Dies ist Südafrika, von Peter Borchert

Dies ist Südafrika, von Peter Borchert

Dies ist Südafrika, von Peter Borchert

Ein Porträt Südafrikas: Es ist immer schwierig, die Beziehungen innerhalb einer Gesellschaft sowie die zwischen Menschen und Land zu verstehen.

Peter Borchert  

Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Lage in Südafrika noch komplexer als in anderen Ländern, während man gleichzeitig mit einer Hoffnung, welche die Menschen noch nie erlebten, das neue Jahrhundert betreten hat. Die umgehende Wiederaufnahme in die Weltgemeinschaft und die verhältnismäßige Zügigkeit, Friedlichkeit und Gutwilligkeit mit der eine neue Ordnung geschaffen wurde, sind als beschwingende Ereignisse erlebt. Gefühle gemeinschaftlicher Zielsetzungen und Nationalstolz sind verbreitet, aber sie können die politischen und sozialen Abgrenzungen, die unter der dünnen Oberfläche bestehen, nicht vollständig verdecken. In der derzeitigen Situation setzt es Mut, vielleicht sogar Einfalt voraus, wollte man mit Überzeugung behaupten: „Dies ist Südafrika". Daher setzt sich selbst eine Einführung wie die hier vorliegende unausweichlich der Kritik aus, daß sie tendenziöse Darstellungen, Unterlassungen und Vorurteile enthält. Text und Bildunterschriften erheben keineswegs den Anspruch der Vollkommenheit.

Sie vermitteln nur einen Überblick oder geben flüchtige Eindrücke wieder, die teils persönlich, teils allgemeiner gehalten sind, um dem Besucher einige Hinweise und Ideen zu diesem faszinierenden und herrlichen Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu geben. Südafrika ist ein weiträumiges Land. Dementsprechend großflächig fällt auch die Ausdehnung der neun Provinzen aus. Unter den Provinzen bildet das Ballungsgebiet um Johannesburg und Pretoria - das dichtbesiedelte Wirtschafts- und Finanzzentrum Gauteng - die Ausnahme. Das Land breitet sich über 1,2 Millionen Quadratkilometer aus, vom Limpopo im Norden bis zum Kap Agulhas im Süden, wo sich Afrika in einem Gewirr windgepeitschter Dünen verliert. Die Westküste ist dem kalten Benguellastrom ausgesetzt, während die östlichen Landstriche im Bereich des warmen Agulhasstromes liegen. In Anbetracht der Größe des Landes rechnet man zwar mit einem abwechslungsreichen Landschaftsbild, doch kann man die wirkliche Vielfalt der natürlichen Verhältnisse kaum fassen.

Eine vereinfachte Darstellung gliedert die Gestalt des Landes in drei bestimmende Formen. Den Küstensaum, der den gesamten Subkontinent umgibt, das gewaltige Binnenhochland und die dazwischen liegenden, zerklüfteten Bergketten, die sich hier und da widerwillig auftun, um Strassen- und Eisenbahnverkehr zwischen Küste und Inland zu ermöglichen. Im Osten erhebt sich die große Randstufe, die sich von der Limpopo Provinz bis zu den gewaltigen Drakensbergen erstreckt. In Kwazulu-Natal erheben sie sich über 3000 Meter und sind in ihrer zerklüfteten Wildheit am imposantesten. Oft liegt im Winter eine Schneedecke auf den Gipfeln, um das herbe Gesicht Afrikas zu verschönern.

Ebenso eindrucksvoll sind die Gebirge am Westkap, die ihre Entstehung gänzlich anderen Kräften verdanken. Vor ca. 3 Millionen Jahren, als sich die Erdteile von dem einheitlichen Urkontinent Pangäa losrissen, entstand durch die Verschiebung und Stauchung des Gesteins ein gewaltiges Gebirge, das den Himalaja überschattet hätte, von dem aber heutzutage nur noch ein Schatten seiner ehemaligen Größe geblieben ist. Das Vermächtnis dieser unverstellbaren Kräfte erkennt man an den wellenförmig gefalteten Ketten, die Kap-Faltengebirge heißen. Der Küstensaum der großen Randstufe ist verhältnismäßig wasserreich. Während im westlichen Kapland winterliche Niederschlage mit heißen, trockenen Sommermonaten vorherrschen, gibt es an der subtropischen Ostküste oft monsunartige Sommerregengüsse, so daß nach feuchtheißen Tagen nur der Abend Linderung bringt. Aufgeforstete und einheimische Wälder bedecken die Landschaft der Südküste, wo das überwiegend milde Klima fast ganzjährig feucht ist.

Doch in Afrika verzeichnet man nur unregelmäßige Niederschlage, und die Dürre erweist sich als ständiges Schreckgespenst. Obwohl diese Verhältnisse auch für die Küste gelten, treffen sie das gewaltige Binnenhochland immer am härtesten. Besonders in der Mitte und im Westen des Landes bleibt dieses Gebiet selbst unter günstigeren Bedingungen immer niederschlagsarm, die Trockenheit währt manchmal mehrere Jahre. Eine derartige, andauernde Dürre währte in vielen Teilen Afrikas bis in die neunziger Jahre hinein und führte zu Mißernten, zur Dezimierung des Vieh- und Wildbestands und verursachte unter den Menschen unbeschreibliches Elend.

Die Gestalt des südafrikanischen Binnenhochlands ist keineswegs einheitlich. Dort breitet sich vor allem die Große Karu aus, die manche Reisende als öde Halbwüste betrachten. Für andere Besucher verfügen die scheinbar endlosen, nur mit Gestrüpp bewachsenen Ebenen, die von den charakteristischen flachen Kuppen [Koppies] durchsetzt sind, über eine eigene, besondere Schönheit und einen einmaligen Reiz. Nördlich der Karu steigt das Land gemächlich an und breitet sich nun über den Gariep (Oranje), sowie die Farmen und Goldbergwerke in der flachen Provinz Free State bis jenseits des Vaals aus. Dann weichen die Farmen plötzlich Bergwerken, anderen Industriezweigen und dem größten Ballungsgebiet südlich von Kairo.

Hier liegt Gauteng, in dem sich Städte und Vorstädte in fast lückenloser Kette dahin ziehen, wobei Johannesburg und Soweto den Kern bilden, Pretoria sich im Norden, Vereeniging sich im Süden befindet. Obwohl das Ballungsgebiet nur 1,4 Prozent der Gesamtfläche Südafrikas darstellt, drängen sich fast sieben Millionen Menschen auf diesen Raum. Die einzige Provinz, die diese Bevölkerungszahl übertrifft, ist das fünfeinhalbmal größere KwaZulu-Natal. […]

Dies ist ein Auszug aus dem Buch: Dies ist Südafrika, von Peter Borchert.

Buchtitel: Dies ist Südafrika
Autor: Peter Borchert
Verlag: Struik Publishers
Kapstadt, 2000
ISBN 1843307812
Broschur, 21x28 cm, 160 Seiten, durchgehend Farbfotos

Borchert, Peter im Namibiana-Buchangebot

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