Ehombo, von Julius Steinhardt

Ehombo, von Julius Steinhardt. ISBN 9783788809881 / ISBN 978-3-7888-0988-1

Ehombo, von Julius Steinhardt. ISBN 9783788809881 / ISBN 978-3-7888-0988-1

In seinen Jagderinnerungen beschrieb Julius Steinhardt seine ab 1909 unternommenen Jagdzüge und Tierbeobachtungen im Ehombo-Gebirge im nördlichen Kaokoveld der damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.

Julius Steinhardt  

Ein mächtiger, wild zerklüfteter Gebirgsklotz beherrscht den küstenfernen Norden des Landes meiner ewigen Sehnsucht: Mein Jagdgebiet, das todeseinsame Kaokofeld. Wenn ich mich zurückträume auf die sturmumtobte Höhe des Gebirges: Nach Sonnenaufgang hin versinkt der Blick in die uferlos sich breitende innerafrikanische Hochsteppe; gegen Mittag, Abend und Mitternacht ein unermeßliches Meer von Gipfeln, die schroff und steil gen Himmel streben. Und immer wieder wende ich mich nach Norden - nach Norden, wo in unerreichbarer Ferne mein deutsches Vaterland vom Lärm der Arbeit widerhallt. Sehnsüchtig folgt mein Auge den Heeren der Störche und Schwalben, die heimeilend sich in den Fluten des Kunene spiegeln; donnernd und brausend zwängt er sich durch das Tal, gleich als fliehe er vor den rauhen Felsenbergen, die ihn vom Wege zum fernen Meere abgedrängt. Dieses Gebirge, der Ehombo, dessen Schönheit keines Dichters Mund je zu beschreiben vermag, hat vorliegendem Buche den Namen gegeben; der Erinnerung an meine Jagden und Fahrten im Banne des Ehombo sei es geweiht. Heiß war der Tag! Bleierne, unbarmherzige Glut brütete über der baumlosen Steppe; unbarmherzige Glut kochte im Sande, lohte aus den granitenen Trümmern, die fluchbeladene Dämonenhand hier vor Urzeiten verstreut. Tot, tot wie die Wüste lag das unendliche Land in zitterndem Sonnenglast. Erstorben jeder Wille zum Leben selbst in den häßlichen Ozongombati-Sträuchern, denen das höllenheiße Sand und Steinmeer doch zum Garten Eden geworden, den Ozongombati, diesen vorsintflutlichen anmutenden Zerrbildern zwischen Baum und Busch, die fratzenhaft den verwitterten Blöcken gleichen; wie hilfeflehend reckten sie die dünnen, kahlen Aste gen Himmel, in denen noch vor wenigen Tagen der kalte Ost sein rauhes Lied geharft. Kein Käfersummen, kein Vogelgezwitscher - wie ausgestorben, die unendliche Steppe. Nur hoch, hoch über uns, kaum erreichbar dem Auge, schwammen in der grellblendenden Lichtflut ein paar Geier, geduldig, der Stunde harrend, da unser Aufbruch sie zum Mahle bitten würde. - Heiß war der Tag! Und roh seine Last und Mühe: Seit Sonnenaufgang quälten wir uns, den riesigen Elefantenbullen zu zerwirken, der gestern gegen Abend meiner Kugel zum Opfer gefallen: Ich war dem Lager schon so nahe gewesen, daß ich einzelne Stimmen zu unterscheiden vermochte; hatte den müden Schritt beschleunigt in der Aussicht auf kühlen Trunk und erfrischendes Bad, als der junge Vorweltriese sich mir plötzlich in schäumender Wut, mit schrillem, markgefrierenden Schrei entgegenstürzte. Eine gedankenschnelle Kugel auf den Rüsselansatz, die zweite auf den Stich - da warf der Angreifer sich herum und wurde mit zwei weiteren schlechten Treffern flüchtig. Nach einer kleinen halben Stunde hatte ich ihn eingeholt, als er sich unbegreiflicherweise in offener Steppe neben einer Aloe niedergetan. Wie so oft gegen Abend war der Wind abgeflaut und quengelte im letzten Hauche unstet hin und her; der Bulle bekam Witterung, wurde hoch, - und brach dröhnend zusammen, dahingerafft vom pfeifenden Geschosse, das jäh den Lebensfaden des gewaltigen Tieres zerriß. Heute nun hatte ich seit Sonnenaufgang das Zerwirken des Kolosses geleitet, das Wildbret Last um Last zum Lager gesandt. Zwei heiße Stunden lang hatte ich im Aufbruche herumgewühlt auf der Suche nach Eingeweidewürmern, auf die ich’s besonders abgesehen, gelten sie mir mit ihrer mehr denn wunderbaren Fortpflanzung doch als die Geschöpfe, die dem wissenden Grübler das schwierigste Rätsel aufgeben in Sachen meiner Steckenpferde, als da sind Entwicklung, Anpassung und Forschen nach dem, was wir Menschen Seele nennen. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Ehombo, von Julius Steinhardt.

Buchtitel: Ehombo
Autor: Julius Steinhardt
Illustrationen: Hans Anton Aschenborn
Verlag: Neumann-Neudamm
Melsungen, 2005
ISBN 9783788809881 / ISBN 978-3-7888-0988-1
Kartoneinband, 18x25 cm, 240 Seiten, zahlreiche sw-Abbildungen

Steinhardt, Julius im Namibiana-Buchangebot

Ehombo

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Die Erstausgabe des jagd- und landeskundlichen Südwestafrika-Klassikers Ehombo erschien 1922 bei Neumann-Neudamm.

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