Etoscha: Rhythmen einer afrikanischen Wildnis von Claudia du Plessìs und Wynand du Plessìs

Etoscha: Rhythmen einer afrikanischen Wildnis von Claudia du Plessìs und Wynand du Plessìs.

Etoscha: Rhythmen einer afrikanischen Wildnis von Claudia du Plessìs und Wynand du Plessìs.

Aus dem Kapitel über die Regenzeit in Etoscha berichten Claudia du Plessìs und Wynand du Plessìs in Rhythmen einer afrikanischen Wildnis:

Inmitten der überschwemmten Savanne feiern wir jubelnd das Wunder, das der Sturm hervorgezaubert hat. Mit einem sanften Gurgeln fließt das Wasser um uns herum langsam flacherem Terrain entgegen. Die kühle Luft ist belebend, der Geruch von Regen und nasser Erde betörend. Nach den schweren Niederschlägen lichtet sich der Wolkenschleier allmählich. Am fernen Horizont tobt das Gewitter noch, Blitze flackern und Donner grollt in tiefem Bass. Plötzlich bricht das Sonnenlicht durch den westlichen Abendhimmel und eine Symphonie von Farben ergießt sich in diese seltene, lichtdurchlässige Wasserwelt, als wollte sie der Trockenzeit Lebewohl sagen und den Beginn der Regenzeit ankündigen.

Der Regen verändert alles. Die Luft ist klar und feucht, die Temperatur angenehm. Vom weißen Trockenzeitstaub reingewaschen, schimmert die Savanne in pastellenen Erdfarben und glänzt mit Tümpeln und Pfützen. An ihnen trinken die Wildtiere wann immer sie wollen und ignorieren die nun verlassenen, ganzjährigen Wasserstellen. Die bisher ruhigen Nächte erwachen zum Leben durch Termiten, Falter sowie andere geschlüpfte Insekten, die emsig schwirren und flattern, und denen Fledermäuse als auch Nachtschwalben im "Futterrausch" nachjagen. Die bedeutendste Veränderung allerdings geht im Stillen vor sich und findet im durchnässten Boden statt. Samen, die für Monate, manchmal für Jahre schlummerten, erwachen zu neuem Leben und zaubern innerhalb weniger Tage ein zartes Grün auf das braune Land: Es ist Gras, die Lebensgrundlage der afrikanischen Savanne. Bald sind die Grasebenen mit Steppenzebras, Streifengnus und Springböcken übersät. Ihre tief hängenden Köpfe bewegen sich unermüdlich hin und her, während sie das Gras mit ihren scharfen Schneidezähnen förmlich abmähen und sich nach den vergangenen, harten Monaten endlich satt fressen.

Inzwischen bewegt sich eine Flut auf Etoscha zu. Gespeist von Regenfällen nördlich und östlich des Parks, beginnen die kurzlebigen Flüsse des Ekuma, Oshigambo und Omuramba Owambo, die fast das ganze Jahr über trocken sind, zu fließen. In guten Regenjahren erreichen sie die Etoscha-Pfanne und bilden im Mündungsbereich weitläufige Wasserflächen. Der flutende Omuramba Owambo füllt zunächst die Fischerpfanne, eine östliche Ausbuchtung der Etoscha-Pfanne, die in die Hauptpfanne überläuft. Innerhalb kürzester Zeit finden sich an diesen regenzeitlichen Seen Tausende von Wasservögeln ein. Kleine Fische, Wasserinsekten und zahllose Mikroorganismen haben die Reise mit dem Flutwasser unternommen und bilden zusammen mit Feenkrebsen, Rückenschalern sowie Blaugrün-Algen, die nun in Massen auftreten, ein reiches Nahrungsangebot.

Watvögel, darunter Stelzenläufer und Säbelschnabler, stolzieren anmutig durchs seichte Wasser. Graureiher stehen bewegungslos und lauern Fröschen oder kleinen Fischen auf, die achtlos vorbeischwimmen. Kap- und Rotschnabelenten paddeln keck umher und naschen an kleinen Wasserpflanzen und Insekten. Rosa- und Zwergflamingos, manchmal zu Tausenden versammelt, staksen mit langen, roten Beinen umher und trompeten und schnattern unaufhörlich.

