht ganz im Gegenteil dafür, dass er ihnen eine Empfindsamkeit zugesteht, die ihnen lange Zeit abgesprochen wurde, „Lasset ihnen einmal die Freiheit, selbst von sich eine Erklärung zu geben", forderte schon im 17. Jahrhundert der französische Autor La Bruyere im Namen der Tiere, die von seinen Zeitgenossen gequält wurden. In der ambivalenten Geschichte des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier nehmen die Künstler eine Sonderstellung ein. Das Tier als Kunstobjekt zu sehen, die Neugier, Bewunderung oder Furcht, die es auslöst, in Bilder zu übertragen - heißt das nicht eigentlich, dass ihm zumindest in Grundzügen etwas Menschliches zugeschrieben wird? Laurent Baheux beruft sich auf diese künstlerische Tradition und steht gleichzeitig für die tiefgreifende Veränderung, welche die Erfindung der Fotografie für das Verhältnis von Mensch und Tier mit sich brachte. Als Lieblingsmotive der Fotografen hat man Tiere zunächst als Jagdtrophäen, dann als Zuchtbeispiele, Begleiter des Menschen oder aber als wissenschaftliche Studienobjekte dargestellt. Als Folge davon, dass ihm Tiere immer vertrauter erschienen, sorgte sich der Mensch schließlich um ihre Lebensbedingungen. Die Diskussion um die Rettung bedrohter Arten, die Anerkennung des Tieres als gefühlsbegabtes Wesen gingen mit dieser neuen Aufmerksamkeit einher. Dieses Plädoyer, das heute bei vielen Tierdarstellungen hintergründig mitschwingt, findet sich auch in den Porträts wilder Tiere bei Laurent Baheux. So ist die Entscheidung, die afrikanische Fauna abzubilden, bei ihm Ausdruck einer ideologischen und ästhetischen Einstellung. Die Raubkatzen und großen Säugetiere Afrikas sind tatsächlich ein unerschöpflicher Fundus an Formen, deren Eleganz der Silhouette und deren majestätisches Erscheinungsbild mit der Rauheit ihrer Bewegungen wetteifern. Man spürt in den Fotografien von Laurent Baheux seinen Wunsch, den Anblick dieser ursprünglichen Natur zu bewahren und zur Rettung dieser Tiere beizutragen, denen er eine Seele und Individualität einhaucht. Raubtierporträts - würdevoll und sanft Laurent Baheux griff dort zum Fotoapparat, wo andere sich Pinsel oder Meißel geschnappt hätten. Zwar unterscheiden ihn das von ihm gewählte Medium und seine technischen Mittel von den Malern und Bildhauern, die ihm vorausgegangen sind, doch teilt er mit ihnen die Faszination für das Tierreich. Anfang des 19. Jahrhunderts zählten die romantischen Künstler zu den ersten, die mit ihren Darstellungen etwas anderes wachriefen, als die damals in der Tierkunst vorherrschenden dokumentarischen oder symbolischen Sichtweisen. Ihr Bestreben, die Leidenschaften und Gefühle exotischer Tiere darzustellen, um sie so lebendig wie möglich erscheinen zu lassen, gründete in einem Hunger nach neuen, fremden Lebenswelten und einer Faszination für alles Große und Maßlose. Zwar verdankten sie ihre Kenntnis des Löwen und anderer wilder Tiere vor allem regelmäßigen Zoobesuchen; doch die Erregung, die ihnen des Schauspiel aus fernen Ländern bot, ihr Eindruck, dort ein verlorenes Paradies neu entdecken zu können - diese Gefühle finden sich auch in Laurent Baheux' Suche in Afrika wieder, wo er die letzten existierenden Naturreservate findet: Orte mit einer Natur, die vor der Hand des Menschen bewahrt wurde. [...]
Dies ist ein Auszug aus: The Family Album of Wild Africa, von Laurent Baheux.
Titel: The Family Album of Wild Africa
Fotograf: Laurent Baheux
Genre: Afrika-Fotobuch
Verlag: teNeues Publishing UK Ltd
Imprint: teNeues Media GmbH & Co. KG
Kempen, 2017
ISBN 9783961710492 / ISBN 9783-96171-049-2
Gebunden, 22 x 31 cm, 304 Seiten, 175 schwarz-weiß Abbildungen, Text in Deutsch, Englisch und Französisch
Baheux, Laurent im Namibiana-Buchangebot
The Family Album of Wild Africa
The Family Album of Wild Africa birgt hochwertige und künsterlische Schwarz-Weiß-Fotografie von Wildtieren in Tansania.
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