Mit dem Anbruch der Regenzeit geht eine Welle der Rastlosigkeit durch den Park und erfasst Springböcke, Gnus und Zebras. Eine Herde nach der anderen macht sich auf ihre traditionelle Wanderung zu den Grasebenen westlich der Etoscha-Pfanne. Bald vereinigen sie sich zu riesigen Gruppen, die in langen Reihen ziehen. Der Marsch wird zur Prozession. Für ein Löwenrudel, das sich entlang der Wanderroute niedergelassen hat, sind die ziehenden Tiere, von denen jetzt viele hochträchtig sind, leichte Beute. Nach einigen Tagen treffen die ersten Grasfresser endlich in ihrem beliebten Sommerweidegebiet ein. Da ganzjährige Wasserstellen fehlen, war es hier während der Trockenzeit still. Nun aber erwacht das Grasland zum Leben und ist mit dem Wiehern, Blöken und Grunzen von Tausenden von Wildtieren erfüllt.

Eines Morgens ruht eine Springbockricke etwas abseits der Herde im Gras. Neben ihr liegt regungslos ein winziges, nasses Bündel. Sie beugt sich zu ihrem neugeborenen Kitz zurück und für eine Sekunde berühren sich die Nasen von Mutter und Jungem zum ersten Mal. Während die Ricke sein Fell sauber leckt, rührt sich der kleine Springbock und versucht, nur wenige Minuten alt, aufzustehen. Die ersten Versuche scheitern, seine Beine geben nach und das Junge strauchelt zurück ins Gras.

Aber schon bald steht es für einige Sekunden auf langen, wackeligen Beinen. Kurz darauf unternimmt es die ersten unsicheren Schritte auf seine Mutter zu, sucht unmittelbar nach den Zitzen und trinkt zum ersten Mal. Innerhalb weniger Stunden ist das Kitz kräftig genug um, wenn nötig, mit seiner Mutter vor einem Raubtier zu fliehen. In den folgenden Wochen werden Hunderte anderer Springbockkitze, Gnukälber und Zebrafohlen in diese Zeit des Überflusses geboren. In gemischten Herden tollen sie ausgelassen im saftigen Grasteppich, der mit gelben Blumen übersät ist.

Für einige Wochen gleicht Etoscha einem Paradies, in dem Nahrung und Wasser in Hülle und Fülle vorhanden sind. Dies ist eine wertvolle Zeit der Erneuerung und des Kräfteschöpfens. Allmählich jedoch, zunächst fast unbemerkt, verschwinden die Wolken vom Himmel. Mit dem Ausbleiben der Regenfälle vertrocknen die regenzeitlichen Seen und kurzlebigen Pfützen schnell. Die Zugvögel ziehen in feuchtere Regionen und die Wildtiere kehren nach und nach in ihre Winterweidegebiete zurück, wo sie wieder an den ganzjährigen Wasserstellen trinken.

Im warmen Licht der untergehenden Sonne beobachten wir eine Herde von Springböcken im gelb-grünen Gras, als ein junger Springbock plötzlich losrast und mit gesenktem Kopf, krummem Rücken und steifen Beinen wie ein Gummiball herumzuspringen beginnt. Sogleich schließen sich andere an und bald hüpft die ganze Herde ausgelassen und wie verrückt umher. Obgleich das "Prunken", wie man dieses Verhalten bezeichnet, vermutlich dazu dient, das Fluchtverhalten vor Raubtieren zu üben, erscheint es uns als der Ausdruck puren Übermutes und reinster Freude am Leben. Die Regenzeit ist vorüber, doch Etoscha ist gestärkt und gewappnet für die kommende Trockenzeit.

Mit wild zuckenden Blitzen tobt das Gewitter in der Ferne weiter, während über den Moringabäumen des "Märchenwaldes" wieder Ruhe eingekehrt ist (links und Seite 81). Heftige Stürme setzen Etoschas Savannen und Grasebenen in der Regenzeit innerhalb kürzester Zeit unter Wasser (oben). Ihnen folgen meist mehrtägige regenlose Perioden, in denen der Himmel aufklart, die überschwemmte Landschaft langsam abtrocknet und angenehm warme Sonnentage den Pflanzenwuchs beschleunigen. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Etoscha: Rhythmen einer afrikanischen Wildnis von Claudia du Plessìs und Wynand du Plessìs.

Buchtitel: Etoscha
Untertitel: Rhythmen einer afrikanischen Wildnis
Autoren: Claudia du Plessìs; Wynand du Plessìs
Verlag: Selbstverlag
2. Auflage, Swakopmund, Namibia 2007
ISBN 978-99916-63-15-9
Kartoneinband mit Schutzumschlag, 26x21 cm, 118 Seiten, durchgehend Farbfotos

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